TEIL 2
Ich bin sogar 3 Monate lang 2-3x die Woche für 30 Minuten mit ihr im Auto durch die Gegend gefahren, stehengeblieben, Kofferraumdeckel auf...und Hund ignoriert. Dann wieder kommentarlos weiterfahren und Spiel von vorne. Selbst nach 3 Monaten hat sie mir spätestens beim zweiten mal Stehenbleiben vor Stress ins die Hundebox gebrochen....da war dann meist auch "Mission abbrechen".
So...nun ist Madame knapp 18. Monate mit 29Kg Kampfgewicht....und das Streßlevel ist trotz Aufbringen aller möglichen Ressourcen weiterhin sehr hoch. Selbst das kurze "Pipimachen" auf unserem Schotterparkplatz (10 Meter vom Hauseingang entfernt) ist....heftig.
Dafür (etwas positives muss man ja berichten) ist der Freilauf ein Traum....Rückruf einwandfrei, sie achtet auf mich und kann ohne Probleme 2 Stunden mit ihr bei uns in den Wäldern,Wiesen und Feldern unterwegs sein.....nur....da muss ich erstmal hinkommen.
So blöd es klingt: Von meiner Haustür bis zu "ab jetzt Freilauf" muss ich insgesamt ca. 250 Meter überwinden.....was aber in 8/10 Fällen nicht funktioniert. Sie ist weiterhin so dermaßen "durch", dass man teilweise nach 20 Metern und mehreren Versuchen wieder umkehren muss.....ist da auch noch eine einzige Hundebegegnung dabei, dann muss(!) ich umdrehen, weil sonst bald darauf eine Übersprungshandlung erfolgt. Zwar kein Beißen, aber dafür Gras rausreißen wie ein Psycho oder den "Speedy Gonzales" im Kreis rennen.
Hierbei gibt es im Prinzip nur schlechte und ganz schlechte Tage...bei den schlechten komm ich manchmal so weit, dass ich mit ihr wirklich Gassi gehen kann (mit Freilauf und gezerre an der Leine)....an den ganz schlechten keine Chance. Wenn ich hier den Hund zum weitermachen zwinge, stresse ich einen maximal gestressten Hund nur noch mehr.
In der Folge kann es durchaus sein, dass Madame 2 Wochen lang nur im Garten oder auf dem genannten Parkplatz zum lösen rausgeht.....absoluter Mist.
Und die ganz schlechten Tage sind mehr als die schlechten.
Jetzt haben wir aber noch ein Sahnehäubchen....sie hat....nennen wir es mal "Schübe".
Immer wenn es draußen über einen längeren Zeitraum nass/feucht ist (bspw. Herbst/Winter), dann wird es nochmals schlimmer. Und zwar so schlimm, dass sie nicht einmal mehr pinkelt.
Diese "Schübe" halten meist so ca. 6 Wochen und äußern sich unter anderem dadurch, dass sie bspw. um 08:00 Morgens klar anzeigt "Mir platzt gleich die Blase"...also ab schnell raus in Garten....und "Zack" sofort noch massiver im Tunnel und es wird eingehalten. Alles klar, nach 10 Minuten wieder rein......Hund entspannt sich und merkt "Verdammt, ich wollte pinkeln" und zeigt erneut an....also wieder raus und selbes Spiel. Das Ganze zieht sich teilweise bis 14:00 Nachmittags hin, bis sie sich das erst mal überhaupt löst....obwohl man klar erkennt "Die muss wie die Sau".
Das ist in diesen Schüben vor allem Abends total super. Ihre letzte Pipizeit ist gegen 22:00 im Garten...kann sich dann durchaus bis 2:30 hinziehen.
Ignoriert man ihr Anzeigen....gehts irgendwann in die Bude.
Der Streß ist in diesen Schüben noch stressiger, dass sie sich draußen nicht traut zu pinkeln.
Auch das Koten wird dann ein richtiges Highlight:
Selbes Spiel wie Pipi, aber wenn die Wurst schon halb rausschaut dann rennt sie wie ein Psycho an der Leine hin- und her und reißt sich fast den Kopf ab. Wir wissen ja, dass Hunde vor dem lösen noch etwas "hin- und her-trabsen" um die Gegend zu checken (Sicherheit). Dieses gerenne kann durchaus einige Minuten gehen, bis die Wurst einfach nicht mehr drin bleiben kann.
Jetzt wohn ich in einem Reihenhaus mit kleinem Garten...und kleiner Rasenfläche....ich hab deswegen - ohne Witz - keinen einzigen Grashalm mehr....alles nur noch umgepflügter Acker.
Diese Schübe verschwinden nach genannten ca. 6 Wochen "von heute auf morgen" von allein. Draußen sind dann die genannten Symptome nochmals verstärkt.
In letzter Instanz hatten wir vor 4 Wochen das größte Blutbild machen lassen, was man für Geld kaufen kann.....ohne Befund....gut für den Hund, "Schade" für uns, dann hätte man ggf. die Ursache erkennen und bekämpfen können.
Was haben wir noch:
Menschen die direkt auf Sie zulaufen werden ab 5 Meter Abstand massiv verbellt.
Menschen in der Umgebung werden mit halb heruntergelassenem Visier und hochgekrempelten Ärmeln beobachtet.....aber nicht verbellt.
Menschen, die auf unter 5 Meter herankommen....da will sie dann wie ein Psycho hin und kennt sich vorn und hinten nicht mehr aus. Es ist NICHT das typische Labrador-Verhalten....die freut sich nicht, die ist einfach "durch".
Andere Hunde gehen aus einiger Distanz, ansonsten die klassiche Leinenaggresion.
Wir waren vor Weihnachten mit ihr bei meinen Eltern zu Besuch. Von 13:00 bis 18:00 war sie so dermaßen "durch" und ist nur dwe eine gestörte durch die Bude mit Stressfratze gerannt und wusste nicht von vorne und hinten ist, so dass ich sie immer wieder an die Leine nehmen musste. Erst so gegen 18:30 war sie dann so fertig, dass man von einem "sehr aufgeregtem normalen Junghund" sprechen konnte.
Unser erster Stock:
Sie rennt die Treppen immer so hoch, dass sie sich 5x den Schädel anschlägt und 2x vier Stufen wieder runterfällt....total "durch".....muss man gesehen haben, sonst würde man es nicht glauben.
Auch bei unserer Haustüre: Wir haben vor der Tür 2 kleine Stufen auf den Gehweg....seit dem 6. Lebensmonat + mehrmals täglich hat sie mit runterspringen und Gas geben keinen Erfolg...da gehts direkt wieder rein und von vorne.....es kommt im Gehirn nicht an. D.h. jedes Mal wenn ich das Haus verlasse macht mein Hund erstmal einen "Jump-Halb-Salto".....
Auch das Absitzen lassen vor den Stufen um dann normal diese 2 kleinen Stufen zu nehmen...keine Chance.
Was gar nicht geht: Die Farbe schwarz.
Schwarze Hunde -> Rüstung an -> Leinenagression Level 100
Menschen....je mehr schwarz, desto höher die Leinenagression. Wenn meine Frau in schwarzer Jacke meinen Sohn vom Kindergarten abholt, dann wird selbst meine Frau aus 50 Metern Entfernung zumindest "angebellt"....sind sie dann bei uns "Ach, die kenn ich ja".
Heute war ich in leichter Dämmerung mit dem Hund beim pinkeln draußen....steht auf dem Rückweg mein Gärtner ganz in Schwarz vor der Haustüre (mit Mütze wie ein Einbrecher^^).....der hat glaube ich gedacht, sie will ihn schreddern. Erst ein Griff ans Halsband und ein Anschiss vorm Herrn hat sie dann mit Klappe zu ins SItz gebracht....aber mit 80 Stressfalten im Gesicht.
Im Gesamtfazit ist der Hund alltagsbestimmend. Nur ich kann mit dem Hund Gassi gehen, meine Frau kann sie nicht halten.
Wir können nirgendwo mit dem Hund hinfahren, alleine bleiben fällt bei ihrem Zustand noch unter ferner liefen....mit allen Konsequenzen für uns.
Selbst die 10 Meter auf den genannten Pipi-Parkplatz sind eine Herausforderung.....seit dem ca. 6. Lebensmonat.
Hundetrainer hatten wir schon einige, aber die gehen immer auf Entspannung/Frustrationstoleranz und Impulskontrolle....ist mir alles wohlbekannt, nur diese Trainingsmethoden pushen sie und führen (auch bei mehrmonatiger Anwendung) zu keiner Besserung.
Wir geben seit Anfang an wirklich alles, wir stecken Ressourcen und Energie in den Hund ohne Ende um sie wieder in die Schiene zu bekommen....aber absolut nichts hilft.
Unsere Akkus sind mittlerweile am Ende.
Was stimmt mit dem Hund nicht? Ist vielleicht das Thema "Stress" der falsche Ansatz, denken wir ggf. in die falsche Richtung? Ich weiß mittlerweile nicht mehr weiter.