Hallo allerseits!
Ich bin Ersthundebesitzer, aber kein Hundeneuling. Ich wollte immer einen aktiven Hund, mit dem man viel unternehmen kann und der auf alles und jeden freundlich zugeht.
Nun habe ich mir innerhalb einer eh schon temperamentvollen Rasse den Wildesten seines Wurfs ausgesucht und leider total unterschätzt, was ich mir da für einen ins Haus hole:
Bolti hat extremes Temperament und dabei sehr viel „Will to do as he pleases“…
Er ist nun 20 Monate, davon 17 bei mir, noch intakt und scheinbar ständig nur auf der Suche nach dem nächsten Kick. Er würde allem kopflos und kläffend hinterherrennen, was sich bewegt, von der Wespe bis zum Lastwagen. Bei Katzen und Wild dreht er vollkommen hohl. Da es mittlerweile ein paar unangenehme Situationen in der weiteren Nachbarschaft gab, sieht’s mit Freilauf nur noch schlecht aus. Unsere Leinenspaziergänge bestehen nach wie vor meistens aus Stop-und-Go, weil er völlig im Außen ist. Jetzt hat er auch noch angefangen, auf fremde Rüden giftig zu reagieren, was es nicht einfacher macht…
Bolti ist nicht gerade unerzogen; in guten Momenten bekommt er Riesenkomplimente von erfahrenen Hundeleuten. In schlechten ist er nur der Arschlochhund…
Zur mentalen und körperlichen Auslastung betreiben wir Tricktraining, Grundgehorsamsübungen, er läuft gut am Fahrrad und wir tasten uns gerade an Zugsport ran. An den meisten Tagen machen wir lange Spaziergänge (2-4 Stunden) mit Wald-und-Wiesen-Degility hier und da. Zuhause sucht und bringt er mir die verschiedensten Objekte (vom Futterdummy über Spielzeuge bis zum Teebeutel) vorbildlich, draußen interessiert er sich nicht dafür. Auch Impulskontrolltraining mit Reizangel habe ich draußen schon probiert, aber selbst das wird ihm schnell langweilig und er sucht lieber wieder „echte“ Beute…
Bevor jemand fragt: Er bekommt auch viiiel Ruhe. Ich bin selbständig und arbeite viel daheim am Rechner. Er muß eigentlich nie alleine bleiben (und kann es auch noch nicht, noch so ein Thema…).
Wir wohnen auf dem Land. Hier ist viel Platz und man möchte meinen, eine reizarme Umgebung. Tatsächlich gleichen unsere Runden aber oft einem Spießrutenlauf von Reiz zu Reiz. Wild auf Wiesen und in Wäldern, Traktoren, Katzen hinter jeder Ecke, Vögel allgegenwärtig; zudem springt er ohne Vorwarnung auf jede Maus am Wegrand…
Wir üben Reize aushalten mit Klick für Blick (bzw Markerwort); ich verstärke wann immer geht positiv mit Keksen und/oder Spiel und natürlich Lob, gebe aber auch mal eine vor den Latz oder eine stimmliche Korrektur. Für Körperkontakt ist er eher weniger zu haben.
Durch meine Hochsensibilität lasse ich mich leider schnell von ihm stressen, statt ihm der Fels in der Brandung zu sein, so schaukeln wir uns dann gegenseitig aneinander hoch und auch wenn ich äußerlich ruhig bleibe, merkt er bestimmt meinen Streß…
Kurzum, so toll er auch in guten Momenten ist: Zu oft sind Mensch&Hund voneinander genervt und frustriert und das ist kein Dauerzustand.
Ich bin mittlerweile so weit, daß ich überlege, ihm ein neues Zuhause zu suchen. Ich liebe diesen Hund und ich möchte, daß er glücklich ist. Aber wohin mit so einem? Mittlerweile glaube ich fast, daß er nur auf Island das bekäme, was er braucht, nämlich einen Hof irgendwo im Nirgendwo, wo er den ganzen Tag draußen rumwuseln und nach Herzenslust Schafe und Vögel scheuchen kann, ohne jemanden zu stören…
Hat jemand hier Erfahrung mit solchen Hunden? Kennt jemand einen guten Trainer, der auf Hibbelhunde spezialisiert ist? Oder muß der Hund nur einfach noch ein bißchen älter werden?
Verzweifelte Grüße… 🙄