Ich habe erst als der Zweithund hier einzog gemerkt, wie hilfreich Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind. Und dass der Ersthund keine hat(te)....
Das war anstrengend, und gefühlt hatte ich plötzlich zwei Welpen, um die ich mich kümmern musste.
Zu meiner Verteidigung: Der Ersthund ist aus dem Tierheim, war wohl in einer überforderten, großen Familie mit Kindern und kam mit null Komma null Erziehung usw. zu uns. Einiges konnte er noch lernen, anderes nicht. Aber er ist ein total freundlicher Hund (außer bei unkastrierten Rüden, naja).
Zu Menschen, v.a. wenn sie gebrechlich oder schwach sind, zu kranken Hunden, zu Kindern - immer lieb.
Da wir ihn wenig mitnehmen mussten und er daheim sehr ruhig war, fiel das mit der fehlenden Impulskontrolle und Frustrationstoleranz eben nie so auf.
Naja, als dann der Welpe kam, auch noch ein Pudel (die ja oft ein wenig drüber sind), musste ich mich dann sortieren. Beim Welpen habe ich von Anfang an wirklich darauf geachtet, dass er im Alltag lernt zu warten und sich zurück zu nehmen. Einfach nebenbei. Nicht einfach zur Türe rausrennen, wenn man sie zum Lüften aufmacht, Frauchen nicht bedrängen, wenn sie Futter zubereitet, nicht jedem Spielzeug blind hinterher rennen. Das hat echt gut geklappt, weil es einfach von Anfang an so lief.
Der Ersthund musste mächtig nachholen. Bei ihm war es schwieriger.
Ich habe mal gelesen, dass Hunde "echte" Impulskontrolle im Erwachsenenalter nicht mehr wirklich lernen können. Also in dem Sinne, dass es ihnen wirklich nicht mehr viel ausmacht, sich zurück zu nehmen. Letztendlich kann man da nur noch über Signalkontrolle (Gehorsam) gehen.
Ich lasse das mal so stehen, kann diese Aussage aber für meinen Ersthund zu 100% unterschreiben.
Mit ihm habe ich die schwierigen Situationen über klare Regeln gelöst. Also tatsächlich viel Körbchentraining, aber ganz klar: Im Körbchen ist Ruhe, da passiert überhaupt nichts mehr.
Ähnlich läuft es, wenn er sitzen soll.
Wenn er die Katze im Garten sieht oder es klingelt, soll er zu mir kommen (das hilft ihm, weil er einfach einen festen Ablauf hat und sich vom Reiz entfernt).
Diese Regeln bzw. Abläuft haben irgendwann tatsächlich dazu geführt, dass er dann schnell runter fährt.
Es hat zwar schon so ein Jahr gedauert, aber mittlerweile läuft es echt super. Und er ist schon 12 Jahre alt.
Der mittlerweile dreijährige Pudel reagiert schon immer auf Bewegungsreize, aber durch das Üben von Anfang an schafft er es, selbst den schlimmsten Reizen (wegrennende Katz im Garten, vorbeilaufende Maus) zu widerstehen. Das wird der Ersthund nicht mehr lernen, zumindest nicht in so krassen Situationen.
Fazit: Es kommt auf die Lebenssituation an. Hätte ich nur einen kleinen Hund, der warum auch immer an der Leine ist, wäre es mir nicht so wichtig wie jetzt mit zwei Hunden, die schon aufgrund ihrer Rasse reizoffener sind.