Ein sehr hübscher Kerl
Gut finde ich schonmal, dass er nicht komplett panisch und kopflos wirkt. Aufgeregt und sehr außenorientiert, ja, aber mit ein bisschen Übung sehe ich da durchaus viel Potential. Erinnert mich ein bisschen an meinen Milo, und der ist inzwischen auch ganz passabel geworden.
Nummer 1: Mir wäre da zu viel Tempo drin. Dein Hund rennt von Reiz zu Reiz (verständlich, weil ist halt auch alles spannend), aber dadurch hat er gar nicht die Zeit, sich mit einzelnen Reizen wirklich auseinanderzusetzen. Ich würde hier tatsächlich eher Spazierenstehen als Spazierengehen. Also rausgehen, stehenbleiben, Welt beobachten und wenn er dann mal ein bisschen runterfährt, sich zu dir orientiert oder so, dann belohnen, ein paar Schritte weiter gehen und das Ganze von Neuem. Weil wenn er ständig neue aufregende Reize findet, ist ja klar, dass da im Kopf nichts mehr übrig ist für dich. Wenn aber die vorhandenen Reize in seinem 2 oder 3 Meter Radius irgendwann mal abgegrast sind, dann schafft das wieder Platz für dich.
Nummer 2: Du hast ja schon geschrieben, dass du die Orientierung zu dir belohnst. Da würde ich wirklich sehr, sehr hochwertige Belohnung nehmen. Meiner Erfahrung nach fahren gerade Hunde aus dem osteuropäischen Ausland oft auf Käse und andere Milchprodukte ab. Sonst wären auch Würstchen eine Alternative, um die Zeit bis zur Leberwursttube zu überbrücken.
Nummer 3: Thema Ansprechbarkeit. Hast du ein ordentlich aufgebautes Aufmerksamkeits-Signal? Ich nutze dafür z.B. den Namen meines Hundes. Wenn ich ihn damit anspreche, erwarte ich, dass er zu mir schaut oder sich zumindest mit den Ohren o.Ä. zu mir orientiert. Das ist gerade bei einem sehr außenorientierten Hund, der zu Anfang nicht von selbst auf die Idee kommt, sich an dir zu orientieren, Gold wert - zumindest, wenn es wirklich ganz ordentlich aufgebaut ist. Wenn der Name schon "abgedroschen" ist, dann such dir deshalb lieber ein anderes Signal (Schnalzen, Schnipsen, "Schau", was du halt willst). Aufbauen kannst du das, indem du daheim, wenn Hund dich anschaut, das Signalwort sagst und dann belohnst. Hund muss also erstmal quasi gar nichts machen. Das wiederholst du ein paar Mal und dann kannst du versuchen, das Signal zu sagen, wenn Hund grade irgendwo rumliegt und nichts tut. Schaut er zu dir: Super, belohnen! Wenn nicht, geht es halt nochmal einen Schritt zurück. Wenn das gut funktioniert, dann kannst du nach und nach die Ablenkung erhöhen und das irgendwann auch draußen versuchen, um ihn mal aus seinem Tunnel zu holen.
Zuallerletzt Nummer 4: Ich sehe, bei euch liegt Schnee. Da hat es meinem das erste Jahr über auch bei jedem Gassigang komplett die Sicherungen rausgehauen. Schnee konserviert die Gerüche oft besser, heißt, alles riecht nochmal viel krasser als sonst, und außerdem ist es aus Hundesicht einfach spannend. Eine besonders hohe Aufregung und Außenorientierung bei Schnee ist also gar nicht so ungewöhnlich. Selbst im 3. Jahr jetzt sehen unsere ersten Gassigänge, nachdem Schnee gefallen ist, noch ziemlich wild aus. Das würde ich auf jeden Fall mit berücksichtigen, ist einfach eine doppelte Herausforderung für deinen Hund gerade.