Beiträge von Schäferterrier

    Bei älteren Leuten reichen ja oft schon kleinere Verletzungen, um sie zu Fall zu bringen. Ob Anspringen, ein leichter Biss ins Bein, teils reicht es auch nur, wenn ein Hund in Schäfi-Größe gegen die Beine bollert. Letzteres hat damals leider unser Familien-Aussie an meiner Oma getestet. Der ist nichtmal hochgesprungen, sondern nur an ihren Beinen rumgewuselt und hat sie so aus dem Gleichgewicht gebracht.

    Und wenn eine ältere Person dann mal liegt, kann es je nach allgemeinem Gesundheitszustand und der zugefügten Verletzung schwierig für sie sein, allein wieder hochzukommen.

    Ich meine, so nen Thread gab es sogar schon mal irgendwo :???:

    Aber ja, da gehören wir auch dazu.

    Für Milo waren Fremdhunde schon immer ein Thema. Schon als er hier mit süßen 5 Monaten einzog, war er nicht ansprechbar, sobald ein Hund in 200 Metern Entfernung aufgetaucht ist. 2 Monate später, so mit Beginn der Pubertät, hat dann auch das Pöbeln angefangen. Zu ganz schlimmen Zeiten, so auf dem Höhepunkt seiner Pubertät, ist er schon bei Hundesichtungen auf mehrere hundert Meter Entfernung so abgegangen, dass er mir ins Bein gebissen hat.

    Durch ein klares Schwarz und Weiß (Fixieren/Pöbeln verbieten, Abwenden hochwertig belohnen) konnten wir den Abstand bei Begegnungen auf etwa 20 Meter verringern. Da war dann aber leider Ende und wir sind einfach nicht weiter gekommen. Irgendwann hat Milo dann (eigentlich aus anderen Gründen) seinen ersten Chip bekommen und der hat hier tatsächlich den Durchbruch gebracht: Wir konnten innerhalb von 2 Monaten von den 20 Metern auf 2 Meter Distanz runter gehen, ohne, dass er gepöbelt hat. Ich dachte damals wirklich, das erleb ich mit dem nicht mehr :shocked:

    Naja, in dem Moment, als der Chip damals aufgehört hat, zu wirken, waren wir schnurstracks wieder bei den 20 Metern Abstand. Da hat das ganze Training in der Zeit, während der Chip gewirkt hat, null gebracht. Aber ihn nur wegen der Leinenaggression kastrieren zu lassen, kam für mich trotzdem nicht in Frage, deshalb haben wir ein Jahr lang weiter um unsere +/- 20 Meter Distanz rum trainiert.

    Vor Kurzem hat Milo dann wegen seiner Prostata-Vergrößerung wieder nen Chip bekommen, und siehe da, selbes Spiel: Die Distanzen, an denen wir ein Jahr lang erfolglos rumtrainiert haben, sind plötzlich gar kein Thema mehr. Stand jetzt läuft er recht easy auf 5 Metern Abstand vorbei, an näheren Begegnungen üben wir noch.

    Hier war demnach wirklich das übersteigerte Sexual- und Territorialverhalten der springende Punkt, und das ist unter dem Chip beides deutlich besser geworden. Letztendlich wird er allein schon wegen der Prostata sowieso Ende Januar kastriert, aber ich glaube inzwischen, dass ihm das langfristig auch einfach stressfreieres Gassi-Gehen ermöglicht und ich bereue es ein bisschen, mich nicht schon früher zur Kastration entschlossen zu haben.


    Aber, das möchte ich auf jeden Fall betonen: Die Kastration ist natürlich kein Allheilmittel und bei Hunden, die aus anderen Gründen pöbeln, kann das so richtig nach hinten losgehen.

    Mein Gott wie tragisch, was da mit der alten Dame passiert ist. Verletzt und hilflos in der Kälte liegen, das muss schrecklich gewesen sein.

    Leider wird das Risiko, das die Kombination ältere Menschen + Hund (mitunter auch je nach körperlichem und geistigem Gesundheitszustand des Menschen) mitbringen kann, wahnsinnig häufig unterschätzt. Da kann mitunter genauso viel, wenn nicht sogar mehr passieren, als bei der Kombination Kind + Hund.

    Woran erkennt ihr es?

    Wie viel Stress ist okay und wann ist es zu viel?

    Braucht ein Hund nicht auch etwas (positiven) Stress?

    Dass mein Hund Stress hat, erkenne ich zunächst mal an der Körpersprache.

    Das wirkt sich dann auf die Konzentration und Aufmerksamkeit aus, Hund wird allgemein aufmerksamer und wacher, seine Reaktionen sind schneller, er wird mitunter "triebiger" (ich mag das Wort nicht, aber weiß auch nicht, wie ich es anders beschreiben soll). Das ist dann aber kein Stress, den ich bedenklich finde, sondern eher einer, den ich in manchen Situationen gezielt hervorrufen will, um zum Beispiel zu trainieren. Weil, ein gesundes Maß an Stress kann sich durchaus lernförderlich auswirken.

    Problematisch wird es für mich dann, wenn die Aufmerksamkeit in Konzentrationsschwierigkeiten, die Wachheit in Unruhe und die Triebigkeit in Reaktivität kippt. Kurz: Wenn es einfach zu viel des Guten ist und Hund sich nicht mehr selbstständig auf ein produktives Maß runterregulieren kann.


    Was tut ihr dagegen?

    Idealerweise schaue ich, dass es gar nicht erst so weit kommt. Man kennt seinen Hund ja irgendwann und kann einschätzen, wann es zu viel wird. Aber immer vermeiden kann man das, wie du an deinem Beispiel ja zeigst, auch nicht unbedingt. Nur halt darauf lernen.


    Wenn Hund gerade drüber ist, versuche ich erstmal, die Situation zu verlassen. Im Anschluss helfe ich ihm dabei, wieder runter zu fahren. Heißt hier allerdings nicht zwangsläufig, Hund zur Ruhe zu zwingen. Die Situationen gibt es schon auch (z.B. wenn Hund sich vor lauter positiver Aufregung hochspult), aber wenn der Stress z.B. durch zu viel Impulskontrolle und Situationen-aushalten-müssen entsteht, habe ich speziell mit meinem Hund tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es ihm mehr hilft, nochmal kurz Action zu machen, um sich abzureagieren und die aufgestaute Energie loszuwerden. Heißt, er kriegt ne Beißwurst oder darf im sicheren Rahmen nochmal ne Runde rennen, bevor es dann gemeinsam aufs Sofa oder ins Bett geht, damit Hund ganz viel schlafen kann.

    Das mit der Beißwurst funktioniert hier übrigens auch vorbeugend/als Hilfestellung, wenn schon absehbar ist, dass Hund viel Hirnschmalz und Zurückhaltung aufbringen muss, z.B. im Stadttraining. Da machen wir ab und an eine kurze Beißwurst-Pause, damit Hund die zurückgehaltene Energie rauslassen kann. Seitdem hat er da eine deutlich länger andauernde Impulskontrolle und kann das viel besser aushalten. Aber das ist natürlich total individuell und manch anderem Hund würden dann erst recht die Sicherungen durchknallen.

    Daher ist es nicht wirklich hilfreich wenn man seine eigenen gut erzogenen, belastbaren Hunde mit den Problemen von anderen vergleicht.

    Zudem kommt es finde ich auch auf die Nervenstärke und Sozialisierung an. Reizoffener Hund ist ja nicht gleich reizoffener Hund. Der BC einer Freundin (vom guten Züchter, top sozialisiert, nervenstarke Eltern) konnte so ein Programm in dem Alter gut ab. Meinem Mudi-Mix hier ist bei einem weitaus geringeren Pensum schon das Hirn weggeflogen. Nicht, weil er so viel reizoffener wäre, sondern weil er halt schlecht sozialisiert und nervenschwach ist. Der Umgang mit Reizen erfordert bei ihm einfach viel mehr Hirnschmalz als bei einem vergleichbar reizoffenen, aber gut gezogenen und nervenstarken Hund. Und dann kommen da noch so Faktoren wie Lebensumfeld, Wohnlage usw. dazu, die sowieso bei jedem individuell sind. Vergleiche wie "mein Hund kann das ab" oder "mein Hund könnte das nie ab" hinken deshalb irgendwie immer, egal in welche Richtung.

    Meinen wäre das Mass an Auslastung und Bewegung auch nicht zu viel gewesen

    gemacht werden darf und was nicht. Mit 9Monaten gäbe es bei mir kein herumgekasper und nucht zur ruhe kommen, die lernen schon viel früher das im Haus ruhe ist und ich auch nicht kontrolliert werden möchte

    Für mich liegt genau da der springende Punkt: Ich finde die momentane Auslastung (bis auf das recht lange Training mittags) prinzipiell auch nicht zu viel - für einen Hund, der ansonsten ruht. Aber bei einem Hund, der drinnen ständig on fire ist und dem dadurch die Erholungszeit fehlt, ist jegliche Zusatzauslastung halt doch ein knackiges Programm.

    Wobei ich persönlich trotzdem vermute, dass das Gassi-Pensum nicht die Ursache des Problems ist, sondern eher ein zusätzlicher Verstärker. Für mich klingt es weiterhin so, als hätte Hund nie gelernt, dass er drinnen abschalten kann. Das Hunde-Köpfchen läuft durch das ständige Aufpassen zuhause dann eh schon auf Hochtouren, und dann kommt noch Input durch Gassigehen und Training dazu. Dass das einem pubertären Jungspund im Hormon-Chaos irgendwann alles zu viel wird, wundert mich nicht.

    Wir haben es bisher immer ignoriert, außer er hat mal gewufft (kam bisher 2 mal vor) das haben wir kommentiert mit Das stört uns nicht (diesen Satz kennt er auch) und es war danach okay

    Ich würde tatsächlich, sobald er auf Außengeräusche reagiert, kurz gucken gehen und dann z.B. euer "Das stört uns nicht" sagen. Einfach, damit er lernt, dass ihr die Geräusche wahrnehmt, adäquat reagiert und euch drum kümmert. Das Aufstehen und Gucken gehen kann man dann nach und nach ausschleichen.

    Bei manchen Hunden funktioniert das, Geräusche einfach zu ignorieren und so zu vermitteln, dass das normal ist. Bei nem Aussie würde ich allerdings eher davon ausgehen, dass er sich zunehmend in der Pflicht sieht, selbst zu reagieren, wenn ihr es nicht tut.

    Und, auch wichtig: Besser frühzeitig reagieren, (also schon wenn er die Ohren spitzt oder unruhig wird) und nicht erst, wenn er bellt - sonst ist die Gefahr groß, dass er lernt, er muss bellen, damit ihr euch drum kümmert.

    Bei einem Aussie (bzw. den allermeisten kernigeren Hütis) ist es wahnsinnig wichtig, dass ihr auf kleine Signale achtet und Situationen frühzeitig für den Hund übernehmt. Sonst denkt er, er muss das selbst regeln, und dadurch entsteht dann Überforderung und Stress beim Hund.


    Deshalb auch nochmal meine Frage zum Abgrenzen zuhause: Grenzt ihr euch ab? Und wenn ja, wie genau? Weil auch das ist ein Aspekt, bei dem man regelnd eingreifen und dem Aussie gezielt die Aufgabe des Aufpassers abnehmen muss, damit er zur Ruhe kommt.

    Es fängt damit an, dass mein Partner morgens aus dem Schlafzimmer rausgeht und sich in einem anderen Raum fertig macht. Dort rennt er immer schon zur Tür (wir haben ein Babygitter) und schaut. Wenn er dann die Wohnung kurz ganz verlässt, fiept er und springt sogar aufs Bett. In letzter Zeit springt er auch immer auf, wenn er Geräusche im Hausflur hört und wird ganz unruhig. So einen richtig tiefen Schlaf gibt es bei ihm nicht.

    Klingt für mich nach einem typischen Aussie-Junghund, der gerade sein rassetypisches Kontrolletti- und Wach-Verhalten entdeckt, dadurch nicht richtig zur Ruhe kommt und dementsprechend gestresst ist.

    Gerade bei Ersterem ist es wichtig, recht bald nen Fuß in die Tür zu bekommen. Deshalb: Wie grenzt ihr euch denn daheim von ihm ab? Darf er immer dabei sein/beobachten oder schickt ihr ihn auch mal konsequent weg?

    Wegen den Geräuschen im Hausflur: Wenn Hunde erstmals ihr Wachverhalten entdecken, ist das häufig erstmal übersteigert. Die müssen ja erstmal lernen, welche Geräusche wichtig sind und welche nicht. Was macht ihr denn, wenn er auf die Geräusche reagiert?


    Wir haben in gechippt um zu schauen, ob er dadurch weniger Stress hat und es für ihn besser wäre. Das es schlimmer wird, bevor er wirkt, wissen wir. Nun sollte er allerdings doch schon wirken?

    Ich persönlich halte nur bedingt was davon, einen Hund in so jungen Jahren zu chippen. Wenn der Leidensdruck für den Hund es langfristig nicht anders zulässt, kann man das schon machen, aber bei 9 Monaten hatte er ja kaum die Chance, einen Umgang damit zu lernen. Das wird er irgendwann, wenn der Chip ausläuft, nachholen müssen, und ob das dann mit 1,5 Jahren angenehmer ist... Aber gut, jetzt ist es eh schon so. Was ich eigentlich sagen wollte: Selbst wenn der Chip jetzt wirkt - was ihr am Verhalten eigentlich merken solltet - brauchen die Stresshormone eine ganze Weile, bis sie wieder abgebaut sind. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern dauert mitunter Wochen.

    Also dass solche Tiere Grünzeug fressen, halte ich für Allgemeinwissen. Ich glaube nicht, dass das irgendjemand nicht weiß.

    Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Tiere bei uns im Tierschutz landen, die kein Grünzeug fressen, weil sie ihr Leben lang nur von Trockenfutter ernährt wurden und gar nichts anderes kennen... Wobei ich glaube, dass das weniger aus Unwissenheit als aus Faulheit geschieht.