Unsere Schnauzerhündin hat sich auch ein wenig anders entwickelt als gedacht. Reizoffen trifft es hervorragend, sie ist in der Wohnung extrem chillig. Abgesehen davon wenn die Klingel schellt, dann ist sie nicht zu beruhigen. Mit nichts. Mit absolut nichts. Wir haben alles versucht. Aber sie ist ein Wachhund! Ist doch eigentlich klar. Das wurde früher sehr geschätzt wenn der Hund eben aufpaßt und nicht jedem Besucher schwanzwedelnd Kaffee und Kuchen serviert.
Sobald man in einem Raum ist, sogar beim Tierarzt, wird jeder, der dazu kommt, angebellt.
Draußen unterwegs interessiert sie sich GsD nicht für andere Menschen, solange sie nichts von einem wollen. Ein gegenseitiger Gruß ist leider schon zu viel, dann gibt's mindestens einen Beller gratis dazu.
Andere Hunde werden angepöbelt. Ohne Leine auf dem Hundespielplatz sind alle Hunde super.
Gemütlich essen gehen? Eher nicht. Hund liegt unterm Tisch und hat alles im Blick. Auch die Bedienung, die an UNSEREN Tisch kommt. Die will sie am liebsten vertreiben, ist schließlich unser Tisch.
Am See schwimmen gehen hat sich für meine Frau mehr oder weniger erledigt. Es sei denn, ich führe Hannah schon beim Aussteigen erst mal spazieren und meine Frau schleicht sich schon mal an den See. Wenn ich später zum Handtuch komme, ist alles solange halbwegs okay, bis Hannah Frauchen im See identifiziert, dann bricht die Hölle auf und wir haben dann jede Menge sehr aufmerksame Badegäste um uns. Wir wissen nicht, was Hannah genau denkt. Sie bellt wie verrückt und will zum Wasser, laß ich sie von der Leine, rast sie zum Ufer, springt ins Wasser und planscht mit den Vorderpfoten wie ein Schaufelraddampfer zu ihr. Frauchen muß dann aufpassen nicht versehentlich gekratzt zu werden während sie planschend umkreist wird. Ab dann ist das Badevergnügen vorbei, allein an den See mit Hund ist jedenfalls absolut unmöglich.
Einige Dinge gehen nicht mehr, weil Madame eben nicht so entspannt ist wie andere Hunde. Sie ist sieben, es wird sich nichts ändern, Trainer hatten wir einige, von Hundeschulen ganz zu schweigen. Und wir sehen ein, daß ein Wachhund mit ausgeprägtem Territorialverhalten eben genau so tickt. Familie, Ordnung und Sicherheit ist alles für sie. Und nichts und niemand wird sie davon abbringen, genau auf diese Dinge zu achten, und zwar ganz unabhängig davon wie wir uns verhalten. Es ist ihr Naturell.
Fakt ist: Wir haben uns für sie entschieden. Wir lieben sie, wir geben täglich unser Bestes ihr Grenzen aufzuzeigen, meistens funktioniert es, aber es bedeutet Arbeit, Streß und Nerven. Das verklärte Bild eines durchweg entspannten Hundes, der kommentarlos alles absegnet und dessen einziger Wunsch es ist zu gefallen, das haben wir schon längst in die Tonne gekloppt. Sie will gefallen, hört auch gut, aber sie hat dennoch ihre Vorstellungen, und hier haben wir genau geschaut, was erziehungstechnisch drin ist und was einfach rassetypisch verankert ist.
Du wirst Deinen Hund nicht ewig haben. Aber solange Du ihn hast, wirst Du Kompromisse eingehen müssen. Das ist nicht anders wie mit Kindern.
Nutze die Zeit mir Deinem Hund und macht euch eine einzigartige Zeit zusammen. Alles was Dir jetzt fehlt, kannst Du später auch noch. Vielleicht aber wirst Du es dann gar nicht mehr so sehr wollen. Ihr habt ein Jetzt und darauf kommt es an.