Beiträge von Schäferterrier

    Ich reihe mich hier dann auch mal ein...


    Milo hat Anfang Februar 22 schon mal (damals noch sehr jung) einen 6-Monats-Chip bekommen. Grund war, dass er einfach extremen Sexualstress hatte. Er kam überhaupt nicht zur Ruhe, war teils 18 Stunden am Stück wach, nur am jaulen und jammern, extrem gereizt, Stressdurchfall in einer Tour und Gassigehen war gar nicht mehr möglich, weil er, sobald wir das Haus verlassen haben, vor lauter Stress nur noch schreiend im Kreis um mich herum gerast ist und komplett im Film war. Auch, wenn ich immer gesagt hatte, dass ich, solange er so jung ist, nicht in den Hormonhaushalt eingreifen möchte, war es einfach nicht länger tragbar.


    Anfang März 22 hat der Chip dann seine Wirkung entfaltet und es war echt ein Traum: Milo war aufmerksam, sehr an mir orientiert, deutlich gelassener und entspannter und Hundebegegnungen waren plötzlich auch kein Problem mehr. Tendenziell ist er etwas zurückhaltender und vorsichtiger geworden, aber nicht in dem Maß, dass ich mir irgendwie Sorgen gemacht hätte.

    Bis ich meine Juni oder Juli 22, da ist es plötzlich gekippt und Herr Hund hat angefangen, jegliche Menschen, Hunde, Autos, einfach alles massiv anzupöbeln. Da ich mir nicht sicher war, ob das nun mit der Wirkung vom Chip zusammenhängt oder der Chip früher als erwartet ausläuft, habe ich dann beschlossen, erstmal von einer Kastration abzusehen.


    Etwa im Oktober 22 hatte sich dann wieder alles halbwegs normalisiert. Läufige Hündinnen waren dann wieder sehr interessant, draußen war er gern mal abgelenkt, der Liebeskummer kam wieder, aber alles lange nicht so schlimm wie vor dem Chip, deshalb hatte ich eigentlich beschlossen, ihn nicht kastrieren zu lassen. Bis mir dann im Februar diesen Jahres aus tierärztlicher Sicht geraden wurde, ihn doch zu kastrieren. Neben dem ständigen Laternentripper sei seine Prostata so groß, dass er früher oder später auf jeden Fall Probleme bekommen würde und man ihn dann ohnehin kastrieren müsse. Ich habe mir dann nochmal eine zweite und dritte Meinung eingeholt (da ich ihn ja wie gesagt eigentlich nicht kastrieren lassen wollte), aber die sahen ziemlich gleich aus: Man könne zwar mit der Kastration warten, bis es tatsächlich Probleme gibt, aber früher oder später wird es sie aller Voraussicht nach geben und wenn man über kurz oder lang eh kastrieren müsse, sei es tendenziell besser, einen jungen, fitten Hund zu kastrieren.


    Da ich mich aufgrund der schlechten Erfahrungen im Juni/Juli 22, als Milos Verhalten unter dem Chip so gekippt ist, nicht zu einer endgültigen Entscheidung durchringen konnte (ich weiß bis heute nicht, ob es nun der Chip selbst oder das Auslaufen des Chips war), hat Milo gestern als Entscheidungshilfe nochmal den 1-Jahres-Chip gesetzt bekommen. Die Hoffnung ist, dass ich dadurch seine langfristige Entwicklung mit einer Kastration besser einschätzen kann und zudem sehe, wie sich die Muskulatur entwickelt (bei uns krankheitsbedingt auch nicht ganz unwichtig). Und jetzt bibber ich erstmal über die nächsten Wochen, ob das wirklich richtig so war 🥺

    Ich denke, das Problem hat man mit allen Hütis in mehr oder weniger starker Form. Aber ein Sheltie ist halt doch im gesamten Verhalten deutlich gemäßigter als ein Mudi, dessen nahe Vorfahren in der Regel noch wirklich am Vieh arbeiten und Haus und Hof beschützen.

    Generell finde ich beide Rassen schwer vergleichbar. Auch, wenn es beides Hütis sind, ist das wie Tag und Nacht. Der Sheltie ist meiner Erfahrung nach sehr viel freundlicher, softer, hat deutlich mehr will to please, ist bei entsprechender Erziehung ganz gut alltagstauglich und ein super Allrounder. Der Mudi ist dagegen allem Fremden eher nicht so nett gesinnt, definitiv kein Immer-mit-dabei-Hund und dazu für nen Hüti wahnsinnig eigenständig, temperamentvoll und kernig. Die, die ich kenne, waren allesamt nicht ganz ohne und haben bei Aufregung, Frust oder im Trieb durchaus mal getackert, das kenne ich von Shelties so gar nicht.

    Natürlich kann man nen Mudi als Anfänger halten, aber das muss man schon wirklich mit ganzem Herzen wollen. Ich glaube, mit einem Sheltie machst du es dir da deutlich einfacher.

    Nur kurz zum (von mir auch) vermuteten Mudi-Mix: Ich habe hier einen sitzen, auch aus Ungarn, der sich definitiv nicht fremdbetreuen lässt, fremde Menschen zwar interessant, aber dann doch ziemlich doof findet und mehr wachen, schützen und Territorium verteidigen würde, als in einem Mehrfamilienhaus gut ist (wenn er denn düfte). Der Zwerg ist, auch wenn ich ihn sehr lieb habe, definitiv ein Haufen Arbeit und kein halbwegs entspannter Mitlauf-Hund.

    Das kann natürlich je nach anderer beteiligter Rassen, Aufzucht und Charakter nochmal arg abweichen, aber wenn dir der Gedanke an einen Border Collie too much war, würde ich tendenziell auch von jeglichen Mudi-Mixen Abstand halten.

    Zum Thema Abweisung, Erwartungen und Bindung:


    Man sollte natürlich grundsätzlich nicht davon ausgehen, dass der eigene Hund nur Augen für einen selbst hat, total auf einen fixiert ist und einen automatisch anhimmelt (und wenn da wirklich ne gute Portion Terrier drin ist, sowieso nicht). Aber gerade, wenn man wie die TE alleine in einem Haushalt mit Hund lebt, wird man, wenn man sich nicht ganz blöd anstellt, schon automatisch zu einer wichtigen Bezugsperson für den Hund.


    Aber Bindung kann natürlich ganz unterschiedlich aussehen. Meiner liebt zum Beispiel meine beste Freundin wirklich über alles, weil sie ne super Tobepartnerin ist, Leckerlies fürs lieb schauen verteilt, ihm jederzeit den Rücken krault und auch nicht ganz so konsequent ist wie ich. Sie ist quasi die Spiel-und-Spaß-Tante, und wenn sie da ist, hat er nur Augen für sie und ich bin vollkommen abgeschrieben. Kuscheln ist mit ihr super, mit mir so lala, spielen ist mit ihr super, bei mir nur je nach Stimmung, usw.. Aber: Sie kann mit ihm ohne Maulkorb keinen Schritt vor die Tür gehen, weil er bei jeglichen Reizen das Pöbeln anfängt und dann auch recht zügig zu ihr umschnappt, während er mit mir (bis auf wirklich nahe Hundebegegnungen) absolut problemlos und unkompliziert mitläuft. Sind einfach andere Rollenverteilungen, die die Bindung nicht zwangsläufig besser oder schlechter machen.


    Heißt aber auch, dass eine gute Bindung zum Halter nicht unbedingt darin mündet, dass der Hund nur Augen für den hat,oft ist das sogar umgekehrt. Dem muss man sich natürlich bewusst sein und das auch emotional verkraften können.

    Ganz ehrlich: Mich würde es zutiefst mißtrauisch machen, wenn ein so kleiner, angeblich ansonsten so perfekter und bequemer Hund im besten Alter so dringend weg muß

    Kommt mir auch ein bisschen komisch vor, zumal das in die Box sperren und darin allein lassen totaler Müll ist, das geht gar nicht und die eine Stunde Auslauf weil "keine Lust" ist auch mies.


    Aber ein Kleinsthund, der tiefenentspannt im übervollen Bus mitfährt, der passabel an der Leine läuft, frei im vollen Großstadt-Park läuft OHNE zu jeglichen anderen Hunden hinzurennen, der darüber hinaus bei Begegnungen freundlich ist und vermutlich auch nicht alles mögliche ankläfft (das hätte die TE bestimmt erzählt)... Das muss man doch auch erstmal hinkriegen, bei den meisten Hunden ist das ein Haufen Arbeit. Meiner würde das im Leben nicht mitmachen, und ich behaupte mal ganz frech, dass der eigentlich echt gut erzogen ist und ich mir wirklich viel Mühe gebe. Und diese Dinge hat die TE ja mit eigenen Augen gesehen.


    Worauf ich aber wirklich nochmal dringend schauen würde, ist die Gesundheit. Wann war der Hund zuletzt beim Tierarzt vorstellig? Wie sieht das Impfbuch aus? Welche Erkrankungen und Wehwehchen hatte er schon? Das alles mal erfragen und zeigen lassen. Im Zuge dessen kann ja auch gleich angekündigt werden, dass der Hund vor Verkauf (dann natürlich auf Kosten der TE) tierärztlich durchgecheckt werden soll - und das dann auch machen! Da kann man natürlich nicht alle Erkrankungen ausschließen, aber bekommt zumindest mal ein grobes Bild davon, wie es gesundheitlich um den Hund steht.

    Ich kann schon verstehen, dass du, liebe TE, sehr gerne über den rein positiven Weg arbeiten willst und nichts von Korrekturen hältst. Gerade auf Social Media wird einem das ja, wenn man in einer bestimmten Bubble unterwegs ist, immer wieder eingebläut: Positive Verstärkung ist viel langfristiger und effektiver, Korrekturen sind gewalttätiger Mist, mit dem du dir die Bindung vermurkst, und sowieso: positive Verstärkung ist der einzige verantwortungsbewusste, tierliebe Weg, um einen Hund zu erziehen. Klar, dass du als Hundeanfängerin und tierlieber Mensch, wenn du mit solchem Content in Kontakt kommst, das genau so umsetzen möchtest.

    Und jetzt bekommst du hier auf einmal die ganze Breitseite an "Setz jetzt endlich mal ne gescheite Korrektur!" ab. Das muss für dich erstmal ganz schön irritierend sein.


    Der Punkt ist halt, dass Social Media mit Vorsicht zu genießen ist. Mein Eindruck ist: Je bekannter ein Kanal ist und je mehr er polarisiert, umso extremer (und damit weiter entfernt von der Realität) sind die Ansichten. Da wird verallgemeinert bis zum geht-nicht-mehr, da wird die Moralkeule geschwungen, ein schlechtes Gewissen eingeredet, mit "Fakten" (die nur die halbe Wahrheit sind) um sich geschmissen und den Leuten auf ziemlich gemeine Art und Weise Angst gemacht, um sie von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Gilt übrigens für die Extrem-Positiv-Fraktion genauso wie für die übertriebenen Aversivler.


    Meine Erfahrung zeigt (und ich glaube, dass mir da viele hier zustimmen können), dass die Wahrheit - wie eigentlich immer - irgendwo in der Mitte liegt. Klar kannst du dir mit falsch oder willkürlich gesetzten Korrekturen einiges vermurksen - aber ganz ohne Korrekturen funktioniert es in vielen Situationen und bei vielen Hunden auch nicht. Die Lösung ist, einen passenden, auf dich, deinen Hund und die Situation abgestimmten Mittelweg zu finden. Und ich glaube, da kann dir ein geeigneter Trainer wirklich gut helfen.

    Aber so nen kleinen 3-5 Kilo Chi kann man ja auch wunderbar fast überall mithin nehmen.

    Prinzipiell ja, vor allem wenn er wirklich so unkompliziert ist, da hast du Recht. Aber meine Erfahrung war bisher, dass es eben doch auch viele Momente gibt, in denen der Hund nicht so easy mit kann. Kino, Museum, Schwimmbad, usw.. Und diese Momente brauchen dann eben Organisation oder notfalls die Einsicht, daheim zu bleiben.


    Das ist für die TE vermute ich alles jetzt gerade kein Thema und vieles lässt sich dann auch irgendwie durch Fremdbetreuung o.Ä. lösen, aber ich finde es schon wichtig, darauf hinzuweisen, was man sich da ggf. über zig Jahre "ans Bein bindet" (meine ich gar nicht abwertend, mir fällt nur gerade keine bessere Bezeichnung ein).

    Also denkt ihr, dass man so einem Hund schon auch das Alleinebleiben beibringen sollte und ihm keinen Gefallen tut, wenn er einfach nie alleine sein muss?

    Das kommt darauf an, ob du wirklich immer (auch für z.B. 10 Minuten außer Haus) eine Betreuung gewährleisten kannst oder nicht. Prinzipiell macht es schon Sinn, es zumindest zu versuchen, ich würde mich aber wie gesagt darauf einstellen, dass der Hund das nie lernt. Und wenn du so einen Hund aufnimmst, muss dir einfach bewusst sein, dass du dich für die nächsten +/- 10 Jahre sehr einschränkst. Immer vorausplanen, immer eine Betreuung organisieren und wenn keine da ist, halt zwangsläufig daheim bleiben. Wenn du dazu bereit bist, warum nicht. Aber gerade, weil du ja in deinem vorherigen Tread meintest, dass du eigentlich gern wieder Kontakte knüpfen würdest (heißt für mich, dass der Wunsch, ab und an mal auszugehen und am Leben teilzuhaben durchaus vorhanden ist): Meinst du nicht, dass dich das eher mehr an Zuhause fesseln würde?