Hi Verena,
so eine Entscheidung treffen zu müssen, ist übel.
Ich stand bisher 2x vor dieser Entscheidung. Bei meiner ersten Hündin sah es zu Anfang aus wie ein Schädeltrauma oder Schlaganfall. Röntgen ergab nichts, was sofort auf Hirntumor hingewiesen hätte. Als die neurologischen Störungen aber weitergingen sind wir in eine Spezialklinik, die damals auch Kernspintomographie gemacht haben. Dadurch war es klar, dass die Ursache ein Hirntumor war. Der TA in der Klinik meinte dann, wir hätten 3 Möglichkeiten
a) sofort einschläfern
b) da sie zum damaligen Zeitpunkt "stabil" war, mit nach Hause nehmen, und sobald es ihr schlechter geht, einschläfern
c) Operation und Bestrahlung, letzteres weil der Tumor an einer Stelle sass, wo man ihn nicht ganz hätte entfernen können.
Meine erste Reaktion war "nein, keine OP". Trotzdem habe ich mir erklären lassen, wie das mit Möglichkeit c aussehen würde. Wir haben uns aber dann definitiv für b entschieden und sie 3 Wochen später einschläfern lassen. In dieser Zeit habe ich mir öfter überlegt, ob nicht c doch "richtig" gewesen wäre. Nach dem Einschläfern haben wir den Tumor bei uns in der Klinik rausgenommen und in die Spezialklinik zum Untersuchen eingeschickt (der TA der Spezialklinik hatte darum gebeten). Der Tumor war offensichtlich bösartig. Also war im Nachhinein die Entscheidung gegen c vollkommen richtig. Aber bis dahin blieben die Zweifel.
Sieh es mal so. Sie hatte Probleme mit der letzten Narkose und ist 14 Jahre alt. Es kann sein, dass sie die OP problemlos übersteht. Es kann aber auch sein, dass sie stirbt. Jetzt hast Du noch 1 Jahr, evtl. auch 2 Jahre. Wer garantiert Dir, dass das mit OP auch so hinhaut oder gar mehr werden? Niemand! Wer garantiert Dir, dass der Tumor nicht schon gestreut hat? Ebenfalls niemand! Selbst wenn Du jetzt die Lunge der Kleinen röntgen lässt (Lunge ist ein Hauptansatzpunkt für Metastasen) und sie "frei" ist. Wer garantiert Dir, dass nicht doch schon kleine Metastasen da sind, die auf dem Röntgenbild nicht zu sehen sind.
Sicher ist die Entscheidung hart. Aber objektiv betrachtet ist sie doch recht einfach. Zugegeben, wie ich bei meinem eigenen Hund entscheiden würde, weiss ich nicht. Bei Tessy war es damals "einfach". Sie hatte schon deutliche Störungen und Ausfallserscheinungen.
Bei Yanta knapp 5 Jahre später war diese Entscheidung absolut nicht einfach. Sie hatte eine Hirnhautentzündung. Die TÄ riet, sie einschläfern zu lassen. Damals habe ich nein gesagt, da ich der Meinung war, sie hätte noch eine Chance verdient. Und irgendwie war diese Entscheidung auch wieder richtig. Denn wer Yanta heute sieht, würde nicht denken, was mal war. Wobei auch einige kleine Störungen zurückgeblieben sind. Aber nichts, was sofort ins Auge fällt.
Ich würde mal sagen, wenn Du auf dein eigenes Gefühl bzgl. deines Hundes hörst, dann triffst Du die richtige Entscheidung. Auch wenn sie vielleicht nicht die ist, die Dir gefällt. Und wenn Du eine Entscheidung getroffen hast, dann fang bitte nicht damit an, sie ständig in Frage zu stellen und Dich zu fragen "was wäre wenn". Denn das ist das Schlimmste, was Du Dir und deinem Hund antun kannst.
Viele Grüße
Cindy