Beiträge von Sabrina_a

    Hallo zusammen, ich muss mich mal aussprechen. Vielleicht hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht und kann mir helfen.


    Seit meiner Kindheit habe ich Angst vor Hunden. Vor etwa fünf Jahren entschied ich mich, einen Zwergspitz zu kaufen, weil ich ihn süß fand, ohne zu bedenken, wie sich mein Leben dadurch verändern könnte und ich meine Angst vor Hunden überwinden wollte. Die Erziehung habe ich jedoch vernachlässigt, da ich mir nicht bewusst war, wie wichtig es ist, Grenzen zu setzen und das Alleinbleiben zu trainieren. Ich habe einfach alles falsch gemacht, weil ich nicht einmal die Grundlagen kannte. Ich weiß, das ist blöd und unüberlegt, aber jetzt stehe ich da mit meinen Problemen.


    Jetzt, fünf Jahre später, bin ich ausgezogen und lebe seit neun Monaten allein. Übrigens ich bin 33 Jahre alt. Ich habe die Zeit mit meinem Hund irgendwie überbrückt, da ich Vollzeit arbeite. Mal war meine Mutter hier, um aufzupassen, wenn ich Frühschicht hatte, oder ich habe ihn bei meiner Schwester gelassen, wenn ich Spätschicht hatte. Doch nun ist meine Mutter krank und kann nicht mehr helfen, und meine Schwester möchte nicht mehr aufpassen, weil mein Hund gelegentlich schnappen kann und sie ein Baby hat. In der Produktion, wo ich arbeite, gibt es auch keine Möglichkeit für Home Office.


    Ich weiß jetzt nicht, was ich tun soll. Einen Hundesitter kann ich mir nicht leisten, da ich nach Corona in Insolvenz bin und ohnehin kaum über die Runden komme. Das Schlimmste daran ist, dass ich meinen Hund aufgrund seines Verhaltens nicht einfach bei jemandem lassen kann. Wenn ich mit ihm spazieren gehe, rennt er auf Autos, Menschen und andere Hunde los – wem könnte ich ihn anvertrauen? Man muss ständig achtsam sein, sonst verliert man die Kontrolle über die Leine. Autofahren ist eine Katastrophe; ich weine jedes Mal, bis ich am Ziel ankomme, während er ununterbrochen bellt. Ich habe Boxentraining probiert, aber es bringt einfach nichts. Drinnen rastet er noch mehr aus, auch mit positivem Training an die Box gewöhnen. Er tut es nur in dem Moment, sobald die Leckerlis zu Ende sind, geht’s wieder los. Vor allem wenn die Scheibenwischer an sind, dreht er völlig durch. Ich hatte bereits vier Hundetrainer, doch nichts hat geholfen. Vielleicht war es einfach zu spät, obwohl er schon als Welpe problematisch war. Ich erinnere mich, dass ich mit ihm bei einer Hundefriseurin war, und er hat sie dreimal gebissen. Sie sagte: „Ich arbeite seit 30 Jahren als Hundefriseurin, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“ Sie versuchte, ihn mit einer Halsleine ruhig zu halten, aber er hat sich immer wieder befreit. Jeder Spaziergang ist für mich eine Qual. Oder wenn er ständig Sachen klaut, Leute, manchmal ist er 8 Stunden hinter der Couch, weil er die Sachen beschützen will! Ich habe schon alles Mögliche probiert, mit Leckerlis, Austauschübungen oder Spielzeug, das er gern mag, oder ignorieren, damit er die Sachen nicht mehr so wertvoll sieht. Nein, er ist einfach zu stur und versteht, dass ich ihn austricksen will. Letztes Mal hat er von meiner Freundin die Schuhe geklaut, richtig teure Markenschuhe, die hat er kaputt gemacht. Gott sei Dank hat sie nicht schlimm reagiert, aber ich war natürlich so sauer und habe mich geschämt. Ich konnte natürlich nicht normal mit meiner Freundin entspannt sitzen, weil meine Gedanken nur bei den Schuhen waren. Ja, ich liebe ihn, aber können wir nicht auch mal anerkennen, dass nicht jeder es psychisch schafft, einen schwierigen Hund zu erziehen? Sonst ist die Psyche auch immer so wichtig, aber wenn es um einen Hund geht, ist man auf einmal so böse. Man will doch, dass der Hund auch glücklich ist, oder? Ich verstehe es nicht, diese Reaktionen machen es einem noch schwerer, als es ist.


    Im Urlaub in der Türkei, als ich meinen Hund dabei hatte, wurde mir bewusst, was mein impulsives „Ich will einen Hund“-Verhalten mit meiner Psyche angestellt hat. Wenn wir draußen essen waren, hatte ich ständig Angst, dass ein Straßenhund meinen Hund angreifen könnte, da er jeden anbellt. Meine Tante fragte mich: „Warum tust du dir das an? Ist das ein Leben?“ Ich war ständig angespannt und in Panik und konnte die fünf Wochen nicht einmal richtig entspannen. Ich denke, das hängt auch mit meiner früheren Angst vor Hunden zusammen. Mein Hund spürt meinen Stress, was ihn zusätzlich belastet.


    Langsam wird mir klar, dass die Hundehaltung zu meinen Angststörungen beigetragen hat, die ich im Laufe der Jahre entwickelt habe und die ich mit viel Lesen und Meditation Gott sei Dank überwunden habe.


    Diese Situation mit dem „Hund kann nicht alleine bleiben“ führt mich zurück in Depressionen, weil ich keinen Ausweg sehe. Ich könnte meinen Job wechseln, um meinen Hund mitnehmen zu können, aber das löst nicht das Problem, dass ich ihn nicht erziehen kann, um ihn zu einem besseren Hund zu machen. Selbst wenn ich das Problem mit dem Job löse, bleibt meine eigene Angst. In einem neuen Bürojob könnte ich Hunde mitnehmen, aber ich würde nur die Hälfte meines aktuellen Gehalts verdienen. Kann ich mir das in der jetzigen Zeit leisten, wo alles teurer wird?


    Ich habe schon vieles aufgegeben, damit er nicht allein bleiben muss. In der kurzen Zeit habe ich zehn Kilo zugenommen, weil ich alles in mich hineinfresse, um damit umzugehen. Ich kann nicht ins Fitnessstudio, weil er sonst allein ist, und ich kann nicht einmal kurz mit Freunden essen gehen.


    Es ist ja nicht so, dass ich gar nichts tue. Ich habe mir die besten Hundeerziehungsbücher bestellt, ich verbringe den ganzen Tag damit, sie zu lesen und probiere, ihn zu trainieren. Keine Chance, er reagiert nur auf Kommandos, wenn er sicher ist, dass ich auch Leckerlis in der Hand habe, sonst ist es ihm egal. Draußen schaut er die Leckerlis natürlich nicht mal an. Ich verstehe viele Verhaltensmuster, wieso und weshalb er so reagiert, weil ich jetzt eben viel darüber lese, aber ist das überhaupt machbar, wenn er schon bald 6 Jahre alt ist? Und wir reden von einem Zwergspitz. Und ob ich es psychisch überhaupt schaffe, ist auch die andere Frage.


    Ich mache mir oft Gedanken über eine Abgabe. Weil der Druck, dass ich bald wieder arbeiten muss und ich niemanden habe, der auf ihn aufpassen kann, mich innerlich so kaputt macht. Habt ihr schon einmal einen Hund abgeben müssen? Wenn ich daran denke, dass jemand ihn abholt, bekomme ich sofort Heulattacken. Wahrscheinlich ist es mein Ego, das nicht akzeptieren kann, dass ich einen Fehler gemacht habe. Gleichzeitig habe ich Angst, dass es jemand anders nicht gut mit ihm meint. Er ist ein schwieriger Fall, und das macht die Situation noch belastender. Könnte jemand anderes wirklich die Geduld mit ihm aufbringen, die er braucht? Was ist, wenn sie unfreundlich zu ihm sind? Diese Gedanken überwältigen mich, und ich weiß nicht mehr, wie ich damit umgehen soll. Ich bin psychisch am Ende, wirklich am Ende.


    Dann denke ich mir: Du hast schon so viel geschafft mit dem Bücherlesen. Ich habe meine starken Angststörungen, die bis hin zu einer sozialen Phobie gingen, selber überwunden, weil ich verstanden habe, wie Angst im menschlichen Körper funktioniert. Das werde ich doch auch schaffen, wenn ich verstehe, wie ein Hund wirklich funktioniert... aber was, wenn nicht? :( Ich bin überfordert…


    Es gibt bestimmte Arten, die mir sehr, sehr auf die Nerven gehen. Vielleicht könntet ihr mir da helfen? Ich wäre so dankbar. Ich würde sie dann mal in einem anderen Post aufschreiben.


    Das mit dem Alleinbleiben übe ich seit einem Monat jeden Tag schrittweise. Erst habe ich mit dem Schlüssel angefangen, in der Wohnung spazieren zu gehen, danach habe ich eine Decke hingelegt und ihn immer wieder draufgeschickt und hinlegen lassen, natürlich dann gelobt mit Leckerlis. Dann habe ich immer wieder die Wohnzimmer-Tür auf und zu gemacht, bis er ruhig liegen geblieben ist. Dann habe ich angefangen, von der Tür raus und reinzugehen und immer gelobt, wenn er liegen geblieben ist. Leider klappt es nicht mal eine halbe Minute. Ich weiß, dass ein Training lange dauern kann, aber in einem Monat nicht mal eine halbe Minute steigern?


    Ich hoffe, ihr könnt mir helfen.