Beiträge von Schäferterrier

    Lernen per se tut ein Hund durch Maulkorb natürlich nichts, aber er kann zumindest erstmal niemanden mehr verletzen

    Naja zumindest bekommt der Hund durch den Maulkorb die Chance, einen alternativen Umgang mit Frust und Unwillen zu entwickeln. Denn warum sollte er ein Alternativverhalten etablieren, wenn das jetzige Verhalten super funktioniert (weil alle vor den Zähnchen zurückzucken)? Ist für mich schon auch eine Form des Lernens, zu verstehen, dass Verhalten X nicht zum Ziel führt.

    Das geht doch aber gerade irgendwie in die falsche Richtung, oder? :???:


    Ein Hundebaby, das überdreht oder gestresst ist und dann schnappig wird, ist doch etwas vollkommen anderes als ein Junghund, der, weil ihm etwas nicht passt, sehr vehement nach vorne geht.

    Ja, der Hund der/des TE ist noch sehr jung, aber durchaus in einem Alter, in dem das je nach Rasse, Zuchtlinie und Charakter schon passieren kann. Mein eigener Hund hat, als er nur unwesentlich älter war, ebenfalls mal probiert, mit seinen Zähnchen den Hausdrachen zu spielen, weil es einmal funktioniert hat. Das war nach ein paar Diskussionen wieder erledigt, aber hätte ich ihn wie einen überdrehten Welpen behandelt, jeglichen Druck rausgenommen und ihn "machen lassen", hätte ich bald nicht mehr in mein eigenes Bett gedurft. Das sind für mich einfach zwei komplett verschiedene Baustellen, die auch einem ganz unterschiedlichen Handling bedürfen (wobei keine davon laut werden oder körperliche Korrekturen mit einschließen muss).

    Beides Rüden Bulldoggen

    Was für Bulldoggen denn?

    Bei einem Franzosen fände ich das Verhalten in dem Alter doch eher ungewöhnlich, bei ner Englischen Bulldogge würd ich mal sagen "Ja nu, das wird halt ein charakterstarker Hund."


    So oder so würde auch ich zuerst Schmerzen ausschließen wollen. Ein besonderes Augenmerk würde ich spontan mal auf alles in Richtung Rücken + Halswirbelsäule legen, kann aber natürlich auch was ganz anderes sein.


    Wenn er keine Schmerzen hat, klingt das für mich nach einem Hund, dessen Grenzen in der Vergangenheit (zu) oft überschritten wurden, der eventuell auch noch keinen Umgang mit seinem Frust erlernen durfte und der jetzt eben (so es eine Englische Bulldogge ist nicht ganz rasseuntypisch) seine eigenen Grenzen vehement zu verteidigen gelernt hat. Gerade bei so klugen und eigenwilligen Köpfchen kann das schnell passieren, dass Hund die Strategie, die einmal funktioniert hat, um seinen Unwillen auszudrücken, auf andere Situationen überträgt.

    Wichtig für euch wäre deshalb jetzt...

    - dass Hund alltägliche und notwendige Situationen wie das Hochnehmen, Ersthund läuft vorbei etc. ausschließlich positiv verknüpft

    - dass Hund lernt, dass seine Grenzen bei euch akzeptiert werden (ohne beißen zu müssen!)

    - dass Hund gleichzeitig auch lernt, dass Beißen nicht das erste und einzige Mittel der Wahl ist, um seinen Unwillen auszudrücken

    Insbesondere die letzten beiden Aspekte sind eine Gradwanderung, für die ich einen rasseerfahrenen Trainer kontaktieren würde.


    Bei einem Welpen/Junghund? Never!

    Da muss es andere Lösungsansätze geben. Was soll denn den so ein junger Hund mit Maulkorb lernen? Dass er nicht beißen kann? Und, wenn der Maulkorb ab ist, was dann - große Freiheit/großes Kino!

    Ich halte den Maulkorb hier tatsächlich auch für sinnvoll. Nicht, damit man dann genauso weiter machen kann wie vorher, nur dass Hund nicht mehr beißen kann. Das wär Mist, da hast du absolut recht. Oberstes Ziel sollte sein, den Hund gar nicht in für ihn unangenehme Situationen zu bringen.

    Aber der Beschreibung nach klingt das für mich nach einem Hund, der aus der Not heraus gelernt hat, dass man mit Zähnen seine Bedürfnisse durchsetzen kann und das nun als erste Maßnahme gegen alles Mögliche an "doofen" Dingen nutzt. Das weiterlaufen zu lassen und den Hund damit immer wieder zum Erfolg kommen zu lassen, weil Mensch zurück zuckt, halte ich - insbesondere bei diesem Hundetyp - für einen ganz unguten bis gefährlichen Weg.

    Ja, aber bisweilen geht das in den Bereich Beschiss. Wenn man nicht weiß, was drin ist, kann man von mir aus Gewicht und Größe bei Aufnahme angeben und eben den Hinweis, dass man es nicht genau weiß, wie es ausgeht. Aber einen groben Anhaltspunkt hat man. Ein Hund, der mit 12 Wochen 3kg wiegt, wird eher kein 30 Kilo Hund.

    Sehe ich schon auch so, ein kleinerer Hund vermittelt sich halt einfacher. Aber irgendwo sehe ich da schon auch die Käufer in der Verantwortung. Wer online per Bild einen Hund kauft, muss einfach damit rechnen, dass nicht das ankommt, was man erwartet. Ist schade, dass da vielerorts nicht mehr Transparenz und Ehrlichkeit herrscht, schadet dem Tierschutz mehr als dass es nützt, aber ein Geheimnis ist das nun auch nicht.

    Wenn der Hund wirklich 3 -3,5 Monate alt ist und die Person, deren Hände man sieht, nicht kleinwüchsig ist, dann ist halt die geschätzte Größenangabe Schrott. Das ist jetzt schon kein kleiner Hund und den Gelenken nach noch weit entfernt von in der Höhe fertig

    Hat ja niemand was von "Endgröße" gesagt :pfeif:


    Nee im ernst, ich erlebe die Größenangaben von Auslands-Welpen in den allermeisten Fällen als nicht zuverlässig. Zu Milo hieß es damals, der wird gaaaaaanz sicher ein total kleiner Hund, "so 30, maximal 35 Zentimeter", weil "der ist wirklich winzig". Joa, die 30 hatte er dann beim Einzug mit 4 Monaten, inzwischen sind wir bei ich meine 47cm Schulterhöhe :lol:

    Kannst du mir da vielleicht was empfehlen, oder kann man das auch beim Tierarzt machen lassen?

    Ich glaube, Tierärzte machen das eher nicht. Ich habe meinen glaub damals über Canix gemacht, aber hier gibt's auch irgendwo nen Thread namens "DNA-Testergebnisse" oder so, da kannst mal stöbern.

    Wie aussagekräftig solche Tests sind, ist natürlich die Frage. Bei meinem kommt es sehr gut hin, was da bei raus kam, bei anderen kommen manchmal auch ganz komische Ergebnisse raus. Muss man sich halt überlegen, ob es einem das Geld wert ist.


    Man lernt seinen Gefährten ja auch bei einem Züchter nicht wirklich komplett kennen.

    Das natürlich nicht, aber der Spielraum dessen, was kommen kann, ist sehr, sehr, sehr, seeeeehr viel kleiner. Also wirklich um Welten kleiner, das ist echt nicht vergleichbar. Hund ist ja nicht gleich Hund, sonst könnte man sich die jahrhundertelange Selektion auch sparen. Ob du einen Hütehund oder Terrier oder Herdenschutzhund hast, macht für den Alltag, das gemeinsame Leben und den Umgang miteinander einen meilenweiten Unterschied...

    Das mit der Seriösität der Orga möchte ich auch nochmal aufgreifen.


    Es gibt Vereine, die sind so richtig schlecht. Die betreiben nichts anderes als Welpenhandel unter dem Deckmantel des Tierschutzes. Da brauchen wir nicht drüber reden, ist Mist.


    Dann gibt es Vereine, die sind (in meinen Augen) richtig, richtig gut: Die informieren, machen realistische Einschätzungen, überlegen genau welche Interessenten für welchen Hund langfristig passen und vermitteln nur dann, wenn wirklich alles passt. Das sind Vereine, die beschönigen nichts, die haben Pflegestellen in Deutschland, die beraten dann auch im Nachhinein und stehen im Zweifelsfall zur Seite, wenn eine Vermittlung doch mal schief geht. Also kurz: Top Orgas, die aber leider total schwer zu finden sind.


    Und dann gibt es halt noch wahnsinnig viel (ich würde sagen, den Großteil) dazwischen. Vereine, die nicht im klassischen Sinn "schlecht" sind, die sich sehr wohl um das Tierwohl Gedanken machen, die durchaus auch ganz toll beraten und sich super um die Tiere kümmern - aber die nicht unbedingt langfristig denken. Die sehen vor Ort tagtäglich viele, viele Tiere leiden und wollen möglichst allen Hunden die Chance auf ein neues, besseres Leben bieten. Und diese Chance bekommt ein "verträglicher" Hund oder ein "Border Collie-Mix" erfahrungsgemäß einfach eher als ein "Herdenschutzhund-Mix" oder ein Hund, in dessen Beschreibung schon "unverträglich" steht.

    Da geht es nicht darum, dass die Leute dir absichtlich mit bösem Hintergedanken was andrehen wollen, sondern einfach darum, möglichst vielen Hunden eine Ausreise nach Deutschland zu ermöglichen. Nur: Das beschert diesen Hunden kurzfristig natürlich ein besseres Leben. Langfristig ist es aber meiner Meinung nach nicht unbedingt im Sinne des Hundes und erst recht nicht im Sinne der neuen Halter, einen völlig unpassenden Hund aufzunehmen, hauptsache er kommt raus da.

    Gibt hier bestimmt auch einige Menschen, die Welpen aus dem Ausland geholt haben und die dir Tipps geben können, worauf du am Anfang besonders achten solltest

    Hier, ich :nicken:

    Wobei der für mich wichtigste Tipp wäre: Nicht auf eine Rasse und deren Eigenschaften festlegen. Es bringt nichts. Es sind Überraschungseier, da kann gerade während der Junghundentwicklung wirklich alles mögliche an Veranlagungen auftauchen, und um darauf schnell und adäquat reagieren zu können, darf man nicht "rasseblind" sein.

    Zumal sich bestimmte Rasse-Eigenschaften in ihrer Ausprägung total verändern können, wenn da noch weitere Rassen mitmischen. Ich hab hier nen (an der Optik eindeutig erkennbaren) osteuropäischen Hüti-Mix sitzen, der genau das tut, was osteuropäische Hütis nunmal erwartungsgemäß tun: Wachen, Schützen, Kontrollieren. Nur hat da halt neben dem Hüti, der ja eher sensibel und dadurch trotzdem gut lenkbar ist, auch noch ein (optisch nicht erkennbarer) kerniger, größenwahnsinniger und eigenständiger Terrier mitgemischt. Und mit eben dem Größenwahn, der Eigenständigkeit und dem Durchsetzungsvermögen wacht, schützt und kontrolliert der Dreikäsehoch hier. Lenkbarkeit am Arsch :tropf:

    Heißt, es bringt dir recht wenig, anhand der Optik Rassen zu erraten. Was du aber machen kannst, ist, wenn Hund da ist, einen Gentest zu machen. Das half mir damals tatsächlich ein bisschen dabei, Hund besser zu verstehen.

    Naja in der Pubertät reicht halt oft allein die Konzentrationsspanne gar nicht aus, um sich über längere Zeit zu merken, dass man nicht vom Weg abkommen soll. Da können weder Hund noch du unbedingt was für, ist halt für beide Seiten eine anstrengende Zeit.

    Ich hab für mich irgendwann gelernt, es in der Pubertät einfach gar nicht mehr zu nem ewigen Kampf ausarten zu lassen. Schleppleine dran und wenn's im Wald gerade nicht klappt, dann geht man halt vorerst andere Strecken. Wenn es dort dann wieder zuverlässig klappt mit dem Auf-dem-Weg-bleiben und die Murmeln sich wieder ein bisschen geordnet haben, könnt ihr es ja auch wieder im Wald versuchen.

    Puh, das ist wirklich eine schwierige Frage.


    Ich bin mit nicht ganz einfachen Hunden im Haushalt aufgewachsen (alle aus guter Zucht, aber rassebedingt keine Selbstläufer). Demnach wusste ich schon in etwa, was Hundehaltung im Alltag bedeutet und es ist in großen Teilen genau so, wie ich es mir vorgestellt habe: Viel Arbeit, viel Management, kein Immer-mit-dabei-Hund.


    Was ich allerdings deutlich unterschätzt habe, war, dass ein Hund aus schlechter Aufzucht nunmal für immer ein Hund aus schlechter Aufzucht bleiben kann. Also mir war schon klar, dass ein Hund aus dem Auslandstierschutz einiges an Arbeit bedeutet, darauf hatte ich mich eingestellt, aber ich dachte irgendwie, dass das mit entsprechend viel Training schon wird. Dass da eventuell Dinge im Gehirn irreversibel kaputt gehen, das gesamte Stress-System von Grund auf anders funktioniert und dadurch auch das Training irgendwo limitiert ist - das hatte ich so nicht (oder zumindest nicht in dem Ausmaß) auf dem Schirm.


    Die Antwort ist also jein: Es ist so, wie ich es mir für die Anfangszeit vorgestellt habe. Dass sich das aber nicht oder nur in kleinen Teilen je ändert, hätte ich nicht gedacht.