Ich habe hier nicht das Gefühl, dass alle Gebrauchshunderassen per se "schlecht gemacht" werden und man sie Interessenten ausreden will. Aber sie müssen eben zu den Lebensbedingungen passen. Und genau um die Bedingungen geht es doch, nicht darum, ob man eine Gebrauchshundrasse hat oder nicht.
Ich habe beispielsweise Jagdhunde und würde mich genau so wieder entscheiden. Ich wollte Hunde, die im Umgang mit Menschen pflegeleicht sind, da sie mit ins Büro kommen. Das klappt bei uns bestens, jeder wird freudig begrüßt, niemand von den Hunden gestellt. Allerdings wollte ich auch wirklich mit den Hunden arbeiten, d.h. mit den Hunden Mantrailing machen, Begleiter für meine täglichen Joggingtouren haben und regelmäßig mit ihnen auf lange Wandertouren (gern auch über mehrere Tage) gehen. Zudem wohnen wir am Stadtrand mit Garten, daher war auch die Größe der Hunde kein Problem.
Was ich damit sagen möchte: die Rassebeschreibungen meiner beiden treffen zu 100% zu und es war gut, sich im Vorfeld damit auseinanderzusetzen, weil ich jetzt Hunde habe, die in unser Leben passen und die damit glücklich sein können. Ein Wachhund wäre bei uns im Büro unter Dauerstrom und sicherlich nicht glücklich und entspannt, ein kleiner Begleithund für lange Jogging- und Wandertouren sowie für Mantrailing wahrscheinlich auch nicht der ideale Begleiter.
Mit Kind könnte das bei uns schon wieder ganz anders aussehen, da die Outdoor-Aktivitäten dann eben auch an das Kind angepasst werden müssten und ich glaube nicht, dass meine Jagdhunde durch Spaziergänge mit Kind und Kinderwagen glücklich würden. Und ich (und hier spreche ich nur für mich, das soll keine Unterstellung sein, dass dies auch für die Threadstarterin gilt) hätte weder Zeit, Lust noch Nerven, täglich 2-3 h die Hunde auszulasten (wohin mit dem Kind solange?), mich um mein Kind, den Haushalt und evtl. Job zu kümmern. Und das alles vielleicht noch in einer Etagenwohnung mit einem wachsamen Hund. MIR wäre das definitiv zu stressig und ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die wenig Zeit und Aufwand für ihre Hunde aufwenden. Sie müssen aber in gewissen Situationen einfach "mitlaufen". Bei uns bezieht sich das auf die Zeit im Büro, in anderen Fällen vielleicht eben auf die Spaziergänge mit Kind etc.
Daher finde ich es nicht so falsch, wenn hier im Forum auf Besonderheiten von Rassen hingewiesen wird und vielleicht auch auf Probleme, die in der eigenen Lebenssituation mit einer bestimmten Rasse auftreten können. Vielleicht hat man als Interessent nicht alles schon so genau durchdacht und war sich mancher Dinge einfach nicht bewusst. Hat man das doch, kann man das doch dann aber auch argumentieren und erklären, warum man in der eigenen Lebenssituation genau die Rasse für richtig hält.