Huhu Sweepie,
mein Hund hat auch Epilepsie!
Ihren ersten Anfall, den ich als solchen erkannt habe, bekam sie mit 11 Mon. Da die Abstände noch sehr groß waren (ca. 5-6 Mon.) riet mir meine TÄ abzuwarten.
Sie hat mir auch geraten, Loona zu kastrieren, weil starke Hormonschwankungen zum Teil starke Anfälle auslösen können (kann ich bestätigen) und eine Kastration u.U. schon ohne Medikation zu Anfallsfreiheit füren kann.
Da ich kein Befürworter von Kastration bin und auch die Befürchtung hatte, die Kastra und auch die Medis würden Loonas Wesen verändern, entschied ich mich fürs Warten.
Heute (Loona ist 2,5 Jahre) bereue ich es einwenig, denn die Anfälle häuften sich, Loona hat sich wg. dieser etwas verändert, sie ist insg. ein nervöser Hund geworden.
Die Anfälle werden im größten Teil durch Streß (physisch und/oder psychisch) ausgelöst! Es kann die Aufregung beim Ballspielen, oder die Freude, weil Frauchen wieder nach Hause gekommen ist sein, der andere Hund der Loona provozierte, der Schrecken wg. einer zugeschlagener Tür oder das Unwohlbefinden wg. der verhassten Autofahrt.
Diese Reihe könnte man endlos fortsetzen...
Grundsetzlich gilt:
Der Anfall passiert seltenst!!! während der Stresssituation, sondern erst in der Entspannungsphase, wenn der Hund sich wieder beruhigt. Wenn der Hund sich von einem Streßfaktor zum anderen rüberhangelt, kann er so "gut" durch den Tag kommen und der Anfall kommt erst gegen Abend.
Deswegen ist es so schwer, die Auslöser für die Anfälle zu finden, die bei jedem Hund anders sind.
Loona hatte die meisten Anfälle, nach dem ich sie von meiner Mutter abgeholt habe (sie mußte wg. meiner Arbeit 1-2 Tage/Wo. bei Muttern bleiben). Nicht der Fakt daß ich sie verliess war entscheidend, sondern die Riesenfreude, wenn ich sie abholte.
Wieder Zuhause angekommen, legte sich ihre Spannung, so nach dem Motto: "Ok, wir sind zuhause, da wird Fraule nicht wieder abhauen!"
Und dann kam der Anfall. Natürlich nicht jedes mal. Ich denke, Loona muß insg. einen bestimmten Streß-Pegel erreichen.
Ihren letzten, sehr starken Anfall, der ca. 15 Min. (3 Anfall-Wellen) gedauert hat, hatte sie draussen, mitten im Feld, weit weg von der Strasse.
Es war ein durch Schmerz ausgelöster Anfall. Loona hat mit einer anderen Hündin getobt und ist aus Versehen in einen Zaun gelaufen. Dort wird ein Teil der Wiese mit von weiten kaum sichtbaren Feindraht-Zaun, der jeweils zwischen Holzpfosten gespannt ist, abgesperrt.
Loona sah den Zaun in letzer Sekunde, drehte bei, rutschte aus und prallte mit der Hüfte gegen den Holzpfosten.
Es war grauenvoll, der Knall, der Schmerzschrei und dann anschliessen der Anfall! Ich dachte, sie hatte sich das Rückrad gebrochen und stirbt gerade! Sie hatte echt Glück, es war "nur" eine Prellung und eine kleine Platzwunde.
Und ich Dummkopf vergass ausgerechnet an dem Tag ihr Notfallset (habe es sonst IMMER dabei) und konnte sie aus dem Krampf nicht rausholen. Daher war er so lang!
Für mich war es gleichzeitig die Entscheidung, Loona sofort auf Luminal setzen zu lassen ( 1/2 Tablette 2xtägl.) und sie in Jan/Febr. (sie wird jetzt läufig) zu kastrieren zu lassen (war am nächsten Tag direkt bei meiner TÄ)
Sweepie:
Es ist sehr wichtig!!! dass dein TA Ahnung hat von Epilepsie-Behandlung.
Wenn du dich dazu entschlossen hast, dein Hund auf die Antiepileptika einstellen zu lassen, muß du bei der Gabe der Medis sehr konstequent sein!
Sie müssen 2x tägl. gegeben werden, die Einhaltung der Uhrzeit ist sehr wichtig. Die Dosis ist abhängig vom Gewicht deines Hundes und Schweregrad der Epi. Nach ca. 4-6 Wo. wird das Blut untersucht, um den Spiegel zu ermitteln und ggf. die Dosis anzupassen.
In den ersten Wo. zeigt der Hund schon verändertes Wesen. Es ist auch "normal" daß er anfänglich die Hinterbeine bißchen schleifen lässt. Manchmal wirkt der Hund so als wäre er high (oder besser gesagt, er ist es). Auch die Nebenwirkungen der Medis in punkto Leber und Niere sind schei**e.
Da sollte man schon profilaktisch beide Organe schonen, die Ernährung entsprechend anpassen, öfters Kuren zur Reinigung durchführen, evtl. Dauerkuren als Unterstützung, da mußt du dich im WEB durchlesen.
Was sehr WICHTIG ist:
Der Hund sollte strickt getreidefrei ernährt werden (gerade Weizen löst Anfälle aus), es empfielt sich auf Barf umzustellen (wenn man es nicht schon vorher gemacht hat).
Dann sollte man Situationen vermeiden (wenn es geht), die dem Hund wirklich Stress machen.
Das kann alleine bleiben sein, wechselnde Bezugsperson (Hundesitter), Futterneid bei weiteren Hunden im Haus etc.
Ich weiß, es kann sovieles sein, aber meistens weisst der HH schon was sein Hund wirklich hasst.
Aber es bedeutet nicht, daß der Hund jetztvom Leben abgeschnitten sein soll, im Gegenteil!
Mein Hund ist ein Aussie, sie braucht ihre Bewegung und ihre Kopfarbeit, also darf sie weiterhin draussen powern und Zuhause mit Begeisterung lernen. Bei ihr würde darauf verzichten zu müssen, Streß bedeuten, also darf sie auch weiterhin Bällchen spielen, toben, schwimmen, Roller ziehen, am Fahrrad laufen.
Ausserdem solltest du IMMER und ÜBERALL das Diazepam mithaben!!!!. Lass dir von deinem TA Diazepam Zäpfchen geben. Ich finde, die orale Gabe von jeglichen Medis WÄHREND des Anfalls ist lebensbedrohlich für den HUnd. Wenn er die Medis einatmet, kann es zum Atemstillstand kommen, weil der Hund es nicht abhusten kann!!!! Und weil soviel Speichel im Maul ist, können die Tropfen auch nicht über die Schleimhäute aufgenommen werden. Und zusetzlich kann der plötzlich bittere Geschmack im Maul einen weiteren Anfall auslösen!
Meine Loona bekommt bei ihren 17 kg während des Anfalls 2 Zäpfchen. Die der Wirkstoff geht sehr schnell über die Darmwand ins Blut über. Wenn ich sofort reagieren kann (bin direkt beim Hund) kann ich sie innerhalb 2 Min. aus dem Krampf herausholen.
Damit ich schnell reagieren kann, habe ich in JEDEM Raum in der Wohnung + im Rucksack (den ich IMMER mitnehme, auch wenn ich nur vor die Tür gehe!), ausserdem ein Set bei Mama und auch bei Bekannten, bei denen ich öfters bin.
Zwar wird gesagt, dass der Hund während des Anfalls bewusstlos ist, es ist aber nicht immer der Fall.
Daher ist es wichtig, daß man ruhig bleibt, egal wie schlimm alles aussieht, auch wenn man denkt, der Hund hört gleich auf zu atmen etc. Auch wenn der Hund benommen ist, er kann dich riechen! Wenn du, als Rudelführer angst hast (und danach riechst), ist es für den Hund unheimlicher Stress!!!! Er ist in hilfloser Lage und kann weder dich noch sich selbst verteidigen!!!
Wenigstens ist es so bei Loona. Sie hat einen recht starken Schutztrieb. Als bei den ersten Anfällen meine Mutter losgeheut hat, hat Loona verzweifelt versucht sich aufzurichten und sich dabei wehgetan.
Wenn sie krampft, versuche ich sie auf die Seite zu legen, hocke mich über ihr (also auf Händen und Knien), lasse aber trotzdem ihr genug "Luft" um sie nicht zu bedrängen und flüstere ihr ganz leise ins Ohr, wie toll sie ist und doll ich sie liebe, wie fein sie das macht und das er gaaar nicht so schlimm ist.
Es ist sinnvoll solche "Kuscheleien" auch ohne Anfall zu "üben", also wenn der Hund entspannt ist, sich wohl fühlt, ihn dann zu streicheln und ihm ins Ohr zu flüstern.
Beim Anfall wird sich der Hund instinktiv da das Wohlbefinden erinnern und bisschen entspannen können.
Ich habe bei Loona damit soweit einen Erfolg erzielen können, daß sie aufhört stark zu krampfen und nur noch zittert.
Nach dem Anfall ist sie erstmal sehr schlapp, sie pennt oft 30 Min. wie ein Stein. Wenn sie wach ist, gibt es zwei Dinge, die sie interessieren: Bewegung und Futter!
Am Anfall-Tag frisst sie locker die fünffache Menge der sonst üblichen.
Ich habe für solche Fälle immer Fleisch-Eintopf mit Möhre, Selerie und Kartoffeln im Froster. Es ist leicht verdaulich, gut sättigend und sie kann damit auch den Durst löschen, ohne zuviel in den Magen aufzunehmen (also Futter und zusätzlich viel Wasser). Ich gebe ihr alle 2 Std. eine Portion.
Sie ist manchmal auch bißchen aufgekratzt und mag andere Hunde nicht leiden (an Tag des Anfalls).
Ich habe hier meine persönlichen Erfahrungen, die ich mit Loona gemacht habe, geschildert. Was für Loona gilt muß nicht für andere Hunde gelten! Auch ich mußte mich mit der Krankheit auseinandersetzen, um sie zu verstehen und besser mit ihr umzugehen. Die Medikationen sind mit meinem TA abgesprochen und nicht immer kann man diese eins zur eins auf einen anderen Hund übertragen.
Es gibt keine auf Gewicht und/oder Rasse fertig zugeschnittene Behandlung! Jeder Halter muß sich zusammen mit dem TA an das Optimum herantasten. Es ist aber vom großen Vorteil, wenn der TA erfahren ist und nicht selber von Anfang an im Dunkeln tappt.
Ich pers. habe ich mich gegen die ganzen sehr (Kosten-)Aufwendigen Untersuchungen (Gehirn-Scann, Liquor-Untersuchung etc.) entschieden, weil die Epi bei rel. jungen Hunden selten auf einem Hintumor basiert ( oder, vorausgesetzt, es sind Unfälle oder heftige Stürze nicht ausschliessbar - Hirnverletzung) und damit nur eine Behandlungsmethode (Krampfunterdrückung) offen steht. Natürlich gibt es hier verschiedene Medis und auch homöopatisch ist was möglich, aber Epi ist nicht heilbar.
Um es einfach auszudrücken, ob die Funken vorn oder hinten im Schädel fliegen, ändert nix an der Medikation des Hundes, nix an seinem Gesundheitszustand. Das (sehr viele) Geld verwende ich lieber dafür, den Hund so gesund wie möglich zu halten (inkl. Leber-Entschlakungs-Kuren, unbelastetes Fleisch und Gemüse, viel Bewegung und Beschäftigung etc.) und häufiger zu prüfen (Blutwertbestimmung), ob alles ok ist.
Sweepie, ich hoffe, ich konnte dir wenigstens bißchen Helfen.
Auch wenn es schlimm ist, du bist nicht allein, es gibt viele HH mit gleichen Problemen und Ängsten.
Sich auszutauschen, die anderen an eigenen Erfahrungen teilnehmen zu lassen, hilft oft sehr viel!
Ich wünsche deinem Hundi alles Gute und dir viel Kraft!
LG, Luisa