Hallo,
ich möchte hier gern mal eine rührende wahre Story zum besten geben.
Die handelnde Person ist mein Bruder - 25 Jahre alt.
In der Nacht vom 11.03. auf den 12.03. fuhr mein Bruder nach seiner Spätschicht nach Hause.
Einige km vor seiner Wohnung fährt er auf einer Einfallstrasse der Ortschaft in Richtung der Stadtzentrum und vernimmt plötzlich einen heftigen Schlag an seinem Auto und sieht im Rückspiegel wie eine Katze hinter seinem Auto an den Strassenrand geschleudert wird.
Er war völlig irritiert und als grosser Tierfreund ist er nicht einfach weitergefahren, sondern hat umgedreht und nach dem Tier geschaut.
Die Katze lag apatisch, etwas blutend und mit heraushängender Zunge, schwer atmend am Strassenrand und schaute ihn an.
Er zögerte nicht lange, hob sie vorsichtig auf und nahm sie mit.
Am nächsten morgen rief er mich frühzeitig, völlig aufgeregt an.
Da ich auch Katzenhalter bin und er bisher noch keine Katze hatte, fragte er mich um Rat.
Mein Rat war natürlich sofort zum TA zu fahren und die Kleine röntgen zu lassen. Nachdem wie er den Zustand der Kleinen schilderte, war ich froh, dass sie die Nacht überstanden hatte. Sie hatte sogar was gefressen und getrunken. (mein Bruder hatte noch Katzenfutter da, da er über den Sommer/Herbst gelegentlich Besuch von einer Nachbarkatze bekam, die er gern etwas versorgte ;-).
Er schilderte mir, dass sie mit dem Hinterteil nicht hochkäme, sich also nicht bewegen kann, sonst aber einen regen Eindruck mache.
So fuhr er am 12.03.2008 morgens zum TA und liess die Kleine röntgen.
Es stellte sich heraus, dass das linke Vorderbein völlig zertrümmert ist und auf jeden Fall amputiert werden müsste und dass 2 Wirbel hinter der Hüfte verschoben seien. Der TA machte meinen Bruder darauf aufmerksam, dass er nicht wisse, ob durch die Wirbelverletzung evtl. die Funktionsfähigkeit der Organe (Blase, Nieren, Darm) eingeschränkt oder gar gestört ist und die Kleine somit nicht mehr lebensfähig wäre. Dies würde sich aber im Laufe der nächsten Tage herausstellen und sie sollte zur Beobachtung in der Tierklinik bleiben.
Parallel dazu machte sich mein Bruder auf die Suche nach den Besitzern, um sie darüber zu informieren und ihnen ggfls. die Entscheidung zu überlassen, die schwere OP durchführen zu lassen oder sie einschläfern zu lassen. Denn diese Entscheidung jemanden fällen lassen, dem das Tier nicht gehört ist schon verdammt schwer.
Die Suche nach den Besitzern blieb erfolglos, so dass mein Bruder nach dem letzten WE angerufen wurde von der Klinik, ihm gesagt wurde, dass die Körperfunktionen alle völlig normal sind und sie jetzt eine Entscheidung bräuchten, OP oder einschläfern.
Mein Bruder sprach in der Zwischenzeit mit vielen Freunden, Familienmitgliedern usw. alle rieten ihm, die Kleine einschläfern zu lassen, zumal es nicht sein Tier ist, er keine emotionale Bindung zu dem Tier hätte und die Kosten für die OP und Nachversorgung sehr hoch wären und das Tier ja für ewig stark gehandicapt wäre.
So war ich die einzigste, die ihm zusprach, die OP machen zu lassen und die Kleine zu behalten. Was er in jedem Falle von Anfang an vor hatte, nur suchte er emotionale Unterstützung.
Denn nachdem er soviel Verantwortung übernommen hatte und die Kleine nicht einfach liegen liess und weiterfuhr, war er einfach nicht dazu in der Lage zu sagen, die Kleine einschläfern zu lassen.
Ich muss dazu sagen, mein Bruder und ich wohnen ca. 600km voneinander weg.
Also bekam die Klinik am Montag das "go" zur OP.
Dienstag mittag bekam er den Anruf, dass die Kleine alles super überstanden hätte, schon wieder regen Appetit hat und abgeholt werden könnte.
Mittlerweile wissen die restlichen Familienmitglieder auch von der Entscheidung und ärgern sich jetzt über sich selbst ihm vor einer Woche noch dazu geraten zu haben das Tier einschläfern zu lassen.
Die Katze darf nie wieder nach draussen, sie wird eine Wohnungskatze bleiben, aber sie darf weiterleben, wenn auch stark gehandicapt, ohne linkem Vorderbein und dem Schwanz, der der bis auf ca. 5 cm amputiert werden musste.
Da das Tier noch jung ist, die TÄ schätzen sie auf ca. 1 Jahr, wird sie schnell lernen mit dem Handicap klarzukommen (was sie wohl auch tut, ich höre regelmäßig nach, wie es ihr geht ;-) )
Bei der grossen OP wurde sie direkt auch kastriert, um sie nicht nochmal in Narkose legen zu müssen.
Am kommenden Freitag werden die Fäden gezogen und ich hoffe sehr, dass die Kleine meinem Bruder auf ihre Art danken wird ;-)
Ich glaube das tut sie bereits, denn sie ist von Anfang an freundlich und offen auf ihn zu gegangen, hat sich anfassen lassen und folgt ihm nun auf Schritt und Tritt, auch mit nur 3 Beinen ...
Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen wie stolz ich auf meinen Bruder bin, soviel Verantwortung übernommen zu haben und das Tier nicht im Stich gelassen zu haben!
tierische Grüße und frohe Ostern
Kerstin