Ich würde es, bevor ihr euch für den Chip entscheidet, erstmal mit folgenden Maßnahmen - über mehrere Wochen hinweg - probieren:
1. Reizarm Gassi gehen: Fahrt wann immer es geht raus, wo am besten niemand unterwegs ist. Keine Menschen und vor allem keine typischen Gassi-Routen. Wenn euer Hund ständig mit den Düften konfrontiert wird, steigert das das Problem nur.
2. Leinenführigkeit hinten anstellen: Ich bin ein großer Fan davon, Leinenführigkeit nur dann zu üben, wenn Hund auch wirklich aufnahmefähig ist. Weil ist er das nicht, kann das gar nicht funktionieren und führt nur zu Frust auf beiden Seiten der Leine. Um zu vermeiden, dass ihr euch dabei die Leinenführigkeit kaputt macht, könnt ihr zum Beispiel mit unterschiedlichen Regeln an Geschirr vs. Halsband oder mit verschiedenen Leinenlängen arbeiten. Wenn ihr euch schwer tut, ihn zu halten, wäre zudem vielleicht ein Geschirr mit Frontring eine Option?
3. Schnüffeln kontrollieren lernen: Je länger euer Hund an einer Stelle schnüffelt, umso mehr steigert er sich hinein. Deshalb macht es Sinn, genau auszuwählen, ob, wo und wie lang Hund schnüffeln darf und das dann auch entsprechend durchzusetzen. Wenn ihr das nicht könnt, kann euch sicher ein guter Trainer oder eine gute Trainerin beraten.
4. Qualität der Belohnung erhöhen: Ob Stinkekäse, Wurst, ein gemeinsames Spiel oder was auch immer - ihr wisst am Besten, worauf euer Hund so richtig abfährt. Nutzt das, um euch spannender als die anderen Reize draußen zu machen.
5. Kleinste Orientierung an euch belohnen: Geht einen Schritt zurück im Training und belohnt wirklich JEDEN Blickkontakt, jedes Ohrenzucken in eure Richtung, wirklich alles, womit euer Hund Kontakt zu euch aufnimmt. Ich weiß, das kann am Anfang frustrierend sein. Ich habe auch einen sehr, sehr außenorientierten Hund, der mich teilweise während eines gesamten Spaziergangs keines einzigen Blickes gewürdigt hat. Aber es lohnt sich, da dran zu bleiben!
6. Ein Hobby finden: Euer Hund erlebt durch diese vielen Gerüche und neuen Gefühle vor allem eins: Ganz arg viel Stress. Um den abzubauen und euren Hund ein bisschen auf andere Gedanken zu bringen, macht es Sinn, ihm draußen (weil da ist ja bei euch das Problem) eine Beschäftigung anzubieten. Wenn er Dummy doof findet (habt ihr euch den richtigen Aufbau mal von einer Trainerin oder einem Trainer zeigen lassen?), könnt ihr auch Fährten oder Zielobjektsuche ausprobieren. Oder, für den Anfang: Einfach mal einen Ochsenziemer oder ähnliches an einer Schnur hinter euch herziehen, am Ende ablegen und dann den Hund die Spur nachlaufen lassen. Das macht ihr dann am besten da, wo nicht viel Ablenkung ist (also weeeeeeit draußen im Nirgendwo) - und wenn es dann mal sitzt und Hundi Spaß dran gefunden hat, könnt ihr das auch an spannendere Stellen verlegen.
Wenn das wirklich so überhaupt nichts bringt, könnt ihr immer noch über einen Chip nachdenken.