Beiträge von Schäferterrier

    Ich finde, die Frage ist auch, wo die Grenze zwischen "Vielhundehalter" und "animal hoarding" ist.


    Ob ich einem, zwei, drei, vier, fünf oder mehr Hunden gerecht werden kann, hängt natürlich irgendwo von den individuellen Voraussetzungen ab. Und genau so, wie es Leute gibt, die schon einem Hund nicht gerecht werden können, gibt es sicher auch andere Leute, die acht, neun oder zehn Hunden super gerecht werden können.


    Nichtsdestotrotz gibt es für mich definitiv eine Grenze, ab der ich sage, so vielen Hunden kann man nicht gerecht werden - vollkommen egal, wie die persönlichen Voraussetzungen sind und vollkommen egal, welchen Hundetyp man hat. Ich denke da z.B. an die über 140 Chihuahuas, die hier in der Gegend zuletzt aus einem Haushalt beschlagnahmt wurden. Das ist definitiv eine Anzahl, bei der ich sage, dem kann man selbst in einer Großfamilie mit 10+ Personen, die sich allesamt Vollzeit kümmern, niemals gerecht werden. Es geht (zumindest in meinem Universum, aber ich denke, da stimmen mir die meisten hier zu) schlicht nicht. Und das ist dann für mich eben keine "Vielhundehaltung" mehr, sondern "animal hoarding".


    (Wo diese Grenze zwischen "Vielhundehaltung" und "animal hoarding" ist, habe ich für mich übrigens noch nicht abschließend definiert.)

    Ausgiebes Stop und minimales Go in Verbindung mit Zeigen-und-Benennen und der Beschränkung auf reizarme 50-100Meter scheint wahre Wunder zu wirken. :hugging_face:

    Das klingt doch super! Dranbleiben, geduldig sein, dann wird das.


    Ich sehe da übrigens auch keinen deprivierten Hund. Einen altersentsprechend voll im Saft stehenden, sehr reizoffenen Jungrüden, der die Zusammenarbeit mit Menschen, das Einhalten von Regeln und Grenzen und ganz viele Umwelterfahrungen nicht lernen durfte und dadurch arg gestresst ist, ja. Vielleicht auch einen Hund, dessen Stress-System aufgrund seiner Herkunft einfach nicht gut funktioniert (und ggf. nie gut funktionieren wird).

    Aber genau solche Hunde sehe ich hier im Tierschutz zuhauf und das ist weit, weit weg von einem wirklich deprivierten Hund.

    Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, wieso du jetzt hü sagst, wenn die/der TE sich jetzt für hott entschieden hat.

    Weil ich den Begriff "Spazierenstehen" eingebracht hatte und klarstellen wollte, dass damit nicht die Stop-and-Go-Technik zur Leinenführigkeit gemeint war.


    Bezüglich deiner anderen Anmerkungen glaube ich ehrlich gesagt, dass du meinen Beitrag falsch verstanden hast - weil ich bin absolut deiner Meinung. Außer eben, dass es bei so einem Hund bei mir kein Stop-and-Go, sondern vorerst nur ein Stop geben würde.

    -spazierenstehen statt gehen.

    -auch schon bei leichter Leinenspannung stehen bleiben

    -lockert sich die Leine, belohne ich mit Worten und es geht weiter

    Naja das ist dann halt Leinenführigkeitstraining. Das würde ich persönlich zum einen jetzt noch gar nicht groß anfangen, weil der Hund so unter Stress steht, dass das einfach extrem zäh und frustrierend für euch beide wird. Zum anderen finde ich die Stehenbleib-Methode bei einem Hund, der mit Frust und Aufregung nicht gut umgehen kann, eher suboptimal.


    Ich meinte mit "Spazierenstehen" eher, dass du dich weniger aufs Gassigehen (heißt: Strecke machen) fokussiert und mehr auf Umweltgewöhnung - ganz unabhängig der Leinenführigkeit. Also das Stehenbleiben nicht als Strafe einsetzt, sondern vielmehr als Möglichkeit für den Hund, seine Umwelt mal in Ruhe wahrzunehmen. Heißt: Rausgehen, stehenbleiben, gemeinsam die Welt angucken (und dabei jede Orientierung zu dir belohnen).

    Zum Lösen und damit Hund sich ein bisschen bewegen kann, könnt ihr ja trotzdem noch den Innenhof nutzen.


    Sinn dahinter wäre für mich, dass Hund nach und nach lernt...

    - dass Spazierengehen nicht heißt, sich komplett mit Reizen abzuschießen

    - dass draußen gar nichts Krasses passiert

    - dass du am anderen Ende der Leine auch noch existierst und es sich lohnt, mit dir zusammen zu arbeiten

    - dass er sich Zeit nehmen kann, darf und soll, um seine Umwelt in Ruhe wahrzunehmen


    Weil gerade hast du einen Hund, der einfach nie gelernt hat, mit dem Menschen zusammen zu arbeiten und zugleich keinen adäquaten Umgang mit seiner Aufregung und seinem Frust entwickeln durfte. Das sind Dinge, die Welpen eigentlich von kleinauf kennenlernen, eben weil das die Voraussetzungen für jede Art von Training (Abrufbarkeit, Leinenführigkeit etc.) sind. Da deinem Hund diese Basics aber noch fehlen, macht es in meinen Augen keinen Sinn, mit Training anzufangen. Erst müssen die Grundsteine für eine gemeinsame Zusammenarbeit gelegt werden, dann kann dein Hund lernen, wie genau du dir eure gemeinsame Zusammenarbeit vorstellst.

    Da stelle ich mich aber schon auf 10-15minuten Stehzeiten zwischen jedem Schritt ein :D

    Ach du, ich stand mit Milo zeitweise auch mal ne halbe Stunde rum, bis er mich einmal angeschaut hat. Gut Ding will Weile haben oder so :ugly: Nee im Ernst: Dein Hund ist sooo außenorientiert, der kriegt auch vom Stehen und Schauen mehr als genug Input. Und so, wie ich es verstanden habe, habt ihr ja noch den Hof, wo er sich ein bisschen flotter bewegen kann. Mehr braucht es meiner Ansicht nach gerade nicht. Allein das Gucken und Wahrnehmen ist eine wahnsinns Auslastung für ihn.

    Problem hier ist wie mit dem Schnalzen, im Hinterhof klappt es noch 8 von 10 mal, sobald wir das aber "in freier Wildbahn" versuchen, klappt es nur noch 2 von 10 mal - da hab ich Angst mir das Signal kaputt zu machen....

    Deshalb meinte ich, das muss wirklich richtig, richtig ordentlich aufgebaut werden. Bleib besser bei einem Signal (also entweder Name oder Schnalzen). Und solange das nicht zu 100% im Hof klappt, würde ich es draußen noch gar nicht probieren, weil ja, dann machst du es dir tatsächlich nur kaputt. Das braucht einfach Zeit, viele, viele Wiederholungen und ein Umfeld, in dem der Hund noch lernen kann (siehe: spazierenstehen).

    Genauso geht er aber auch ab wenn wir eine neue, unbekannte Strecke gehen (habe ich am Anfang festgestellt wo wir die langen Spaziergänge gemacht haben und seitdem drehen wir mehr oder weniger immer die selben Runden im Park bzw in den angrenzenden Sackgassen

    Kenne ich auch von meinem. Selbst heute ist Leinenführigkeit auf neuen Strecken noch schwierig. Was helfen kann: Erstmal wirklich immer dieselben Strecken gehen. Und zwar vor und zurück, keine Runden. Wir hatten am Anfang zum Beispiel einen festen Morgen- und Abendweg und einen festen Weg für den größeren Mittagsspaziergang. Immer dieselben Strecken, immer dieselben Abläufe, das schafft einfach Erwartungssicherheit und kann langfristig auch dazu führen, dass die Reize auf genau diesem einen Weg irgendwann an Spannung verlieren (weil sind ja immer mehr oder weniger dieselben). Das kann man dann natürlich nach und nach ausdehnen, mal nen Schlenker mehr machen usw., aber erstmal halte ich Sicherheit und Struktur durch gleichbleibende, für den Hund vorhersehbare Situationen für einen wahnsinnig wichtigen Faktor, um da überhaupt mal einen Fuß in die Tür zu bekommen bezüglich Orientierung und Ansprechbarkeit.


    (Leinenführigkeit würde ich allein anhand meiner Erfahrung mit meinem eigenen Hund übrigens erstmal hinten anstellen. Ist nervig, ja, aber solange dein Hund dich draußen nicht wahrnimmt, kann er überhaupt keine Leinenführigkeit lernen. Erst Orientierung, dann Leinenführigkeit.)

    Ein sehr hübscher Kerl :smiling_face_with_hearts:


    Gut finde ich schonmal, dass er nicht komplett panisch und kopflos wirkt. Aufgeregt und sehr außenorientiert, ja, aber mit ein bisschen Übung sehe ich da durchaus viel Potential. Erinnert mich ein bisschen an meinen Milo, und der ist inzwischen auch ganz passabel geworden.


    Nummer 1: Mir wäre da zu viel Tempo drin. Dein Hund rennt von Reiz zu Reiz (verständlich, weil ist halt auch alles spannend), aber dadurch hat er gar nicht die Zeit, sich mit einzelnen Reizen wirklich auseinanderzusetzen. Ich würde hier tatsächlich eher Spazierenstehen als Spazierengehen. Also rausgehen, stehenbleiben, Welt beobachten und wenn er dann mal ein bisschen runterfährt, sich zu dir orientiert oder so, dann belohnen, ein paar Schritte weiter gehen und das Ganze von Neuem. Weil wenn er ständig neue aufregende Reize findet, ist ja klar, dass da im Kopf nichts mehr übrig ist für dich. Wenn aber die vorhandenen Reize in seinem 2 oder 3 Meter Radius irgendwann mal abgegrast sind, dann schafft das wieder Platz für dich.


    Nummer 2: Du hast ja schon geschrieben, dass du die Orientierung zu dir belohnst. Da würde ich wirklich sehr, sehr hochwertige Belohnung nehmen. Meiner Erfahrung nach fahren gerade Hunde aus dem osteuropäischen Ausland oft auf Käse und andere Milchprodukte ab. Sonst wären auch Würstchen eine Alternative, um die Zeit bis zur Leberwursttube zu überbrücken.


    Nummer 3: Thema Ansprechbarkeit. Hast du ein ordentlich aufgebautes Aufmerksamkeits-Signal? Ich nutze dafür z.B. den Namen meines Hundes. Wenn ich ihn damit anspreche, erwarte ich, dass er zu mir schaut oder sich zumindest mit den Ohren o.Ä. zu mir orientiert. Das ist gerade bei einem sehr außenorientierten Hund, der zu Anfang nicht von selbst auf die Idee kommt, sich an dir zu orientieren, Gold wert - zumindest, wenn es wirklich ganz ordentlich aufgebaut ist. Wenn der Name schon "abgedroschen" ist, dann such dir deshalb lieber ein anderes Signal (Schnalzen, Schnipsen, "Schau", was du halt willst). Aufbauen kannst du das, indem du daheim, wenn Hund dich anschaut, das Signalwort sagst und dann belohnst. Hund muss also erstmal quasi gar nichts machen. Das wiederholst du ein paar Mal und dann kannst du versuchen, das Signal zu sagen, wenn Hund grade irgendwo rumliegt und nichts tut. Schaut er zu dir: Super, belohnen! Wenn nicht, geht es halt nochmal einen Schritt zurück. Wenn das gut funktioniert, dann kannst du nach und nach die Ablenkung erhöhen und das irgendwann auch draußen versuchen, um ihn mal aus seinem Tunnel zu holen.


    Zuallerletzt Nummer 4: Ich sehe, bei euch liegt Schnee. Da hat es meinem das erste Jahr über auch bei jedem Gassigang komplett die Sicherungen rausgehauen. Schnee konserviert die Gerüche oft besser, heißt, alles riecht nochmal viel krasser als sonst, und außerdem ist es aus Hundesicht einfach spannend. Eine besonders hohe Aufregung und Außenorientierung bei Schnee ist also gar nicht so ungewöhnlich. Selbst im 3. Jahr jetzt sehen unsere ersten Gassigänge, nachdem Schnee gefallen ist, noch ziemlich wild aus. Das würde ich auf jeden Fall mit berücksichtigen, ist einfach eine doppelte Herausforderung für deinen Hund gerade.

    Vielleicht abgebrochen beim Schnauze durchs Gitter stecken oä.?


    LG Anna

    Wäre schon möglich, aber ich vermute, dann wären sie unterschiedlich lang abgebrochen, oder? 🤔 Habe mir auch schon überlegt, ob er sich die irgendwie ausgerissen hat, aber geht das so einfach? Und dann würden sie ja auch eher wieder mit einer dünnen Spitze nachwachsen... Ist mir echt ein Rätsel

    Braucht man Haus mit Garten für nen

    Nicht zwangsläufig. Aber wenn ein Hund, der in so ein Umfeld passt, überhaupt im Tierheim landet, dann gibt es in der Regel eine verdammt große Auswahl an Interessenten. Das Tierheim kann sich dann das Beste für den Hund rauspicken - und das ist in den wenigen Fällen 60m2 Mietwohnung, wechselnde Bezugspersonen und ein generelles Hin und Her im Alltag. Unser letzter unkomplizierter Hund wohnt jetzt bei nem wohlhabenden Ehepaar ohne Kinder in nem Penthouse, dessen Balkon größer ist als meine ganze Wohnung. Sei's ihr gegönnt, aber bei so einer Konkurrenz wird kein Tierheim den Hund an den TE und seine Lebensgefährtin vermitteln.

    Ich hab mal eine Frage zum Thema "gekürzte Vibrissen", die mir seit nun 3 Jahren nicht mehr aus dem Kopf geht. Kenne mich damit nicht so aus, aber vielleicht könnt ihr euch das ja erklären...

    Und zwar ist Milo ja ein Direktimport. Der wurde mit so 6 Wochen meine ich über den Zaun in die Tötung geschmissen und dann am nächsten Morgen vom Tierschutz aufgegabelt. Danach war er bisschen im Shelter und anschließend auf einer lieben Pflegestelle.

    Aber als Milo dann mit etwa 4 Monaten zu mir kam, hatte er eindeutig gekürzte Vibrissen. Also die waren ca. einen Zentimeter lang und richtig dick an der Spitze. Inzwischen sind die natürlich schon lange nachgewachsen, aber ich frage mich seitdem, warum?

    Bei Hunden, deren Gesichtshaare generell gekürzt werden müssen, verstehe ich das ja, aber Milo ist im Gesicht komplett kurzhaarig. Da muss ja fast jemand absichtlich und gezielt nur die Vibrissen abgeschnippelt haben, oder? Und falls ja: Wozu? Was soll das bringen? Gibt es irgendeinen Grund, die Vibrissen bei Kurzhaar-Hunden gezielt zu kürzen? Oder, andere Option: Kann sowas auch durch einen Unfall passieren?