Da hier ja so viel geballtes Schwarmwissen vorhanden ist und jemand von euch sicher schon mal seine Erfahrungen damit gemacht hat: Welche Erfahrung habt ihr mit Welpe zu nicht-souveränem Ersthund?
Ich bin schon immer ein Fan der Mehrhundehaltung und hätte eigentlich sehr gerne irgendwann einen Zweithund zu meinem Milo. "Irgendwann", weil das in frühstens zwei Jahren ein greifbares Thema wird und ich ganz unabhängig davon erstmal Milos zeitweilige Leinenpöbelei 100%ig in den Griff kriegen will. Und "eigentlich", weil aufgrund von Milos Gesundheitsgeschichte absolut gar nicht vorhersehbar ist, wie es ihm in 2 Jahren geht und hier - Zweithundwunsch hin oder her - definitiv kein weiterer Hund einzieht, wenn es um Milo schlecht steht oder ich in irgendeiner Form den Eindruck hätte, dass er darunter leiden könnte. Also alles ganz grobe Gedanken und Überlegungen weit, weit, WEIT vor dem Kauf
Dabei treibt mich insbesondere die Frage um, ob ich einem Welpen einen Gefallen damit tun würde, ihn zu einem nicht-so-souveränen Ersthund wie Milo dazu zu stecken. Also versteht mich nicht falsch, im (direkten) Kontakt mit Artgenossen ist Milo wirklich super souverän. Freundlich, selbstbewusst, kommuniziert klar, per se eher deeskalierend, aber wenn nötig setzt er auch angemessene Grenzen. Gut, andere intakte Rüden braucht er nicht unbedingt, da provoziert er ab und an mal, aber das finde ich nun nicht so ungewöhnlich. Kastraten und Hündinnen jeglicher Art liebt er dafür umso mehr.
Aber Milo ist im Alltag, mit fremden Menschen oder in unbekannten Situationen einfach kein wirklich souveräner Hund, er neigt zu Unsicherheiten und wird das wohl auch immer tun. Wir kommen gut klar, Milo läuft weitestgehend unauffällig und unproblematisch mit, aber er braucht dabei eben meine Anleitung, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und generell ist er nunmal ein kleiner Stresskeks.
Wenn ich zu so einem Hund jetzt einen bis dato gut sozialisierten Welpen vom Züchter packe: Kann das gut gehen? Oder ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Welpe Milos Unsicherheiten gleich mit übernimmt? Ich würde jetzt natürlich nicht meinen Stressi mit zum Stadt- und Umwelttraining mit dem Welpen nehmen und am Anfang wird eh viel getrennt gegangen, das ist klar. Aber Sinn und Ziel der ganzen Geschichte soll natürlich auch nicht sein, jahrelang immer nur komplett getrennt zu gehen, damit der Junghund sich bloß nichts abschaut.
Einfacher wäre da zweifellos eine bereits gefestigte souveräne Hündin oder Kastrat mittleren Alters aus dem Tierschutz. Aber ich habe ja schon einen Tierschutz-Hund und hätte dazu eigentlich total gerne mal das Kontrastprogramm eines gut aufgezogenen Züchter-Welpens. Wenn das allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass der Welpe selbst ein umweltunsicherer Stressi wird, will ich das keinem Welpen zumuten. Dann hätte er definitiv ein passenderes Zuhause verdient, wo er die realistische Möglichkeit hat, sich zu einem sicheren und souveränen Hund zu entwickeln.
Deshalb würde mich mal interessieren, was da eure Erfahrungswerte zu sind?