Hallo zusammen,
dass es dazu keine pauschale Antwort gibt ist mir klar, mir geht es auch eher darum was ihr gemacht/versucht hättet und Ideen was eure Vorgehensweise gewesen wäre. (Auch klar, dass es nicht die eine Allgemeinlösung gibt; Und es hier nur eine Fernbeurteilung der Situation ist)
Wir waren schon einige Male in einem Tierheim bei einer Mischlingshündin, ca. 6 Jahre alt klein-mittelgroß die seit 3-4 Jahren dort im Tierheim ist. Ihre bekannte Vorgeschichte laut Tierheim ist, dass sie keine Grenzen und Regeln gesetzt bekommen hätte, und sich deswegen aufmüpfig verhalten und durch beißen und Zähne fletschen durchsetzen würde. Man müsse ihr nur klare Grenzen setzen, dann würde das nicht passieren. (Ganz ursprünglich kommt sie aus dem Ausland, was dort passiert ist weißt vom Tierheim keiner)
Bei der ersten Begegnung zeigte sich die Hündin uns fremden gegenüber eingeschüchtert, eingekniffener Schwanz und hielt Abstand, schreckte auch zurück. Sie ging zwar mit uns Gassi (vom Tierheim aus mit Maulkorb) aber weil sie eben musste und vom Tierheim hieß es zu uns, man müsse sich eben durchsetzen dann geht sie auch mit. Die nächsten Male wirkte es besser, sie schreckte vor uns nicht mehr zurück und beim 2. und 3. Gassi machte sie auch unterwegs immerhin 2-3x Pipi und trug danach auch kurz mal die Rute oben.
Streicheln und anfassen ließ sie von Anfang an ohne Abwehr zu, wobei ich den Eindruck hatte das sie nur die Nähe sucht damit ihr irgendwer den Maulkorb abmacht. Aber darüber hinaus wirkte sie auf mich nicht so, als ob sie Interesse hat überhaupt irgendwas mit anderen Menschen (auch gegenüber dem Tierheimpersonal, die sie schon die Jahre über und regelmäßig kennen schreckt sie zurück und geht auf Abstand. Zum Beispiel als uns der Hund beim Zurückbringen entgegengenommen wurde) zutun haben möchte.
Nun gab es eine Situation, wo wir wieder zum Gassi dort waren (auch am Vortag schon, da ohne Problem) aber die Hündin, aus meiner Sicht, recht panisch reagierte sobald sie zum Hoftor raus sollte. Sie zog stark zurück, den Schwanz eingekniffen und fiepte erst und das steigerte sich dann in Richtung schreien. Vom Tierheim kam wieder die Ansage, konsequent bleiben und durchsetzen. Wir haben es auch versucht, ich hatte aber den Eindruck je mehr ich sie jetzt zwinge desto panischer wird sie und steigert sich rein. Weshalb wir sie nach wenigen Metern wieder zurück gebracht hatten. Aber auch wieder mit der Info, wir dürften ihr das nicht durchgehen lassen, etc. Ich hatte zumindest den Eindruck, dass es nichts mit kein Bock und Sturheit zu tun hatte. (Und wir hatten zudem Bedenken das sie uns mit der Situation verknüpfen könnte und zukünftig ggf. Angst hätte sobald sie uns sieht)
Beim nächsten Mal war es wieder ähnlich, eine Mitarbeiterin vom Tierheim ging ein Stück mit und ließ ihr eben keine Wahl, und danach ging die Hündin mit uns weiter. Auf mich wirkte es aber trotzdem nicht sinnvoll, da sie gestresst mitging weil sie eben musste (so nach dem Motto, dann füge ich mich und habs dann hinter mir) Bei jeder Richtungsänderung dasselbe Verhalten, ging keinen Meter weiter, hechelte, fing an zu fiepen, usw. Nur zurück Richtung Tierheim (Rundweg) war die einzige Möglichkeit.
Leckerchen können wir nicht nehmen, da das Tierheim weiterhin auf den Maulkrob besteht. Ihr stammgassigeher geht immer ohne Maulkorb, d.h. sie wird vermutlich auch kapiert haben dass immer nur wenn wir kommen sie das doofe Ding anziehen muss. Wir haben auch (erfolglos) angesprochen, ob wir mal mit dem Gassigeher mitkönnen, oder jemand vom Tierheim mitgeht und dann ohne Maulkorb.
Sie ist auch 98% des Gassi nur damit beschäftigt den Maulkorb im Gras abgestreift zu bekommen und geht eben mit weil sie soll, aber eher mit dem Ziel möglichst bald wieder zurück zu sein.
Mein Bauchgefühl und Eindruck von ihrem Verhalten sagt mir zumindest, dass es bei ihr nicht nur (vielleicht auch mit) um keine Regeln u. Grenzen bekommen geht. Sondern dass auch eine Angstthematik besteht. Und dass sie sich nicht fügt weil sie Strenge braucht, sondern weil das für sie (situationsabhängig) in dem Moment das geringere Übel wäre. Auch wenn sie dann mitkommt, wirkt es nicht so als ob es für sie okay wäre sondern eher als ob sie es aushalten müsste. (Man weiß auch nicht, wie ganz am Anfang im Ausland mit ihr umgegangen wurde) Ich würde vermuten, dass sie eher dann mit beißen und Zähne fletschen reagiert wenn sie zu sehr bedrängt würde und das Grenzen setzen sie dann ggf. zwar einschüchtert, aber dennoch die Angst das zentrale Thema wäre und nicht reine Aufmüpfigkeit.
Dann wurde uns auch eine dortige Hundetrainerin nahe gelegt weil wir positiv anmerkten, dass die Hündin immerhin freiwillig herkommt, Nähe zulässt und sich streicheln lässt ohne negativ zu reagieren. Wir wurden darauf hingewiesen, dass sie ja trotzdem unsicher sei da der Schwanz eingekniffen wäre. Und wir sollten uns doch mal von der Trainerin was über Körpersprache des Hundes erzählen lassen.
Dass sie nicht herkommt weil sie uns mag, sondern wenn überhaupt nur irgendwen sucht der ihr den Maulkorb abmacht, soweit haben wir das auch selbst gecheckt. Aber dass ein Hund der generell Menschen doof findet und am 1. Mal vor uns zurück geschreckt ist überhaupt herkommt und Streicheln aushält und zulässt (klar, wenn auch unentspannt) hätte ich trotzdem an sich positiv beurteilt.
Zum Einen die Frage was ihr meint, ob man sie trotzdem zum Gassi zwingen sollte? (zum Einen generell, obwohl sie mit uns nichts zu tun haben möchte; Und auch speziell in der beschriebenen Extremsituation) Oder vielleicht erstmal eine positive Verbindung aufbauen? (Bspw. im Auslauf, oder kurze Besuche mit Leckerchen, etc.) Wir haben auch den Eindruck, dass wir sie so überhaupt nicht kennenlernen da wir immer nur Leinenhalter sind und sich das auch trotz einigen Malen Gassi nicht bessert.
Und zum Anderen die Frage, ob ihr vielleicht Ideen habt was man anders machen könnte? (Sie hat wohl dort auch einen guten Hundekumpel, hätten wir zum Gassi auch mitgenommen) Und wir fragen uns auch, ob sie davon profitieren würde (als Einzelhund) vermittelt zu werden wenn sie auch nach 3-4 Jahren alle Menschen in ihrem direkten Umfeld immernoch doof findet. Wir können nicht einschätzen wie realistisch das wäre, ob sich das soweit ändern könnte dass es für sie ein tolles Leben wäre. Eine Adoption soll ja auch für den Hund das Leben besser machen, und nicht ggf. schlechter.
LG Noel.