Beiträge von Schäferterrier

    Zu dem finanziellen Aspekt wurde meiner Meinung nach schon genug gesagt, da kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschließen. Auch ich habe im ersten Lebensjahr meines Hundes mehrere tausend Euro in Tierarztkosten investiert. Zumal ich noch zu bedenken geben möchte, dass die meisten Tierkrankenversicherungen meines Wissens nach (haben selbst keine, da uns niemand will) zwar einen Großteil der Kosten erstatten, aber erst im Nachhinein. Vorstrecken musst du das Geld oft trotzdem.


    Darüber hinaus möchte ich das hier nochmal aufgreifen:

    Der Hund soll kein Therapeut sein,sondern einfach ein Partner mit dem man durch dick und dünn geht.

    Hunde sind treue Seelen, ja. Aber es ist nicht alles wie im Film. Als Hundehalter erlebst du - anhängig von Rasse und Charakter - mal mehr, mal weniger oft, wie dir dein eigener Hund den Mittelfinger zeigt. Wie er nicht kuscheln, sondern seine Ruhe haben will. Wie er so null Interesse an dir hat. Wie er deine Kommandos geflissentlich ignoriert, weil es ihm total Wurst ist, was du davon hältst, dass er gerade ein Reh hetzt/Radfahrer jagt/Menschen anbellt/aus einem eigentlich ganz netten Kleinhund Hackfleisch machen möchte/usw.. Und je nach Individuum erlebst du auch mal, wie dein eigener Hund dich anknurrt oder nach dir schnappt. Hundehaltung wird immer gern so rosarot dargestellt, aber auch ein Hund liest dir nicht jeden Wunsch von den Augen ab und erkennt und erfüllt jedes deiner Bedürfnisse. In erster Linie haben die meisten Hunde Interesse daran, ihre eigenen Bedürfnisse zu erfüllen.


    Darüber hinaus: Bis man einen jungen Hund soweit hat, dass er einen als "Partner durch dick und dünn" begleitet, ist es eh schon ein Haufen Arbeit. Gleich dreimal bei einem Hund, der nicht als Begleithund gezüchtet wurde. Und bei einem Hund, der sowas von überhaupt nicht zu deinen Anforderungen und Lebensbedingungen passt wie ein Husky (oder auch nur ein ähnlich aktiver, sportlicher Hund), würde es mich wundern, wenn das überhaupt je funktioniert.

    Zitat von Ange13

    Als Welpe war sie ein eher gelassener ausgeglichener Hund

    Kann natürlich sein, dass ich mich irre, aber ein Hund, der draußen noch nie Leckerlies annehmen konnte, klingt für mich nicht unbedingt gelassen und ausgeglichen. Der Punkt bei Welpen oder sehr jungen Hunden ist halt, dass sie Unsicherheiten oft unterschwelliger zeigen als erwachsene Hunde. Heißt, sie gehen vielleicht nicht bellend in die Leine, sondern legen "nur" die Ohren an oder so. Kann es sein, dass ihr da die kleinen Zeichen übersehen habt?

    Zitat von Ange13

    Ihre Unsicherheiten begonnen nach dem kompletten ablegen dieser Weste

    Wie gesagt, ich vermute, dass der sanfte Druck der Weste sie etwas beruhigt und ihr (bei bereits bestehender Unsicherheit) etwas mehr Sicherheit gegeben hat. Das ist eben auch das Prinzip, nach dem das Thundershirt wirkt. Vielleicht hat eure Hündin sich durch die Weste halbwegs gut mit ihrer Umwelt arrangieren können und wurde dann mit dem Ablegen der Weste sozusagen "ins kalte Wasser" gestoßen und ihre Unsicherheiten kamen so richtig zum Vorschein.


    So oder so ist es aber eigentlich vollkommen unerheblich, woher ihre Unsicherheit nun kommt. Ich weiß, das macht man gerne, weil man einfach nicht verstehen kann und will, wie es so weit kommen konnte. Und weil man gerne einen Schuldigen hätte. Letztendlich ändert das aber leider überhaupt nichts an eurer Situation.

    Fakt ist: Du hast einen Hund, der in jedem Fall extrem unsicher im Umgang mit fremden Menschen ist und zudem möglicherweise Wach- und Schutzeigenschaften mitbringt. Um das auseinanderzuklamüsern und zu bearbeiten, braucht es besser heute als morgen einen Trainer, der euch zeigt, wie ihr eure Hündin in Begegnungen richtig unterstützen könnt.

    Ich verstehe auch nicht, wieso sich bei einem Osteuropäer, der fremde Menschen doof findet, sofort auf einen HSH-Mix eingeschossen wird. Mein Ungar ist ohne entsprechende Führung genau so und da ist definitiv kein HSH drin, sondern "nur" Mudi und ein paar Terrier. Und auch die Entwicklung war dieselbe: als Junghund sehr unsicher, mit dem Erwachsenwerden kam dann eine übermäßige Portion Wach- und Schutzverhalten dazu. Klar, wenn der Hund Fremde eh schon suspekt findet, sieht er sich mit so einer Veranlagung öfter in der Situation, handeln zu müssen als ein Hund, der gut sozialisiert ist und daher von vornherein weniger Situationen als Gefahr wahrnimmt. Dafür braucht es keinen HSH im Blut.


    Wie genau wir das trainiert haben, will ich gar nicht groß beschreiben, weil es eben sehr auf den einzelnen Hund ankommt. Was bei meinem funktioniert, kann bei eurem total nach hinten losgehen. Und genau deshalb brauchst du einen (guten) Trainer. Nichts mit Gruppenstunden auf dem Hundeplatz, sondern wirklich individuelle Einzelbetreuung. Jemand, der sich die jeweiligen Situationen anschaut und mit dem ihr dann gemeinsam einen Fahrplan erarbeiten könnt. Und der wird eher nicht mit "den Hund resozialisieren" abgeschlossen sein, weil das nur ein Teil eures Problems ist. Ihr müsst auch lernen, mit den genetischen Veranlagungen eures Hundes (Schutz- oder Wachverhalten) umzugehen und ihn entsprechend zu führen.


    Meiner Erfahrung nach ist es mit der richtigen Anleitung schon möglich, aus "so einem" Hund einen weitgehend unauffälligen Begleiter zu machen. Mein Milo läuft, solange er von mir die entsprechende Führung und Sicherheit bekommt, inzwischen ziemlich unproblematisch mit. Nicht ins Restaurant oder Ähnliches, aber "normales" Gassi durch die Stadt ist kein Problem mehr. Wenn ich dabei bin. Bin ich das nicht (oder auch nur sehr unaufmerksam), fehlt ihm die Führung und er geht sofort wieder alles an, was ihm in die Quere kommt.


    Es ist also nicht so, dass die Sache mit ein bisschen entsprechendem Training gegessen ist. Das ist eine mehr oder weniger dauerhafte Aufgabe, die euren Alltag vermutlich ein Hundeleben lang mehr oder weniger stark begleiten wird. Wenn ihr das wollt und dafür bereit seid, kann euch ja vielleicht jemand von hier einen guten Trainer empfehlen, an den ihr euch wenden könnt?

    Uii, so nen Test hab ich mit Milo damals auch gemacht :applaus: weiß gar nicht mehr, bei welchem Anbieter das war und ist auch schon 2 Jahre her, aber ich meine, das hat damals so 2 Wochen gebraucht, bis ich die Eingangsbestätigung bekommen habe.


    In meiner Vorstellung steht Milos Ergebnis zwar schon (und der Nutzername ist natürlich auch ganz unauffällig :pfeif:), wollt ihr trotzdem noch raten?

    Das klingt wirklich merkwürdig...


    Wenn es tatsächlich Langeweile ist, dann würde ich glaub einfach dran bleiben und weiterhin auch an der kurzen Leine spannende Strecken und Beschäftigung anbieten. Je nach Hundetyp würde ich das Stehenbleiben entweder komplett ignorieren (kein Anschauen, kein Locken, einfach mit Hund die Beine in den Bauch stehen, bis es weiter geht) oder den Spaziergang ein paar Mal konsequent abbrechen und wieder heim gehen, wenn er bockt.


    Was ich dir trotzdem nochmal mitgeben möchte, auch wenn es im ersten Moment vielleicht nicht so aussieht: Ich hab ja selbst einen Schmerzpatienten hier. Wenn der im Freilauf ist, merkt man ihm das kaum an, weil eben alles so spannend und aufregend ist. Da rennt und springt er, als wäre überhaupt nichts und "vergisst", dass er eigentlich Schmerzen hat. Erst an der kurzen Leine merkt und sieht man das deutlich. Ich würde Schmerzen deshalb, auch wenn euer Hundchen im Freilauf ordentlich Gas geben kann, nicht vollkommen ausschließen. Das Einfachste wäre natürlich, ihm mal für ne Woche Schmerzmittel zu geben, um das Thema einfach ausschließen zu können, aber mit einem eh schon empfindlichen Magen wäre ich da aktuell auch eher vorsichtig... Vielleicht einfach im Hinterkopf behalten, falls es durch entsprechendes Training so gar nicht besser wird.

    Jein, ich denke das kommt immer drauf an, woher die Reaktivität kommt. Dass es ein Mittel gibt, das pauschal gegen Reaktivität hilft, kann ich mir nicht vorstellen.


    Je nachdem, woher die Reaktivität kommt, gibt es aber natürlich eine ganze Palette von Medikamenten, die zum Einsatz kommen können. Angstlöser, Schmerzmittel, Thyroxin, um mal einige Beispiele zu nennen.


    Darüber hinaus habe ich auch mal von einer Studie gelesen, bei der Hunde mit hyperkinetischer Störung Methylphenidat (also Ritalin) bekommen haben und sich eine gute Wirkung gezeigt hat. Aber das wirkt dann eben auch nur, wenn die hyperkinetische Störung der Auslöser für die Reaktivität ist.