Hallo Maggs,
hallo Ihr alle!
Habe mir Eure Antworten grade mal durchgelesen und habe vielleicht ein paar nützliche Hintergrundinfos und somit Verfahrensweisen.
Liebe Maggs, dass was Deine kleine Maus noch nicht zu 100% hat, kann sie auch nicht, ist eine ausgereifte Beißhemmung. Die ist einem Hundebaby ja eben nicht angeboren, es muss sie erlernen.
In der freien Natur bzw. in seiner Hundefamilie geht das so. Dein Stöpsel spielt mit seinen Geschwistern und beißt den einen zu dolle. Der wird sicherlich lauthals losfiepen und dann kommts auf den Charakter des Hundes an. Der eine beißt dann ordentlich zurück. So lernt der Gegenüber, dass es durchaus unangenehme Folgen hat, wenn ich zu doll zu beiße und wird sich in Zukunft überlegen, ob er das so dolle tut. Oder der Gebissene geht einfach weg, somit ist das Spiel beendet. Da Spielen für Hunde sehr lustbetont ist, zeigt ein Abbruch oft beste Wirkung.
Ein Welpe darf z. B. bei der Mama (wenn sie eine gute Erzieherin ist), gar nirgends reinbeißen. Und dass kann ich auch nur jedem Menschen empfehlen.
Ihr habt bestimmt alle Recht, wenn Ihr sagt, dass es ein Baby ist. Aber grade ein Baby, also ein unbeschriebenes Blatt MUSS lernen, was geht und was nicht geht. Und am besten ist es, wenn man wirklich versucht, das artgerecht zu tun.
Den Hund anzubrüllen mit "aus" und auf die Decke zeigen ist - mit Verlaub - quatsch! Er weiß sicher nicht was "aus" ist und auch nicht was der Fingerzeig bedeutet. Wenn ich zu Euch kommt und sage Maggs DADDELDU, weißt Du auch nicht, was ich von Dir will.
Hier mal ein paar Vorschläge, die ich meinen Kunden immer mit auf den Weg gebe, wenn sie einen kleinen wuscheligen Beißer zu Hause haben.
Ablauf:
- Du spielst mit Deinem Hund und er wird heftiger und beißt zu.
- Du quietscht laut und hoch und guckst, ob er´s versteht. Ich würde das Spiel dann wenigstens für ein paar Minuten unterbrechen, auch wenns schwer fällt. Denn das quietschen auf Dauer wird Euch nicht weiter bringen, wenn ansonsten keine weiteren Konsequenzen passieren.
- Reagiert er auf das quietschen nicht, fixierst Du ihn, zeigst Zähne, knurrst ihn an, machst einen Schnauzengriff und gehst dann sofort. Sag gar nichts. Das ist die Sprache, die Dein Hund schon von seiner Mama kennt.
- Nimmt er auch das nicht ernst, knurrst Du nochmal, und schubbst ihn entweder um und legst ihn auf die Seite und knurrst bis Du merkst, dass er sich unter Deinen Händen beruhigt. Und gehst dann langsam in ein beruhigendes Streicheln über. Aufstehen darf er aber erst, wenn Du es erlaubst. Sowas ist dann versorgende Dominanz! (Auch wenn ich das Wort Dominanz generell quatsch finde.) Aber auch danach solltest Du nicht gleich mit ihm weitertoben, weil Du ihn ja sonst gleich wieder aufputschst. Du könntest dann vielleicht ein Suchspiel mit Leckerchen machen. Nur ein kleines. Das strengt ein bißchen an sorgt aber für mehr Ruhe - im Übrigen ist es eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit auch drinnen für Regentage.
- Wenn alle Stricke reißen und auch das nichts bringt, musst Du mal schauen, ob Du Dir eine Box zulegst, wenn Du noch keine hast. Dann machst Du eine Hausleine dran, damit Du nicht jedesmal irgendwo hinfassen musst. Dann nimmst Du wenn er hochdreht ganz ruhig die Leine in die Hand, bringst ihn in die Box und läßt ihn da runterfahren. Wenn er da ein bißchen ruhiger ist, kannst Du ihm ja was zu kauen geben. Nur bitte nicht gleich. Könnte er als Bestätigung auffassen.
Keine Angst, wenn der Welpe bei dem ein oder anderen Griff mal schreit wie am Spieß. Das kann Dir beim ersten Mal passieren. Erstens kennt er es wahrscheinlich nicht von Dir, zweitens sind Hunde gute Strategen und drittens gefällt ihm natürlich so eine Maßregelung nicht. Aber gewähren lassen solltest Du ihn nicht. Er muss lernen, das Haut und Stoff nicht in die Schnauze genommen wird. Wichtig, Du musst immer versuchen, die Ruhe zu bewahren, ein guter Rudelchef ist immer ruhig und souverän und nicht aggressiv. Steh hinter dem was Du tust, dann ist auch für Deinen Hund ok! Die Wahrscheinlichkeit, dass er noch richtig weitermacht, ist nicht so hoch, spätestens nach dem auf die Seite drehen. Aber da gibts auch Früchtchen, die dann erst richtig böse werden. Dann nimm meinen letzten Vorschlag, der dann erstmal deeskalierend ist.
Ein Tip evtl, zum Hosenbeißen: Hört sich komisch an, aber fast alle Hunde HASSEN doppelseitiges Klebeband. Damit preparierte Hosen für eine Weile, sind nur noch wenig interessant zum reinbeißen.
Ich hoffe, ich bin niemandem auf den Schlips getreten. Aber auch wenns ein Baby ist, muss es lernen, was es darf und was es nicht darf. ABER, was es nie gelernt hat, kann es auch nicht wissen und da ist es nur fair ihm ein wenig in seiner Sprache entgegen zu kommen.
Ich würde Dir empfehlen, dass "NEIN" ganz schnell in aller Ruhe zu trainieren, damit Du eben nicht mehr immer hinfassen musst. Und mit so Sachen wie anknurren o. ä. zu arbeiten. Das funktioniert bei meinen Kundenhunden zu 95% und bei meinen Hunden bis heute wunderbar, ist sehr leise, sehr ruhig, sehr deeskalierend, völlig gewaltfrei aber ganz eindeutig.
Lieber Gruß
Jenni