Beiträge von *Waldi*

    Ich sag ja, da ist kein System dahinter. Die meisten Vorfälle werden gar nicht aufgegriffen, und wenn, dann nur als lokale Meldung.


    Wenn ein Fall besonders drastisch ist, greift es evtl. eine Agentur auf - und dann bekommt es mehr Aufmerksamkeit.


    Es gibt ja jeden Tag massenweise Meldungen (über alle erdenklichen Themen) - und nur ein Bruchteil schafft es jemals in irgendeine Berichterstattung. Das hängt davon ab, wer am Desk sitzt, wie der Polizeibericht abgefasst ist (wenn Polizei involviert war, wenn es "nur" ein toter Hund ist, war das evtl. gar nicht der Fall), was sonst heute los ist, ob überhaupt Personal da ist - man kann sich gar nicht vorstellen, wie schwierig die Arbeitsbedingungen im Journalismus inzwischen sind, vor allem im Lokalen. Die meisten Lokalausgaben sind längst dichtgemacht, was noch da ist arbeitet mit absoluten Mimnimum an Personal.


    Wenn dann was lokal gemeldet wird, geht es evtl. noch weiter in ein regionales Magazin, ganz vielleicht greift es auch mal ein Überregionales Medium auf - aber bei Beissvorfällen ist das extrem selten.

    Das macht man, wenn ein Thema von überregionaler Bedeutung ist, oder wenn man eine Hintergrundgeschichte machen möchte und ein Fallbeispiel braucht. Wenn z.B. die politische Diskussion hochkocht.


    99,9 % der Fälle, die überhaupt berichtet werden, stehen im Lokalteil (und dadurch heutzutage im Internet).

    Diesen Eindruck habe ich auch bei Berichterstattung über Hundeangriffe. Über den tödlichen Angriff eines Rottweilers auf ein Schulkind hier bei uns ums Eck wurde hier nie berichtet. Ich vermute dass das garnicht international berichtet wurde.

    Wird denn überhaupt überregional oder gar international über Hundeangriffe berichtet?


    Das ist was für die lokale Presse, bei einem tödlichen Hundeangriff findet man das evtl. auch mal in den regionalen Nachrichten (wir hatten den Kangal-Angriff in den regionalen Nachrichten, meine ich, als Meldung).

    In überregionalen Medien findet man das doch kaum.

    Auch die Meldungen hier im Thread sind ja eigentlich immer aus der lokalen Presse. Ich kenne die ganzen Vorfälle nur aus diesem Thread.


    Für solche Medien wie die BILD möchte ich nicht sprechen. Dass da bewusst Stimmung gemacht wird (bei verschiedenen Themen) weiß man ja. Ob die Kampfhunde auf dem Kieker haben, weiß ich nicht, in den 90ern gabs ne Anti-DSH-Kampagne in der BILD, das weiß ich noch.


    In den Redaktionen, in denen ich gearbeitet habe und arbeite, habe ich nie erlebt, dass die Rasse darüber entschieden hätte, was berichtet wird.


    Ich will einen möglichen Bias gar nicht leugnen. Das kann schon sein. In meiner persönlichen Erfahrung ist es mir aber noch nicht untergekommen - schon weil sich die wenigsten Kollegen wirklich mit Hunderassen auskennen, und die meisten, wenn man auf das Thema zu sprechen kommt, teilen eher die vorherrschende "das Problem ist immer der Halter" Meinung.

    - die ersten 1,5 Jahre sind kacke. Von da bis zum 3 Jahr anstrengend. Und wenn du dann einen guten Job gemacht hast, kannst du dich auf die Zeit ab dem 3. Jahr freuen.

    Naja, das finde ich jetzt extrem.


    Ich fand die Welpenzeit überhaupt nicht "schlimm", im Gegenteil. Und die Junghundezeit war auch nicht besonders anstrengend. Ok, es kommt vielleicht immer auf die Erwartungen an, aber allgemeingültig zu behaupten, es würde erst ab dem 3. Jahr Spaß machen - nö, kann ich nicht unterschreiben.

    Nicht jeden Vorfall erst dann, wo es schon längst viel zu spät ist, ernst nehmen, sondern schon deutlich früher!

    Warum es erst soweit kommen lassen?

    Ja sicher.


    Unbedingt. Bei allen Hunden.


    Darum geht es ja. Prävention.


    Und dann wird halt diskutiert, wie diese Prävention aussehen soll.


    Erst NACH einem - wie auch immer gearteten Vorfall reagieren - um weitere Vorfälle zu verhindern?

    Wo ist die Schwelle? Anspringen? Schnappen? Blut fliesst? Anderer Hund? Mensch?

    Sind Vorfälle, die durch das Verhalten des Opfers provoziert worden sind, anders zu bewerten als Vorfälle, die unprovoziert waren?


    Und was folgt dann?


    Oder will man schon VOR einem Vorfall Massnahmen ergreifen, nicht wenn es schon zu spät ist? (Warum es erst soweit kommen lassen, schreibst du).


    Und welche Massnahmen ergreift man dann? Wie kann man "es nicht soweit kommen lassen"?

    Das ist ja die große Frage.

    Nun gut...dieser Thread heisst 'Der gefaehrliche Hund' und da fallen nicht nur Hunde drunter die Menschem toedlich verletzt haben.

    Das ist der springende Punkt. Was versteht man unter Gefahr? Welche Gefahren möchte man abwehren?


    Bestimmte Rassehundevertreter sind automatisch böse!

    Das habe ich hier noch nirgends gelesen. Das Wort "böse" ist sowieso komplett unpassend in dem Kontext.


    Dann müssen wir zunächst mal unterscheiden, welche Arten von Vorfällen verhindert werden sollen.
    1. Jeder Vorfall, bei dem ein Hund einen Menschen angreift/beißt und den auch nur geringfügig beschädigt?

    2. Nur die Vorfälle, bei denen es zu schweren Verletzungen kam? Hier müsste man dann tatsächlich erstmal definieren, was eine schwere Verletzung ist. Kann man das überhaupt pauschal definieren, wenn die gleiche Verletzung bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlichen Alters unterschiedliche Auswirkungen hat?

    3. Nur die tödlichen Vorfälle.

    Das - Aber vor allem muss man unterscheiden, ob man Vorfälle VERHINDERN möchte oder ob man sie hinterher bestrafen möchte. Das ist ein riesengroßer Unterschied.


    Bestrafen kann man das, was tatsächlich vorgefallen ist. Wenn ein Hund einen Menschen totbeisst, kann man das Tötungsdelikt strafrechtlich verfolgen, egal ob Pudel oder Staff.

    Wenn man aber präventiv gefährliche Hunde verbieten wollen WÜRDE (und ich sage nicht, dass ich das befürworte) - DANN kommt die Frage: Welche Hunde? Alle? Nur Große? Nur bestimmte Rassen?

    Das ist dann schon viel komplizierter.



    Und was die großen und kleinen Hunde, Pudel und Labbi usw. angeht:


    Natürlich gehört auf einen bissigen Pudel genauso ein Maulkorb, gehört ein bissiger Jack Russel an die Leine etc pp. Ich bin absolut für Eigenverantwortung und Konsequenzen, und ich bin sehr dafür, JEDEN Beissvorfall ernst zu nehmen, auch von kleinen Hunden. Und auch Beissvorfälle unter Hunden.

    (Auch wenn man sich klar machen muss, wohin das führen kann - siehe Dänemark. Allzu laut würde ich vielleicht nicht nach diesen Geistern rufen?)

    Das bissel Extra-Aufwand für einen Begleithund isses nicht. Im Gegenteil, das kann eine willkommen Entspannung vom Alltag sein.


    Ich glaube, das was man vorher nicht einschätzen kann, ist das was man heute "mental load" nennt.


    Du musst die Bedürfnisse des Hundes mitdenken, und zwar immer, den ganzen Tag. So wie du es von deinen Kindern kennst. Kann der Hund alleine bleiben, wo kann er bleiben, wenn wir mal über Nacht weg sind, wann war er das letzte Mal draussen... man hat einfach noch was mehr im Kopf, ist weniger spontan, hat noch mehr to dos und Termine.

    Und dann lass es mal Schwierigkeiten geben, Krankheiten - das kostet auch Kraft.


    Im Alltag ist die Zeit, die du nur für den Hund brauchst, das geringste Thema. Knifflig wird es eher, dem Hund beizubringen, stressfrei im Alltag mitzulaufen. Du musst Regeln für Hunde UND Kinder etablieren, damit das alles klappt. Und nicht der Hund die Spielsachen zerkaut oder die Kinder zwickt, Besucher anbellt oder was auch immer.

    Je jünger die Kinder, je trubeliger der Alltag, umso schwieriger ist das.


    Ich halte das alles für machbar - wenn DU wirklich wirklich gerne einen Hund haben möchtest, dann geht das. Aber nicht wenns nur "wäre doch ganz nett" ist. Dann würde ich an deiner Stelle noch ein bisschen warten, bis das jüngere Kind 10-12 ist.

    dann will ich einen Hund nicht nach 30 Minuten tragen müssen.

    Das ist Quatsch. Ein gesunder Hund kann einen erg hochlaufen, und die kleinen sind oft sogar fitter als die Großen.


    da sind sämtliche Charakter-Beschreibungen mit "muss viel beschäftigt werden".

    Ein Alltag mit zwei KIndern dürfte turbulent genug sein, da wird euer Problem eher sein, dass der Hund genug Ruhe bekommt.

    Wichtig finde ich, dass der Hund nicht nur auf dem Schulweg und bei Kinderaktivitäten mitgenommen wird, sondern auch wirklich eine richtige Gassirunde in hundegeeignetem Gebiet bekommt, mit Freilauf etc.

    Hast du eine Stunde pro Tag für den Hund und dich, zum gemeinsam Draussen sein?


    "lasst es, ein Hund wird euer Leben sehr verändern und erst die Arbeit, die auf euch zukommt...".

    Meine Antwort ist immer: Wenn man das Gefühl hat, ein Hund sei Arbeit, dann sollte man es lieber lassen.


    Ich finde nicht, dass der Hund Arbeit macht. klar, Fellpflege, Futter bereiten, man muss mehr putzen etc - das fällt jetzt aber nicht so krass ins Gewicht.

    Natürlich ist ein Hund Zeitaufwand, v.a. für Gassigänge oder andere Beschäftigung mit dem Hund. Für mich ist das aber ja genau das, wozu ich den Hund habe.

    Wenn ich mir diese Hundezeit als "muss das jetzt auch noch sein?" vorstellen würde, dann hätte ich lieber keinen Hund.


    Wichtig wäre mir noch: Überlegt euch, wer die Hauptverantwortung hat. Ein Kind kann das nicht. Dein Mann wäre nicht soooo begeistert - also ist es DEIN Hund.

    Willst DU einen Hund?

    *Sascha*


    Ich finde "Yorkshireterrier hängt am Bein" ist zwar doof und unangenehm, aber hat einfach nicht die Tragweite und Konsequenz dass man es als gesellschaftliches Problem bezeichnen kann.


    Ich sehe einfach nicht, warum Vorfälle, die unangenehm und lästig, aber nicht gefährlich sind (außer im von Hundundmehr dargelegten abstrakten Sinn, also z.B. als Auslöser von Verkehrsunfällen und Stürzen) irgendetwas mit schwerwiegenden bis tödlichen Beissvorfällen zu tun haben sollen.


    Das ist, als würde ich, wenn man über Mord und Totschlag diskutiert, mit dem Anrempeln von Passanten um die Ecke kommen.


    Ich will damit nicht Attacken von Kleinhunden etc verharmlosen, natürlich ist das Mist. Und ebenso ist es Mist, wenn sich Menschen völlig unangemessen gegenüber Tieren verhalten. Wenn ein Jogger fast auf einen Hund drauftritt, und dieser dann beisst (ist mir schon passiert, mein Hund hat nicht gebissen) - dann denke ich mir auch, dass der Jogger eine Mitschuld hat. Wenn der Jogger danach tot wäre, läge der Fall aber doch ein wenig anders, ob Mitschuld oder nicht.


    Die Rasselisten und die ganzen Diskussionen über gefährliche Hunde gibt es nicht wegen geringfügiger Vorfälle, Terriern im Hosenbein, schmutzigen Mänteln, blauen Flecken.

    Das sind alles blöde Sachen. Haben aber nix mit toten Menschen gemein.

    Das denke ich auch.


    Wobei ich sagen muss, ich lebe in einer Stadt/einem Bundesland, in der es Rasselisten gibt und die Steuer für Listenhunde sehr hoch ist. Man sieht hier wirklich sehr selten welche, verglichen mit anderen Orten. Ist so (ohne Wertung). Natürlich sieht man Hunde "mit Kaliber" nenne ich es jetzt mal, die auf keiner Liste stehen. Aber der Gesamteindruck ist ein ganz ganz anderer als vor den Listen.


    Ich hoffe einfach nur, dass nicht durch weitere Vorfälle die Gesamtstimmung gegen alle Hunde kippt.

    Auf den ersten Blick - klingt logisch.


    Aber da stecken ne Menge Probleme drin. Angefangen mit D. Was will man tun? Was wäre das Ziel?

    Selbst WENN jetzt rauskommt, dass Kampfhunde oder HSH oder Gebraushunde signifikant öfter auffällig werden - was dann?


    A und B hat riesengroße Definitions-Probleme, wurde ja schon ausführlich beschrieben.


    Es würden, meiner Meinung nach, keine wirklich belastbaren Daten rauskommen, da bin ich mir relativ sicher. Es gäbe ebensoviel (berechtigte) Angriffsfläche, wie jetzt auch.


    Ich führe mal aus, was ich meine.


    Wenn man sich z.B. darauf einigt, Beissvorfälle mit tödlichen oder sehr schweren Verletzungen bei Erwachsenen zu zählen (das liesse sich ja noch gut abgrenzen, bietet aber für sich schon mal ne Menge Angriffsfläche) und es käme tatsächlich heraus, dass das mit Kampfhunden öfter passiert, als mit anderen Hundetypen. Und jetzt?


    Sind alle Kampfhunderassen (ich meine jetzt Rassehistorisch, nicht als Wertung) betroffen? Oder macht man Unterschiede? Wenn da nicht ein einziger Pitbull dabei gewesen ist, wäre es dann fair, wenn sie auch betroffen sind, weil Kampfhunde? Oder doch lieber Rassen definieren - und letztlich läuft es dann auf eine Phänotypisierung im Eizelfall hinaus? Und der vertraut man dann?

    Gerade wenn doch bei TS-Hunden z.B. oft nur geraten wird (HSH oder nicht?) Und was ist mit Mixen? Ist das eine eigene Kategorie Mischling (und dann kommt raus, dass Mischlinge die allergefährlichsten Hunde sind...)


    Was wenn man 10 Vorfälle mit Kampfhunden und 5 mit HSH hätte? Ist der Unterschied groß genug, um unterschiedliches Vorgehen zu rechtfertigen? Was, wenn es 5 Jahre lang keine Vorfälle mit Kampfhunden gegeben hat und in einem Jahr 10? Welchen Zeitraum soll man überhaupt nehmen?


    Solche Studien sind unglaublich fehleranfällig und oft sehr wenig aussagekräftig. Änder einen Parameter auch nur minimal (kürzerer Zeitraum, anderes Sample, andere Definitionen von Rasse oder Beissvorfall oder Hundetyp) und du kriegst radikal andere Ergebnisse. Man kann aufgrund der selben Daten ganz verschiedene Interpretationen belegen.


    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man da wirklich überzeugende Ergebnisse bekommt. Klar wäre es interessant, solche Daten zu haben (und ich würde eine Registrierungspflicht für Hunde und eine Meldepflicht für Bissverletzungen begrüßen - ohne diese Grundlage ist ja eh nichts zum Auswerten da), aber wenn man die Studie dann hätte, wäre die Diskussion damit wohl kaum vorbei. Es gäbe genauso viel Kritik an der Studie, wie es an den bisherigen Gutachten und Expertenmeinungen, die zu den bestehenden Listen geführt haben, auch gibt.


    Aber ja, klar, machen, unbedingt! Ich will da nicht gegenreden, Daten sind immer gut. Ich warne nur davor zu glauben, dass man damit klare Antworten bekommt.