Etwas was mir noch einfällt ist: die eigene Erwartungshaltung spiegelt sich auch sehr im Hund wieder.
Ich weiß nicht, wie du an Spaziergänge oder was auch immer herangehst, aber wahrscheinlich hast du eine gewisse Erwartungshaltung, wie das ablaufen sollte. Nun erfüllt Dein Hund diese zur Zeit nicht immer. Was eventuell dazu führt, dass Du schon mit dem Gedanken losgehst: bohr, hoffentlich bleibt er heute mal ruhig. Hoffentlich haben wir mal einen guten Tag. Hoffentlich bellt er nicht blöd xyz an, etc. pp.
So war das z.B. bei uns, als bei Bucky in der Pubertät die Rüdenaggressivität aufkam. Das hatte ich mir beileibe auch anders vorgestellt mit meinem Hund. Ich wollte auch so einen "überall mit"-Hund, einen everybodies Darling. Stattdessen gibt es da einige auf der Liste, da ist so gar nichts mit Darling. Vor jedem Spaziergang hab ich gedacht. Hoffentlich kommt uns kein anderer Rüde entgegen. Hoffentlich tickt Bucky nicht aus. Hoffentlich, hoffentlich, hoffentlich...
Damit haben wir beide uns so richtig schön gegenseitig hochgepuscht. Kam uns ein anderer Hund entgegen, ging bei mir das Geratter im Hirn los. Das merkt der Hund natürlich und rattert mit, denn wenn der Mensch das aufregend findet, dann muss es das wohl sein, also ist mitmachen die Devise.
Was ich sagen will, versuch auch mal Deine Erwartungshaltung runter zu schrauben und Dein inneres Ohmmmm zu finden.
Und ganz, ganz, ganz, ganz wichtig: hab Spaß mit Deinem Hund! Mach mal ein zeitlang das, was er kann, was er gern macht, pfeif mal ab und zu auf das Training und macht woran ihr beide Spaß habt, damit du wieder auf eine positive Schiene kommst und nicht immer nur im Trainingshamsterrad bist.
Das war damals für mich auch sooo wichtig. Mich an den positiven Sachen zu erfreuen. Ja und dann ist er halt auch mal ausgerastet, wenn ein anderer Rüde ums Eck kam. Shit happens, abhaken, weitermachen. Im Jetzt leben, nicht immer nur denken, bohr, wenn er jetzt wieder so wie neulich...
Und auch einfach mal manche Sachen als gegeben hinnehmen. Weiter dran arbeiten, aber auch mal sagen, okay, das kann er halt einfach noch nicht, wird schon werden. Vielleicht lernt er es mit der Zeit, vielleicht bleibt es immer so, weil es einfach sein Charakter ist.
Und guck Dir andere Hunde an. Den von Deinen Freunden, der immer so gechillt ist. Frag mal Deine Freundin, ich bin sehr sicher, der hat auch irgendeine Baustelle, die sie nervt. War er mit 1,5 auch schon so gechillt? Oder erst jetzt, wo er älter ist. War bei uns mal hilfreich, also wir einige Tage einen Gasthund hier hatten. Ja, der konnte das und das toll, da war ich sehr neidisch drauf. Aber ich hab dann gemerkt, okay, DAS kann er vielleicht toll, aber dafür kann er anderes nicht, was meiner toll macht.
Unser ist jetzt knapp vier und so langsam denke ich: JETZT ist er erwachsen. Trotzdem endet das Training nie.
Welpenzeit fand ich easy, Pubertät (und in der steckt Deiner halt noch) manchmal die Hölle.