Ich denke, das liegt daran, dass Absicht und bewusstes Handeln mit dem Ergebnis gleichgesetzt werden.
Dabei wird gerne außer Acht gelassen, dass das Trainingsobjekt (Hund, Pferd...) nicht nur dem bewusst gesetzten Reiz des Trainers ausgesetzt ist, sondern gleichzeitig auch der Umwelt und den unbewussten Handlungen des Trainers.
Da entstehen jede Menge Wechselwirkungen.
Lernen passiert ja nicht nur in der Interaktion mit dem Lehrer oder Trainer, sondern mit der Umwelt. Und die ist nie eindeutig.
Der Busch mit den leckeren Brombeeren (Belohnung) hat auch Dornen (pos. Strafe) - und je mehr Hunger ich habe (Druck bzw neg. Strafe als Abwesenheit von Sättigung), desto stärker wirkt die negative Verstärkung (Hunger wegnehmen).
Jedes Lebewesen geht also durch die Welt in einer ständigen Abwägung - welcher Verstärker ist es wert, die Strafe auf mich zu nehmen und die Hindernisse zu überwinden? Und die Grenzen sind extrem fliessend und extrem individuell.
Um mal zu Hunden zurückzukommen aber bei der Brombeerhecke zu bleiben: Für meinen Hund hat einmal Piks an der Nase ausgereicht, der mag keine Brombeeren mehr pflücken (schaut statt dessen mich an, bis ich das für ihn mache...) - die Hündin meiner Freundin kriecht in jede Hecke rein und ignoriert das Piksen, wenn da auch nur eine Brombeere hängt.
Um bei der mit Strafe was zu erreichen, müsste man schon SEHR hart werden, und immer Gefahr laufen, dass sie komplett dichtmacht und abstumpft.
Mein Hund dagegen knickt extrem schnell ein - und kann dann auch nicht mehr lernen, weil er dann lieber nichts mehr tut. Der wäre wahnsinnig schnell in die erlernte Hilflosigkeit zu treiben.
Ich finde den letzteren Typ übrigens schwieriger.