Ich habe gerade "Trust Exercise" (Vertrauensübung) von Susan Choi gelesen.
Witzigerweise ein ganz ähnlicher Aufbau wie "Trust" von Hernan Diaz. Beides preisgekrönte Bücher. Beide fand ich zwar ein bissel verkopft, aber spannend zu lesen, vor allem weil die Struktur der Bücher sehr zum Überlegen anregt - was ist wahr, was ist falsch? Es geht um Perspektive, Umdeutung, Interpretation - und in beiden Fällen auch um männliche Macht und Kontrolle über Frauen.
Bei "Trust" spielt die Geschichte in den 1920er/30er Jahren in der Welt der Finanzmärkte. "Trust Exercise" spielt in den USA in den 80er Jahren an einer High School mit Schwerpunkt Theater.
Beide Romane sind in drei Teile gegliedert. Die Geschichte, die uns zu Anfang erzählt wird, wird durch das, was in den anderen beiden Teilen erzählt wird, völlig neu- und umgedeutet.
Thematisch geht es bei Trust Exercise um eine amerikanische Highschool, eine Liebesbeziehung zwischen 2 Protagonist*innen und v.a. darum, wie junge Mädchen Opfer von Grooming und sexual predators werden. Teilweise ziemlich explizit.
Während bei "Trust" die historische Perspektive für mich sehr interessant war, und man vor allem am Ende das Gefühl hat, die Zusammenhänge und Personenkonstellationen zu verstehen, lässt Trust Exercise sehr viel offen. Welche Charaktere sind eigentlich Aspekte ein und derselben Person?