Ich bin ja eine Wattebauschwerferin und werde dafür, gerade im Vereinsleben, oft belächelt. Aber sogar ich, die zu 95% positiv erzieht setzt Grenzen. Es gibt Themen da braucht es einfach kein Alternativverhalten. Diese Themen sind vor allem Beißen, egal ob Mensch oder Tier.
Da werde ich auch ich mehr als deutlich, weil es einfach nicht geht. Mit "mehr als deutlich" meine ich übrigens nicht, dass ich meine Hunde verprügle, aber es gibt schon einmal einen Rempler, einen Stoß, einen Schubser, wie auch immer du es nennen magst, wenn auf meine verbale Warnung nicht eingegangen wird.
Warum scheinen sich die meisten darüber einig zu sein, dass positives Training ohne Strafe und teils Grobheit nicht möglich ist?
Weil es in den meisten Fällen einfach nicht möglich ist. Selbst bei meinem Zwerg braucht es ab und an mal eine strengere Erinnerung, dass manche Dinge einfach nicht erlaubt sind.
Meine fast 17 Jährige Hündin, die leider verstorben ist und ein echtes Lämmchen war kam nicht ganz ohne "Strafe" bzw. Konsequenzen für gewisses Verhalten durchs Leben.
Warum macht Alternativverhalten aufzeigen keinen Sinn?
Macht es, unbedingt. Ich bin ein Freund von Alternativverhalten. Aber es gibt einfach Situationen, da musst du punktgenau und schnell reagieren. Situationen die du einfach nicht wiederholt wissen willst. Da ist keine Zeit um eine Alternative aufzubauen.
Warum ist es okay sich einen Hund nur für ein bestimmtes Hobby (Sport) anzuschaffen und ihn nur darauf zu trainieren und vorzubereiten?
Solange der Hund in diesem Hobby aufgeht und Spaß hat sehe ich daran nichts verwerfliches. Es gibt schwarze Schafe in der Welt des Hundesports, aber die gibt es auch bei den stinknormalen Familien mit Hund.
Warum nutzen sogar Züchter für die Welpen schon Zwinger?
Nicht alle, aber die meisten nutzen einen, weil die Piranhas alles zerstören. Versuch mal einen Wurf von, sagen wir, 6-8 Schäferhunden in einem Haus zu halten, wenn die einige Wochen alt sind.
Schäferhunde sind willensstark und vehement, aber werden nur gedeckelt und klein gemacht, sobald sie es wagen das zu zeigen. Wie passt das zusammen?
"Deckeln" ist das falsche Wort. Es müssen Grenzen gesetzt werden. Manche meiner Hunde würden liebend gerne den Nachbarshund samt Nachbarn verspeisen. Das geht eben nicht. Dafür haben sie in anderen Bereichen des Zusammenleben die Möglichkeit sich zu entfalten, wie eben z.B. im Sport.
Wo hört Konsequenz auf und wo fängt Gewalt an? Würdet ihr eure Welpen schlagen, wenn es notwendig wäre?
Konsequenz und Gewalt sind zwei unterschiedliche Dinge. Ja, sie können zusammen ausgeführt werden. Aber Konsequenz heißt für mich, dass ein gewisses Verhalten verboten wird und auch verboten bleibt und das wirklich umgesetzt wird. Gewalt ist körperliche oder seelische Grausamkeit.
Ab welchem Alter beginnt diese strenge Erziehung? Bereits beim Züchter?
Kommt auf den Züchter an, aber ja, die meisten Züchter von Gebrauchshunden lassen ihren Welpen nicht alles durchgehen und arbeiten da auch nicht nur mit Alternativen.
Warum sind Schäferhunde und Gebrauchthunde so anders? Warum denkt ihr dass ihr über normalen Erziehungstipps steht?
Jede Rasse ist gewissermaßen anders. Gebrauchshunde sind anders als Begleithunde, Begleithunde sind keine Jagdhunde usw.
"Normale" Erziehungstipps sind eben oft wirklich für eine breite Masse gedacht und nicht für Individuen. Ich kann doch einen Malteser nicht mit den gleichen Methoden wie einen Mali erziehen. Das wäre für beide Hunde unfair.
Wie gesagt, ich persönlich lehne positive Verstärkung in der Erziehung nicht ab, aber zu denken man kann einen Hund ganz ohne Strafe erziehen ist utopisch.