So, ich war am Wochenende im Tierheim und wurde sehr freudig begrüßt. Er hat sich sofort an meine Beine gschmissen und wollte sich kraulen lassen. Wir gingen spazieren, ich durfte mit ihm spielen und am nächsten Tag durfte ich sogar mit ihm Laufen gehen.
Beim Spaziergang hatte die Trainerin einen Kinderwagen dabei, mit "schreiendem" Kind und einer elektrischen Kugel, die ab und an den Kinderwagen mal zum Wackeln brachte. Hat er anfangs neugierig begutachtet, hat ihn aber nicht weiter interessiert. Als ich diese schreiende Puppe aus dem Kinderwagen genommen hatte, wollte er mich maßregeln, was die Trainerin sofort unterbunden hatte. Dieses Unterbinden hat dazu geführt, dass er es danach völlig ignorierte. Ich habe die Puppe wieder angelegt und nach einer halben Stunde wieder aus dem Kinderwagen ehraus genommen, es war ihm egal, lediglich ein Blick nach hinten.
Seine Ohren waren immer auf uns gerichtet, der Blick hingegen war deutlich bei seiner Umwelt. Kenne ich noch nicht so. Mein Rüde hatte sich immer mit Blicken an mir orientiert und nicht mit dem Gehör. Er lief an einer Schleppe von ca 8M Länge. Ein Hase lief über den Weg, da blieb er sofort stehen, beobachtete das Tier ohne Anspannung im Körper und sah ihm nach wie es den Weg verließ. Er brauchte kurz um zu verarbeiten, ging dann weiter und schnupperte interessiert den Weg ab. Ohne weiteres Interesse ging es dann weiter. Mehr Tiere haben wir leider nicht gehabt auf der Runde.
Im Freilaufgebiet des Tierheims, wurde er auf eine Decke geschickt (Ging er eher widerwillig und mit viel vocaler Beschwerde) und legte sich dort ab. Die Trainerin nahm eine Puppe aus dem Kinderwagen und legte sie auf den Boden. Das war so eine die "krabbelte" und ein paar Geräusche von sich gab. Die andere die im Wagen lag, konnte "nur" verschiedene Geräusche von sich geben, wie Atmen, schreien, lachen, trinken, rülpsen. Die Krabbelnde gab mehr so Brabbelgeräusche von sich. Er sah kurz zu der Puppe hin, wandte den Kopf ab und hatten ganz offensichtlich ein Ohr auf dieser Puppe. Als sie näher kam, wurde er sichtlich nervös und fing an zu fiebsen, hechelte gestreßt. Die Trainerin ging hin, nahm die Puppe zur Seite und ließ sie in die andere Richtung "krabbeln", da entspannte er sich wieder, legte den Kopf ab.
Sie meinte zu mir, dass Krabbeln und die Laufanfänge die gefährlichesten Situationen seien, weil das Kind für den Hund unkontrollierbar sei. Da liegt es auch später an der Kindererziehung, dass das Kind von anfang an lernt, auf die Körpersprache des Hundes zu achten und ihn nicht bedrängt, wenn er zeigt, dass er etwas nicht möchte. Er hier braucht definitiv einen Rückzugsort, am besten mit einem Gitter, damit er sich richtig wohl fühlt.
Sie hat einen Welpenauslauf um ihn herum aufgebaut und da döste er sogar, obwohl die Puppe auf ihn zu kam und sein Ohr entspannte sich auch. Das Gitter gab ihm offensichtlich mehr Sicherheit. Sie mahnte auch mehrfach, Hund und Kind niemals alleine zu lassen.
Nach ihrer Einschätzung benötigt Karl (falls der Knabe zu uns kommt, braucht er dringend einen neuen Namen ) Jemand der klare Regeln und Strukturen aufstellt. Er teste seine Grenzen derzeit oft aus, benötigt Jemand mit viel Geduld und Konsequenz. Er scheint auch die Eskalationsstufen noch komplett anzuzeigen, sprich, er zeigt nicht sofort Zähne, sondern steigert sich von Nasenspiegellecken, Kopf weg drehen, weg gehen, etc.
Auch als ich mit ihm Gezergelt habe und er mich an der Hand touchierte, was mir ein "Au" entlockte, brach er sofort das Spiel ab, ging zwei Schritte zurück und leckte sich den Nasenspiegel. Er ließ sich danach auch wieder motivieren weiterzuspielen.
Auf dem Rückweg zum Zwinger, stand eine Futterspende an einer Tür. Die Rute ging runter, er machte einen großen Bogen, wirkte sehr skeptisch. Ich ging einfach auf den Sack zu, ließ ihm Freiraum, doch er folgte mir sofort, orientierte sich an meiner Reaktion und meinem Verhalten. Als wir am Sack waren, hat er ihn abgeschnuppert und war wieder "ganz der Alte".
Als wir vom Zwinger weg gingen, fing er an zu jaulen und bitterlich zu weinen. Die Trainerin meinte, da käme sehr viel Arbeit auf uns zu, gerade bezüglich "Alleine" und "Trennung".
Ich bin derzeit positiv gestimmt. Mein Mann ebenfalls, der war Sonntags mit dabei und auch mit ihm hatte er keine Probleme.
Wir werden nun öfter hin gehen und herausfinden ob wir einen gemeinsamen Weg gehen werden :)