Ein kleines Update zwei Wochen nach Einzug unseres neuen Hundes ...
Was soll ich sagen, wir haben das Gefühl, das ganz große Los gezogen zu haben. Wohl auch ein Beispiel dafür, wie wichtig die richtige Mensch-Hund-Konstellation ist: für uns erfüllt der junge Mann alles, wonach wir in einem Hund gesucht haben, für die Vorbesitzer war es einfach zu viel von allem. Dabei ist er viel "simpler" als wir zu Anfang dachten.. Ein ganz ruhiger, feiner, angenehmer Geselle - nach entsprechender Auslastung Die kam wohl eindeutig zu kurz im vorherigen Zuhause und dass einem Hund in dem Alter nicht noch viel mehr Unsinn eingefallen ist, spricht eigentlich auch schon für ihn. Wir sind jedenfalls sehr happy und dankbar diesen tollen Kerl bekommen zu haben.
Ganz reibungslos hat natürlich auch nicht alles funktioniert. Wir hatten ziemliche Rhythmus-Schwierigkeiten in der Nacht - er war sehr unruhig und dann auch um kurz vor sechs wach, zwei Tage hatte er schlimmen Durchfall, aber jetzt haben wir uns gut eingependelt und er weiß, dass es an manchen Tagen eben auch erst um halb zehn rausgeht.
Hausregeln die wir durchgesetzt haben und von denen wir glauben, dass sie gleich von Beginn an für eine gesunde Dynamik gesorgt haben: Die Tür wird von uns freigegeben, die darf er nicht einfach durchschreiten (Eingangstür versteht sich). Tür auf heißt also nicht raus und los geht es, sondern er wartet im Sitz auf unser Okay. Manchmal stehe ich auch zwei Minuten im Rahmen oder gehe rein und wieder raus, bevor die Freigabe kommt. Innerhalb der Wohnung werden Türen manchmal verschlossen, in zwei Räume darf er grundsätzlich nicht und aus der Küche wird er rausgeschickt, wenn wir essen. Hier sehen wir dass er mittlerweile besser zur Ruhe kommt und nicht mehr das Bedürfnis hat, uns auf Schritt und Tritt zu verfolgen.
Vom Tisch gibt es natürlich nichts und aus der Küche auch nicht. Den Futternapf geben wir auf Kommando frei.
Wenn er uns anspringt, verlässt er entweder den Raum und die Tür geht zu oder er bekommt ein paar Tropfen Wasser ab. Das hat er ganz schnell unterlassen und wir wissen, dass das bei den Vorbesitzern ein richtiges Problem war. Ich persönlich möchte nicht, dass mein Hund mit dieser Größe und diesem Gewicht je einen Menschen anspringt. (Abwenden und Ignorieren hatte im übrigen keinen Zweck).
Couch, Bett etc. waren von Anfang an tabu. Er schläft bei uns jetzt doch im Schlafzimmer und stand dabei anfangs gern mit den Pfoten im Bett oder steckte seinen nicht gerade kleinen Kopf ins Gesicht (Ignorieren, Rausheben etc. - keine Chance, sorgte nur für einen aufgedrehten Hund), auch hier bewirkten ein paar Wassertropfen Wunder und das Bett bietet gar kein Diskussionspotential mehr.
Alles, was uns wichtig war, haben wir von Anfang an geübt, auch auf das freundliche Anraten einiger User hier, z.B. das Alleinebleiben. Dass er sich mal alleine in einem Raum aufhalten muss, dass wir auch mal für zehn Minuten aus der Haustüre gehen - ohne ihn. Dass das Auto schnell mal verlassen wird - ohne ihn. Auch hier sind wir auf einem guten Weg und ich kann beruhigt für eine Stunde zum Einkaufen fahren und weiß, dass er mir nicht im Haus durchdreht.
An der Leinenführigkeit arbeiten wir täglich, obwohl er sich da von Anfang an recht gut angeboten hat. Halte ich ihn kurz soll er im Schritt dicht neben mir gehen. Schnüffeln nur auf Freigabe. Inzwischen sind auch Strecken an der lockeren Leine bei Fuß möglich. Wir arbeiten im übrigen viiiel mit Leckerli; den Großteil seiner Tagesration füttere ich aus der Hand.
Vielleicht ist ja jemandem, der ähnliche Fragen wie wir zu Beginn hatten, damit ein wenig geholfen. Es mag nicht für jedes Hund-Halter-Paar die richtige Struktur sein, ich würde zB einen sehr sensiblen Hund vermutlich nicht mit Wasser konfrontieren. Unser Bub ist zwar respektvoll, aber manche Sachen nimmt er sich auch gerne dreimal heraus und ich möchte mit einem Hund dieser Gewichtsklasse - zumal er kein Welpe mehr ist - einfach nicht lang um den heißen Brei herumreden, wenn es um persönlichen Raum oder andere Ressourcen geht.
Mit unseren zwei Wochen stehen wir noch gaaanz am Anfang von hoffentlich vielen Jahren, in denen mit Sicherheit auch noch einiges auf uns zukommen wird. Dinge, die ich gelernt habe bzw die sich für mich bestätigt haben: Die erste Woche bzw. die ersten Wochen sagen nichts über die kommende Zeit aus und im Normalfall wird vieles immer besser. Das kannte ich schon durch die Pflegehunde und hielt mir das die ganze Zeit vor Augen, weil anfängliche Baustellen wie ein Loop erscheinen können und man sich fragt, was, wenn man da nicht wieder rauskommt? Am Ende der ersten Woche mit ganz schrecklichem Schlafdefizit hatte ich plötzlich die Befürchtung, dass unsere Nächte jetzt immer so kurz und unruhig sein würden. Eine Woche später schlafen wir schon wieder aus und rückblickend ist das ja nur selbstverständlich, dass unser Schlafrhythmus natürlich noch nicht aufeinander abgestimmt war und unser Wuschel noch ganz nervös war.
Und: wir hatten nebst Hundeschule nach einer Woche eine private Trainingsstunde und haben uns alle Fragen von der Seele reden können. Für mich persönlich war das unglaublich beruhigend und bestätigend und das kann ich, denke ich, allen Neu-Besitzern ans Herz legen. Auch wenn wir uns super sicher waren in unserer Entscheidung waren wir genauso unsicher bei Dingen, für die wir nicht direkt eine Antwort parat hatten und daher würde ich nicht warten wollen, bis sich etwas manifestiert / man Dinge über einen längeren Zeitraum falsch oder unsicher handhabt. Allein für den Seelenfrieden eine Wohltat :-)
Hier sind also alle happy mit der Entscheidung die getroffen wurde und wir freuen uns auf hoffentlich ganz, ganz viele gemeinsame Jahre mit unserem gefühlten Sechser im Lotto Nochmals danke an alle guten Tipps und Wünsche und viele Grüße