Das Wichtigste wurde ja schon gesagt und ich habe bei den Tipps, die ich wichtig und richtig finde einen Pokal hinterlassen.
Trotzdem hier nochmal das, was mir besonders am Herzen liegt:
Im Grunde braucht dein Hund ganz klare Führung, Konsequenz, Grenzen.
Es braucht Geduld, viel Geduld und absolut keinen Druck. Ich habe anfangs nur wenige Regeln aufgestellt damit das Zusammenleben klappt, aber nie Druck gemacht. Es hat Jahre gedauert.
Generell würde ich auch sagen: Weniger ist mehr! Viel Ruhe, wenig Kommandos trainieren. Mir scheint es, dein Hund ist noch nicht bei dir "angekommen" und hat noch nicht verstanden, dass für ihn ein viel besseres Leben angefangen hat. Lass ihm viel Zeit.
Stell dich doch mal mit ihm irgendwo hin, wo er Hunde von Weitem beobachten kann und warte ab, bis er sich zu dir wendet. Dann großzügig belohnen.
Kennest du "Zeigen & Benennen"? Tante Google weiß mehr darüber. In Kürze: Auf einer Entfernung, bei der dein Hund schon etwas entdeckt hat, aber noch nicht ausrastet, sichere ihn, hocke dich möglichst zu ihm runter (er braucht dann nicht zu dir hochspringen), zeige und benenne das, was er sieht und bleib ruhig neben ihm, bis er es "verstanden" hat. Das dauert die eine oder andere Minute ... aber du merkst, wie es in seinem Kopf rattert. Gib ihm diese Zeit! ... Du merkst auch, wenn es für ihn genug ist. Dann weiter.
Bei deiner geschilderten Situation (erst Dogge, dann Schäferhund, ...) könnte das helfen. Einziger Nachteil: man kommt nicht wirklich voran - an "Strecke machen" ist nicht zu denken, aber das in dabei ja auch völlig egal.
Nach 3 Terriern habe ich nun auch einen Podengo (meiner mit "g", weil er aus Porugal ist. ), aber einen kleinen, ca. kniehoch. Alles, was du schilderst, habe ich auch, aber nur in ganz kleinen Ansätzen. Ich wohne am Stadtrand und direkt hinterm Haus fangen Wiesen und Wälder an. Ich lasse meinen Hund dort eine Weile an 20 m Schleppleine laufen, wie er will - und wie er dann läuft: das ist die pure Freude an der Bewegung! Und körperliche Aktivität baut Stress ab. Anfangs ist er voll in das Leinenende gebrettert, nun weiß er langsam, wie lang 20 m sind und seine neue Taktik ist es, mich zu umkreisen, da bleibt die Leine locker. Und überall riecht es nach Reh, Wildschwein, Karnickel, Schaf, Maus und sonstwas ... Es ist mir klar, dass das auch total spannend und aufregend ist und dass ihn das aufputscht und wieder Stress aufbauen kann, aber er muss ja auch seinen Bewegungsdrang ausleben können und das Rennen über Stock und Stein (die Wiesen sind von Wildschweinen aufgewühlt) trainiert sein Körpergefühl, fördert seine körperliche Entwicklung.
Er orientiert sich dabei inzwischen nach mir und ist dann bei Blickkontakt gut abrufbar. Dann hole ich zu mir, lasse ihn etwas zur Ruhe kommen, belohne den Abruf und die Ruhe. Dann darf er wieder laufen und das wird bald weniger wild, mehr Schnüffeln bei lockerer Leine. Ich lasse meinen Hund dabei nicht allein, ich beobachte ihn, kommentiere sein Tun (wenn nötig), rufe ihn zurück, wenn er zu intensiv einer Spur folgt oder "falsch abbiegen" will. Ich sehe, dass es meinen Hund glücklich macht, wenn er sich so austoben und seine Instinkte ausleben darf.
Zuhause ist er ein komplett anderer Hund: ganz ruhig, kuschelig und anhänglich, immer ansprechbar. Und soweit ich das nachlesen konnte, ist das ein typisches Wesensmerkmal der Podecos: Drinnen ruhig und lieb - draußen der wilde Jäger. Bei Allem sagt man diesen Hunden aber eine hohe Sensibilität nach und mit Druck, wie ihn dein merkwürdiger Verhaltenstrainer aufgebaut hat, kommen sie sehr schlecht klar - die entprechenden Reaktionen deines Hundes hast du ja geschildert.
Drinnen könntest du auch mit "Denksport" und Schüffelspielen arbeiten, um deinen Hund geistig zu forder, fördern und auszulasten. Ich habe mal gelesen, 15 min "Nasenarbeit" sei so anstrengend wie 1 Stunde laufen.
Ich arbeite draussen mit Geschirr und Halsband:
- Halsband mit kurzer Leine (1 m): auf dem kurzen Weg zur Wiese oder wenn wir nur schnell zum Pinkeln vor die Tür gehen. Da erwarte ich "ordentliches" Gehen neben mir (klassisches "Fuß" mit Kopf an meinem Knie braucht es bei mir nicht sein) und bei der kurzen Leine kann er auch kaum in die Leine springen - er lässt sich gut "führen" (und "Führung" gibt Halt).
- Geschirr mit Schleppleine: da darf gezogen werden - aber: wenn ich die Leine einkürze auf 1-2 m, dann ist eine "Sondersituation", z.B. einen Feldweg queren, über einen ungefallenen Baumstamm klettern, ... dann muss Hund sich mal für 1 min darauf konzentrieren, danach darf er wieder.
- Auf den letzten 2-300 m Umleinen auf Halsband und kurze Leine, "runter kommen" und "gesittet" heim.
Dieses Leinenkonzept klappt jeden Tag besser. Es ist auch für den Hund gut nachvollziehbar, weil es sich am Körper unterschiedlich anfühlt.
Das ist einer der Gründe, warum ich Flexi-Leinen für sehr problematisch halte: Hund lernt nur das Ziehen an der Leine, ist bei maximaler Länge nicht mehr führbar, kaum haltbar. Bei deinem Hund halte ich eine Flexileine sogar für kontraproduktiv! Kann sein, dass das in ein paar Jahren mal eine Option sein könnte.
Vielleicht könntest Du damit anfangen Dir Webinare anzuschauen, weil man Dir ja vermutlich keinen guten Trainer hinzaubern kann.
Zum Thema Trainer/in: Ich kann dir die Österreicherin Brigid Weinzinger sehr empfehlen. (http://www.denktier.at) Du kannst ihren Newsletter abonnieren, dann bekommst du jeden Sonntag einen kurzen Blog-Artikel per Mail und recht häufig ist eine Einladung zu einem kostenlosen Live-Webinar dabei. Das ist eine gute Möglichkeit, diese Trainerin kennenzulernen und zu schauen, ob ihre Herangehensweise etwas für dich und deinen Hund ist.
Auch wenn diese Webinare gratis sind, kannst du zwischenfragen und Nachfragen per Mail werden auch beantwortet.
Wenn dir das alles gefällt, kannst du Online-Kurse und weitere Webinare buchen, dann gibt es Trainings- und Übungspläne, die durch eine Facebook-Gruppe unterstützt wird.
Mir habe bisher die Gratis-Webinare gereicht, ich habe viel dabei gelernt und meien eigene Einstellung hat sich positiv weiterentwickelt. MAl sehen ob das auch für meinen kleine Podengo reicht, oder ob ich voielleicht doch ein Anti-Jagd-Training buchen muss ...