Beiträge von Schäferterrier

    In meinen Augen fehlt hier auch schlichtweg das finanzielle Polster für jeden Hund, der mit dem Gassi-Pensum der TE zufrieden wäre - weil was wohl nur kranke und/oder wirklich steinalte Hunde sind. Einen so alten Hund zu finden, dass er mit maximal 2km Gassi im Schneckentempo rundum glücklich ist und der zugleich so kerngesund ist, dass man davon ausgehen kann, dass in nächster Zeit keine größeren tierärztlichen Kosten entstehen, ist fast unmöglich.

    Bitte nicht weiter zu Katzen raten. Ich glaube schon dass es auch ganz nette Tierchen sind, aber ich bin einfach null Katzenmensch. Außerdem binden sich Katzen ja niemals so an den Menschen wie Hunde. Katzen können gut auf Menschen verzichten, während der Hund einen ja quasi anhimmelt.

    Das stimmt so leider überhaupt nicht.


    Ich habe irgendwo in einem vorherigen Beitrag schon mal ausführlich geschrieben, dass es je nach Rasse und Charakter (und in der Regel ganz unabhängig der Erziehung) Hunde gibt, die einen null anhimmeln und keine Pfote für dich krumm machen. Das ist kein Hunde vs. Katzen Ding, sondern eine Sache des Typs und Individuums.


    Wobei ich deine Gedanken schon nachvollziehen kann. Ich dachte auch immer, ich sei so gar kein Katzenmensch. Dann habe ich angefangen, für den Tierschutz zu arbeiten, einige Tierheim-Katzen besser kennen gelernt und diese ganzen Vorurteile sind verflogen. Hier dürfte jetzt auch ne Katze einziehen, wenn mein Hund die nicht so zum fressen gern hätte :pfeif:

    Also klar gibt es Katzen, die gerne ihr eigenes Ding machen, aber ich habe dort schon zig Katzen getroffen, die weitaus verschmuster, liebevoller, anhänglicher und menschenbezogener waren als mein Hund. Wenn du sowieso ins Tierheim gehst, möchte ich dir deshalb nochmal ans Herz legen, dort auch die Katzen besser kennen zu lernen. Die meisten Tierheime, die ich kenne, bieten zu bestimmten Uhrzeiten Katzen-Streicheln oder ähnliche Aktionen an. Lern die Tierchen dort unvoreingenommen kennen, hol dir ein bisschen Liebe ab und gib ihnen ein bisschen Liebe zurück, und dann siehst du, ob das nicht doch etwas für dich wäre.


    Wenn es dann immer noch ein Hund sein soll, wird dich ohnehin niemand davon abhalten können, aber ich denke, einer passenden Katze könntest du vermutlich ein artgerechteres, glücklicheres Leben bieten.

    Mir erschließt sich bei der gesamten Diskussion um die eine Stunde noch nicht so ganz, ob wir...


    - von 1 Stunde und sonst nur Löserunden

    - von 1 Stunde und diversen kleineren Runden

    - von 1 Stunde, aber die ggf. mehrmals am Tag


    reden. Soweit ich gelesen habe, schafft die TE maximal 1 Stunde am Stück. Das kann aber doch auch heißen, dass z.B. vormittags eine Stunde und nachmittags eine Stunde drin wären. Oder habe ich da was überlesen?

    Zu dem finanziellen Aspekt wurde meiner Meinung nach schon genug gesagt, da kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Auch ich habe im ersten Lebensjahr meines Hundes mehrere tausend Euro in Tierarztkosten investiert. Zumal ich noch zu bedenken geben möchte, dass die meisten Tierkrankenversicherungen meines Wissens nach (haben selbst keine, da uns niemand will) zwar einen Großteil der Kosten erstatten, aber erst im Nachhinein. Vorstrecken musst du das Geld oft trotzdem.


    Darüber hinaus möchte ich das hier nochmal aufgreifen:

    Der Hund soll kein Therapeut sein,sondern einfach ein Partner mit dem man durch dick und dünn geht.

    Hunde sind treue Seelen, ja. Aber es ist nicht alles wie im Film. Als Hundehalter erlebst du - anhängig von Rasse und Charakter - mal mehr, mal weniger oft, wie dir dein eigener Hund den Mittelfinger zeigt. Wie er nicht kuscheln, sondern seine Ruhe haben will. Wie er so null Interesse an dir hat. Wie er deine Kommandos geflissentlich ignoriert, weil es ihm total Wurst ist, was du davon hältst, dass er gerade ein Reh hetzt/Radfahrer jagt/Menschen anbellt/aus einem eigentlich ganz netten Kleinhund Hackfleisch machen möchte/usw.. Und je nach Individuum erlebst du auch mal, wie dein eigener Hund dich anknurrt oder nach dir schnappt. Hundehaltung wird immer gern so rosarot dargestellt, aber auch ein Hund liest dir nicht jeden Wunsch von den Augen ab und erkennt und erfüllt jedes deiner Bedürfnisse. In erster Linie haben die meisten Hunde Interesse daran, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.


    Darüber hinaus: Bis man einen jungen Hund soweit hat, dass er einen als "Partner durch dick und dünn" begleitet, ist es eh schon ein Haufen Arbeit. Gleich dreimal bei einem Hund, der nicht als Begleithund gezüchtet wurde. Und bei einem Hund, der sowas von überhaupt nicht zu deinen Anforderungen und Lebensbedingungen passt wie ein Husky (oder auch nur ein ähnlich aktiver, sportlicher Hund), würde es mich wundern, wenn das überhaupt je funktioniert.

    Zitat von Ange13

    Als Welpe war sie ein eher gelassener ausgeglichener Hund

    Kann natürlich sein, dass ich mich irre, aber ein Hund, der draußen noch nie Leckerlies annehmen konnte, klingt für mich nicht unbedingt gelassen und ausgeglichen. Der Punkt bei Welpen oder sehr jungen Hunden ist halt, dass sie Unsicherheiten oft unterschwelliger zeigen als erwachsene Hunde. Heißt, sie gehen vielleicht nicht bellend in die Leine, sondern legen "nur" die Ohren an oder so. Kann es sein, dass ihr da die kleinen Zeichen übersehen habt?

    Zitat von Ange13

    Ihre Unsicherheiten begonnen nach dem kompletten ablegen dieser Weste

    Wie gesagt, ich vermute, dass der sanfte Druck der Weste sie etwas beruhigt und ihr (bei bereits bestehender Unsicherheit) etwas mehr Sicherheit gegeben hat. Das ist eben auch das Prinzip, nach dem das Thundershirt wirkt. Vielleicht hat eure Hündin sich durch die Weste halbwegs gut mit ihrer Umwelt arrangieren können und wurde dann mit dem Ablegen der Weste sozusagen "ins kalte Wasser" gestoßen und ihre Unsicherheiten kamen so richtig zum Vorschein.


    So oder so ist es aber eigentlich vollkommen unerheblich, woher ihre Unsicherheit nun kommt. Ich weiß, das macht man gerne, weil man einfach nicht verstehen kann und will, wie es so weit kommen konnte. Und weil man gerne einen Schuldigen hätte. Letztendlich ändert das aber leider überhaupt nichts an eurer Situation.

    Fakt ist: Du hast einen Hund, der in jedem Fall extrem unsicher im Umgang mit fremden Menschen ist und zudem möglicherweise Wach- und Schutzeigenschaften mitbringt. Um das auseinanderzuklamüsern und zu bearbeiten, braucht es besser heute als morgen einen Trainer, der euch zeigt, wie ihr eure Hündin in Begegnungen richtig unterstützen könnt.

    Ich verstehe auch nicht, wieso sich bei einem Osteuropäer, der fremde Menschen doof findet, sofort auf einen HSH-Mix eingeschossen wird. Mein Ungar ist ohne entsprechende Führung genau so und da ist definitiv kein HSH drin, sondern "nur" Mudi und ein paar Terrier. Und auch die Entwicklung war dieselbe: als Junghund sehr unsicher, mit dem Erwachsenwerden kam dann eine übermäßige Portion Wach- und Schutzverhalten dazu. Klar, wenn der Hund Fremde eh schon suspekt findet, sieht er sich mit so einer Veranlagung öfter in der Situation, handeln zu müssen als ein Hund, der gut sozialisiert ist und daher von vornherein weniger Situationen als Gefahr wahrnimmt. Dafür braucht es keinen HSH im Blut.


    Wie genau wir das trainiert haben, will ich gar nicht groß beschreiben, weil es eben sehr auf den einzelnen Hund ankommt. Was bei meinem funktioniert, kann bei eurem total nach hinten losgehen. Und genau deshalb brauchst du einen (guten) Trainer. Nichts mit Gruppenstunden auf dem Hundeplatz, sondern wirklich individuelle Einzelbetreuung. Jemand, der sich die jeweiligen Situationen anschaut und mit dem ihr dann gemeinsam einen Fahrplan erarbeiten könnt. Und der wird eher nicht mit "den Hund resozialisieren" abgeschlossen sein, weil das nur ein Teil eures Problems ist. Ihr müsst auch lernen, mit den genetischen Veranlagungen eures Hundes (Schutz- oder Wachverhalten) umzugehen und ihn entsprechend zu führen.


    Meiner Erfahrung nach ist es mit der richtigen Anleitung schon möglich, aus "so einem" Hund einen weitgehend unauffälligen Begleiter zu machen. Mein Milo läuft, solange er von mir die entsprechende Führung und Sicherheit bekommt, inzwischen ziemlich unproblematisch mit. Nicht ins Restaurant oder Ähnliches, aber "normales" Gassi durch die Stadt ist kein Problem mehr. Wenn ich dabei bin. Bin ich das nicht (oder auch nur sehr unaufmerksam), fehlt ihm die Führung und er geht sofort wieder alles an, was ihm in die Quere kommt.


    Es ist also nicht so, dass die Sache mit ein bisschen entsprechendem Training gegessen ist. Das ist eine mehr oder weniger dauerhafte Aufgabe, die euren Alltag vermutlich ein Hundeleben lang mehr oder weniger stark begleiten wird. Wenn ihr das wollt und dafür bereit seid, kann euch ja vielleicht jemand von hier einen guten Trainer empfehlen, an den ihr euch wenden könnt?