Puh ... sehr emotional gefürte Diskussion ...
Dabei habe ich die Ausgangsfrage so verstanden, dass einfach nur nachgefragt wird, wie das Forum die Preisgestaltung in einem konkreten Fall einschätzt - was ja auch von Einigen in sachlicher Form beantwortet wurde.
Die Diskussion bringt aber auch zutage, dass ein erheblicher Teil der Tierärzte zu intransparent abrechnet.
- Gutes Beispiel: Mein Tierazt beim 1. Hund, ganz kleine Praxis, daher hat er selber im Behandlungsraum kassiert. Generell und immer wurde die Rechnung vorgelesen und somit schon mal grob erklärt - Nachfragen waren erlaubt, aber selten nötig. Wenn es Behandlungsalternativen gab, wurde ich vorher darüber aufgeklärt (Vor-/Nachteile, Kosten), sodaß ich eine Entscheidung treffen konnte.
- Schlechtes Beispiel: Alle darauf folgenden Tierärzte, größere Praxis, Rechnungstellung im Vorraum am Empfang durch jemanden, der bei der Behandlung nicht dabei war - der Preis wird genannt, dann die Frage "bar oder mit Karte?"
Dabei hat der Arzt während der Behandlung alle abzurechnenden Positionen in den Computer getackert ... eine abschließende Zusammenfassung dem Kunden gegenüber würde maximal 60 sek dauern. Die Wenigsten würden nachfragen, wenn alles einleuchtend und verständlich klingt. Aber das Wichtigste dabei: Man ginge mit einem guten Gefühl aus der Praxis und nicht mit einem zweifelnden "Boah, das war aber ziemlich teuer ..."
Und dieses zweifelnde "Boah, das war aber ziemlich teuer ..." hat Snoopy2008 mit dem Ausgangsposting zum Ausdruck gebracht.
Und Zweifel sind leider immer öfter angebracht:
Nachdem der TA aus dem "guten Beispiel" ohne Praxisnachfolger und leider auch ohne Weiterempfehlung in den Ruhestand gegangen ist, war ich froh, einen vertrauenswürdigen Nachfolger gefunden zu haben: Nett, freundlich, kompetenter Eindruck und mir gefiel die Art seines Umgangs mit meinem Hund. Preise im Rahmen meiner Erwartungen und angemessen:
Vor ca. 1 Jahr ist mein Hund nach einem kurzen Schlaf aufgewacht und urplötzlich um gefühlte Jahrzehnte gealtert, hatte Schmerzen, war "völlig durch den Wind" und ich dachte, in wenigen Tagen hat er's hinter sich. Tierarztrechnung: Allgemeinuntersuchung, Bluteentnahme und geriatrisches Profil im Fremdlabor, Injektion dreier Medikamente, Mitgabe von Tabletten für die nächsten 3 Wochen: 157 € netto, mit Märchensteuer 187 €. Das fand ich angemessen, zumal im Ergebnis überzeugend: Mein Hund hat sich wieder "berappelt" und noch 1 Jahr weitergelebt.
Gleicher Hund, gleicher Tierarzt, 1 Jahr später, ich stehe vor der Frage, ob einschläfern und wenn ja - wann und an welchen Symptomen wäre der Zeitpunkt erkennbar. Ich kam vorbereitet mit "Spickzettel" aller Symptome, die ich in letzter Zeit festgestellt hatte, damit ich in der für mich belastenden Situation nichts zu erwähnen vergesse. Der TA hat zugesehen, wie mein Hund in den Behandlungsraum geschlichen ist (das Gangbild hat schon die Hälfte seines Leidens erklärt), hat ihm kurz(!) ins Maul geschaut und stand dann mit verschränkten Armen einen Schritt neben dem Behandlungstisch und hörte mir zu. Herzklappenfehler stand bereits in der Akte, hat aber nichts Wesentliches mehr zum Allgemeinzustand beigetragen.
Meine wichtigste Frage, ob und wann einschläfern, wurde nicht beantwortet, es kamen nur "Allgemeinaussagen" und "Wischi-Waschi". Mein Versuch der Nachfrage wurde abgeblockt mit dem Hinweis, dass ich jetzt schon zuviel Zeit verschwendet hätte und so wurde ich tatsächlich hinauskomplimentiert. Tierarztrechnung: Allgemeinuntersuchung, eingehende Anamnese oder Beratung über das gewöhnliche Maß hinausgehend: 58 € netto, 70 € mit MwSt.
Habe mir dann zum Einschläfern einen anderen Tierarzt gesucht (die Empfehlung einer Kollegin war goldrichtig), aber dort wollte man gern die bestehenden Behandlungsdaten einsehen. Anruf beim alten TA: die Mitarbeiterin sagte zu, die Daten weiterzureichen.
Am nächten Morgen rief mich der Tierarzt persönlich an und fragte, was er denn schicken solle, er habe - so wörtlich - ja gar nichts am Hund gemacht. Aha ... "gar nichts gemacht", aber "Beratung über das gewöhnliche Maß hinausgehend" abrechnen ... so kann man sich auch selbst entlarven.
Diese 70 € waren definitiv "zu teuer" im Sinne der Eröffnungsfrage!
Bei Einschläfern wurden mir am Telefon von der Mitarbeiterin des neuen Tieraztes "120-150 €" genannt. Letzlich habe ich 190 € bezahlt. Es war eine höhere Medikamtendosis erforderlich, als vorher angenommen und die "Behandlung" war der Situation entsprechend sehr angemessen, entspannt und einfühlsam, ohne jeglichen Zeitdruck.
Diese 190 € (und damit ~30% über dem "Voranschlag") waren definitiv "nicht zu teuer" im Sinne der Eröffnungsfrage!
Ich fühlte mich in dem Moment nicht in der Lage, die 30% Mehrkosten zu hinterfragen. Ich bin mir sicher, auch dazu hätte man sich die Zeit genommen. Aber letztlich interessiert mich das auch nicht mehr (obwohl ich schon sehr aufs Geld achten muss), denn ich war mit der Gegenleistung absolut zufrieden.
Zusammenfassend: Würden mehr Tierärzte transparenter arbeiten und abrechnen, gäbe es eine größere Akzeptanz ihrer Honorare und Diskussionen wie diese kämen gar nicht erst auf.
Wenn es Probleme gibt, dann liegen die meiner Meinung nach eher in der Kommunikation der Tierärzte mit den Hundemenschen als in der Höhe der Rechnung. Tierärzte erbringen letztlich eine Dienstleistung und wenn ich als Hundehalter diesen Dienst bezahlen soll, erwarte ich eine Gegenleistung, die den Preis gerechtfertigt und einen Tierarzt, der mich mit seiner Dienstleistung überzeugt. Wenn das nicht gelingt, entstehen Diskussionen wie diese hier.