Milo hat damals mit 1 1/2 Jahren einen Chip gesetzt bekommen.
Grund war damals vorwiegend, dass er Zuhause (wenn überhaupt) nur noch nachts ein paar Stündchen schlafen konnte, Gassigehen gar nicht mehr möglich war, weil er nur noch schreiend und komplett nicht ansprechbar im Leinenradius Kreise gerannt ist und dazu seine Stereotypien, die er aus Welpenzeiten mitgebracht hat, extrem verstärkt wurden. Der hat sich, wenn er wach war (und das war er wie gesagt tagsüber stundenlang), nur noch im Kreis gedreht. In dem ganzen Stress hat er zudem immer häufiger aggressiv auf kleinste Außenreize reagiert und hing vor lauter Frust mehr als einmal in meinem Bein. Dazu kamen dann noch ständige Vorhautprobleme und ne vergrößerte Prostata. Also: Bei uns war wirklich nicht kurz vor, sondern eher kurz nach 12, als er den Chip gesetzt bekommen hat. Eben weil ich ihn so jung eigentlich nie chippen wollte.
Jetzt so im Nachhinein war das für uns die richtige Entscheidung, weil so wie damals hätte es definitiv keinen Tag weitergehen können. Wir haben mit dem Chip einmal durchatmen, uns sammeln und üben können - und ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass wir mit dem Chip diesem Hormon-Peak damals tatsächlich abdämpfen konnten.
Andererseits muss einem halt bewusst sein, dass man dem Hund in der Phase mit Chip die Chance verwehrt, mit seinem Sexualtrieb umgehen zu lernen. In diesem Sinne beschneidet man den Hund meiner Meinung nach durchaus in einem wichtigen Teil der Junghundentwicklung. Aber: Der Chip läuft ja irgendwann wieder aus, die Hormone kommen zurück und dann kann/muss der Hund den Umgang mit seinem Sexualtrieb eben nachträglich lernen. Heißt, man umgeht damit vielleicht das ganz krasse pubertäre Hormonchaos, aber es ist nicht so, als würde der Hund mit Chip die Pubertät einfach "überspringen" - gerade den Umgang mit Sexualverhalten holt er dann halt nach dem Chip nach. Und das kann auch ganz schön anstrengend sein.
Grundsätzlich würde ich also abwägen: Jetzt nicht chippen und nach dem Motto Augen zu und durch hoffen, dass euer Hund sich recht bald an die neuen Eindrücke gewöhnt (ich halte es übrigens nicht für so ungewöhnlich, dass Junghund mal ein paar Wochen out of order ist - aber habe mit nem 15 Kilo Hund halt auch leicht reden). Oder, wenn ihr sagt es geht nicht mehr anders, chippen und sich schonmal darauf vorbereiten, dass man nach dem Chip noch ordentlich Arbeit vor sich hat.