Ich hatte irgendwie echt gehofft, dass mein Trainingstalent dazu geführt hat, dass wir keine Probleme mehr hatten. Weil er mit Chip auch nicht gerade geschlechtslos unterwegs war und das auch etwas geschwankt, aber sich zuletzt eingependelt hatte. Das ist gerade ziemlich ernüchternd
Das beste Trainingstalent bringt dir nichts, wenn der Hund ohne Chip so durch ist, dass er das Training gar nicht annehmen und umsetzen kann.
Mein Rüde hatte z.B. stressbedingt (also durch den starken Sexualstress und -frust) große Schwierigkeiten mit jeglichen Außenreizen. Leinenführigkeit, Menschen- und Hundebegegnungen waren eine Katastrophe.
Ich habe mir damals 2 Jahre lang ohne Chip/Kastration einen Wolf trainiert, mit minimalen Fortschritten. An guten Tagen kamen wir z.B. auf 20 Meter an nen anderen Hund ran, an schlechten Tagen hat er auf über 50 Meter alles verbellt, was ein Hund sein könnte.
Sobald der Chip gewirkt hat, kamen wir innerhalb einer Woche (!) mit genau demselben Trainingsansatz auf 5 Meter an andere Hunde heran.
Klar, die Kastration ersetzt keine Erziehung. Aber manchmal ist sie der Grundstein, damit Erziehung und Training erst möglich wird und der Hund das auch abrufen kann.
Unter dem Chip hat das Verhalten bei uns übrigens auch immer mal wieder geschwankt. Wirklich dauerhaft hat es sich dann mit der chirurgischen Kastration eingependelt.
Wobei "eingependelt" hier eben auch heißt, dass sich mein Hund jetzt wie ein durchschnittlicher intakter Rüde verhält: Immer noch gestresst in Gegenwart von ner läufigen Hündin oder interessanten Pipistellen, aber eben nicht mehr so gnadenlos drüber und in anderen Sphären wie ohne Kastration.
Wenn der Hund unter der Kastration Trainingserfolge zeigt, die sich nach dem Chip auch mit entsprechendem Training nicht wiederherstellen lassen UND der Hund trotz Chip ein gewisses Maß an Sexualverhalten beibehält, ist das für mich persönlich eine ziemlich klare Indikation für eine Kastration.