Beiträge von Amica93

    Ach wie schön, es gibt tatsächlich ein paar Austauschpartner! :smiling_face:


    Hab deinen Vorstellungspost schon vor paar Tagen entdeckt, erzähl gern mehr zu deinem Rico und seinem Aggressionsverhalten wenn du möchtest.

    Das mache ich sehr gerne, aber Achtung, wird bestimmt lang! :winking_face:


    Mein Rico ist aus meiner Sicht "eigentlich" ein ganz toller Kooiker. :smiling_face_with_hearts: Klar, Herausforderungen hatten wir auch schon, bevor er krank wurde. Insbesondere seit der Pubertät eine ziemlich starke Unverträglichkeit gegenüber Fremdhunden und einen massiven Jagdtrieb. Zu seinen "Hochzeiten" hat er sogar über den Himmel ziehende Flugzeuge verfolgt, oder vielmehr hatte ich das Gefühl, er war dabei, eine regelrechte Rennsucht zu entwickeln und suchte nur nach Gründen, loszuhetzen.... Na ja, aber ich war zum einen schon damals nicht ganz unerfahren und bin zum anderen ganz motiviert und engagiert, weshalb wir diese beiden Baustellen recht gut in den Griff bekamen. Ansonsten war Rico ein wunderbar fröhlicher, lustiger Ich-mache-alles-mit-Hund, ein wundervoller Partner sowohl fürs Agi und Longieren als auch fürs Tricktraining (das alles ist er bis heute) und ein Hund, der (mir) einfach Spaß machte. Mit fremden Menschen war er stets im ersten Moment unsicher (zögerlich oder fiddelnd), taute aber innerhalb weniger Minuten auf, wenn diese sich freundlich zeigten, und ließ sich dann auch entspannt streicheln. Aggressiv zu Menschen war er vor seiner Erkrankung niemals nie.


    Als Rico fünf Jahre alt war, lernte ich meinen heutigen Mann kennen, der Hunde auch sehr mag, aber damals noch kaum Erfahrung hatte. Auch das funktionierte zunächst völlig problemlos. Meine leisen Befürchtungen, Rico könnte vielleicht eifersüchtig sein (da er schon sehr auf mich fixiert und seine ersten fünf Lebensjahre mein Haupt-Lebensinhalt war), bestätigten sich null. Rico war nach dem Kennenlernen ganz schnell total entspannt mit meinem (damals noch) Freund und nach einiger Zeit (v. a. nachdem mein Freund gelernt hatte, wie man Hundebegegnungen managt) konnten die beiden sogar zu zweit ohne mich spazieren gehen. Einige Zeit später zogen wir zusammen, auch das machte Rico scheinbar mühelos mit. Unser Glück war perfekt. :sparkling_heart:


    Und dann kam der Abend, der alles veränderte.

    Wir hatten noch im Wohnzimmer ferngesehen, Rico war schon ins Schlafzimmer in sein Körbchen gegangen. Als wir dann ins Bett gingen, ging mein Freund zu Ricos Körbchen (Rico war wach) und streichelte ihn noch einmal. Klar, im Nachhinein kann man sagen "was für ein dummes Verhalten", aber das hatten wir vorher auch schon hundertmal so gemacht. Natürlich achteten wir immer darauf, Rico nicht aus dem Schlaf aufzuschrecken, aber wenn er wach war, drehte er sich oft sogar auf den Rücken und reckte uns das Bäuchlein zum Kraulen hin. Aus unserer Sicht also keine sonderlich heikle Situation. Aber an diesem Abend war es anders: Ich bemerkte, wie Rico plötzlich stocksteif wurde, hatte aber keine Zeit mehr "Weg von ihm!" zu sagen, denn da schoss er schon hoch und biss meinen Freund zuerst in die Nase und dann (aufgrund des Abwehrversuchs) in die Hand. :face_screaming_in_fear: Der Schock unsererseits war natürlich immens. Wir fuhren sofort ins Krankenhaus; außerdem rief ich meine Eltern an (die Rico mit großgezogen und ihn immer regelmäßig gesittet haben) und bat sie, ob sie Rico erst einmal zu sich holen könnten.

    Im Krankenhaus stellte sich zum Glück heraus, dass die Verletzungen deutlich schlimmer aussahen, als sie waren. Das Wichtigste war die gründliche Wundreinigung und die Nachsorge, damit sich nichts entzündet. Es ist auch letztlich alles problemlos abgeheilt, nur eine (zum Glück recht unauffällige) Narbe auf der Nase ist bis heute geblieben.


    Nach drei Tagen hatten wir den größten Schock verdaut und mein Freund war bereit, Rico wieder nach Hause zu holen. Parallel vereinbarten wir natürlich, den Vorfall mit unserer Stamm-Hundetrainerin zu erörtern. Gesagt, getan. Aber es ging nicht gut... Bereits am ersten Abend nach Rico Rückkehr gab es die nächste gruselige Situation: Wir saßen zu zweit vor dem Fernseher, als Rico ins Zimmer marschiert kam, sich vor meinen Freund hinsetzte und ihn mit einem Blick musterte, den ich zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte. Drohfixieren, ganz eindeutig. Zum Glück konnte ich ihn aus dem Zimmer und auf seinen Platz schicken, ohne das Weiteres passierte. Die Nacht verbrachte Rico dann sicherheitshalber nicht bei uns im Schlafzimmer....

    Am nächsten Morgen der nächste Vorfall: Ich musste zur Arbeit und wollte Rico auf dem Weg bei meinen Eltern absetzen, weil es mir unter den Umständen zu heikel war, ihn mit meinem Freund alleine zu lassen. Ich stand also mit Rico (der noch nicht "angezogen" war) in unserem relativ engen Flur und mein Freund kam, um uns zu verabschieden. Er kam noch nicht mal direkt zu mir, sondern blieb im Türrahmen stehen, aber Rico wollte direkt wieder auf ihn losstürzen! :face_screaming_in_fear: Ich glaube, ich habe irgendwas mit scharfer Stimme zu ihm gesagt, was ihn gestoppt hat, und dann habe ich es irgendwie geschafft, diesem stocksteif drohenden Hund sein Geschirr anzuziehen und ihn anzuleinen. Das war natürlich ein neuer Tiefschlag für uns...


    Also zog Rico erst einmal wieder zu meinen Eltern, denn dass das Zusammenleben mit meinem Freund unter diesen für uns so unerklärlichen neuen Umständen zu gefährlich war, war uns jetzt allen klar. Ein paar Tage später hatten wir dann ein erstes Treffen mit der Hundetrainerin. Sie meinte, wir sollten ihn auf jeden Fall mal tierärztlich durchchecken lassen. Ihr Trainingsansatz bestand zum einen darin, dass mein Freund wesentlich mehr auf seine Körpersprache achten (sprich, körpersprachlich deutlich zurückhaltender, beschwichtigender auftreten) und Rico lernen sollte, in der Wohnung im Wesentlichen nur noch auf den ihm zugewiesenen Plätzen zu liegen, wo er dann auch nicht gestört werden sollte. Einerseits irgendwie schlüssig, aber andererseits kam uns die ganze Sache dennoch komisch vor. Warum sollten diese Maßnahmen jetzt auf einmal nötig sein, wo es doch vorher monatelang auch so problemlos funktioniert hatte?

    Das Trainingskonzept ging auch nicht auf, im Gegenteil, es wurde alles immer schlimmer. Ich erinnere mich an eine Situation, in der Rico nach fünf Minuten mit meinem Freund in einem (großen) Raum, wieder auf diesen losgehen wollte. Als ich ihn mittels Hausleine daran hinderte, fing er an zu schreien wie am Spieß. Richtig zu schreien. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Hund solche Geräusche machen gehört. Er beruhigte sich nur, als mein Freund den Raum verließ und ich dicht bei ihm blieb. Sobald mein Freund wieder reinkam oder ich mich entfernte, fing er wieder an zu schreien. Das war der Moment, in dem mir endgültig klar wurde, dass mein Hund an irgendetwas ganz fürchterlich litt. :crying_face: Nur an was, da hatte ich noch keine Idee...


    So, ich muss erst mal noch ein paar Haushaltsdinge erledigen; später kommt dann Teil 2.


    Liebe Grüße

    Amica

    Hallo zusammen! Ich hole diesen uralten Thread mal hoch für eine kurze Frage: Sind hier derzeit Kooikerbesitzer unter den aktiven Mitgliedern? Würde mich über Erfahrungsaustausch von Kooikermensch zu Kooikermensch freuen!


    Liebe Grüße

    Amica