Guten Morgen!
So, hier das feedback von der Sennerfraktion.
Was Du da beschreibst klingt, als wäre ein Berner oder Großer Schweizer (das sind die mit dem kürzeren Fell, siehe mein Avatar) genau das richtige für Dich.
Sie haben nur minimalen Jagdtrieb, dafür ausgeprägtes Territorialverhalten, sind -nach Gewöhnung versteht sich- umgänglich mit Kindern und Großvieh und sehr aufmerksame Wächter.
Und "imposant" sind sie auf jeden Fall. Mein Hund hat bei 73cm derzeit fast 60kg voll und ist sehr athletisch gebaut. Wir haben zwar keinen Bauernhof, aber bei uns steckt garantiert niemand seine Hand durch den Zaun...
Dazu sind Senner richtig laut, wenn sie bellen. Also wirklich LAUT.
Das dürfte zur Abschreckung von Eindringlingen schon reichen.
Sennenhunde sind auch ideal dafür geeignet, selbständig Deinen Hof abzulaufen und ggf. "Platzverweise" zu erteilen.
Aaaaaber - jetzt kommen wir zum Knackpunkt:
Zumindest die GSS sind wirklich sehr eigenständig, was teilweise die Erziehung erschwert. Sie sind dafür gezüchtet, u.a. auf den Almwiesen die Rinderherden zu bewachen (also genau die Anforderungen zu erfüllen, die Du auch an ihn stellen wolltest) was auch bedeutet, in Situationen abzuwägen, welche Handlungen erforderlich sind.
Man sollte es nicht glauben, wenn man ihn so anguckt, aber ein GSS denkt mit. Er wird sich (und dann Dich...) immer zuerst fragen, ob Dein Kommando auch Sinn macht, was wiederum bedeutet, dass Du Dir viel Mühe geben musst, ihm zu erklären, dass Deine Kommandos IMMER Sinn machen.
Also vom "Will to please", wie es so schön heißt, haben die wenigsten Senner je etwas gehört.
Davon abgesehen solltest Du auf jeden Fall zwei (oder mehr?) kaufen.
Als Einzelhund alleine draußen zu leben ist grausam für jeden Hund, ganz davon abgesehen sind die "Kälber" sehr kontaktbedürftig (nix "einsamer Wolf") bis lästig und ein Einzelhund würde vermutlich, anstatt auf Patrouille zu gehen, den ganzen Tag an Deiner Seite kleben, wenn er nachts allein und einsam war...
Aus diesem Grund solltest Du auch davon absehen, Welpen zu Dir zu holen, wenn sie nicht zumindest anfangs im Haus leben dürfen mit direktem (Menschen-)Rudelkontakt 24/7.
Aber auch zu zweit brauchen sie noch enorm viel Familienanschluss, Kuscheleinheiten und wollen auch im Köpfchen beschäftigt werden.
Sie bewachen zwar sehr gern und engagiert, aber das allein reicht nicht aus, um sie auszulasten, das sollte Dir klar sein.
Der letzte Punkt auf Deiner Liste könnte allerdings Schwierigkeiten bereiten -
Zum einen sind so große Hunde selten langlebig. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines GSS liegt bei 12 Jahren, für Berner Sennenhunde (aufgrund der teilweisen Überzüchtungen und Krebsempfindlichkeit, Stichwort "Modehund") sogar noch darunter.
Zum anderen bietet der (überhaupt und besonders in .de) kleine Genpool und die Physis dieser Hunde Prädestination für diverse Erbkrankheiten, u.a. Gelenkserkrankungen (ED, HD, OCD), Augenkrankheiten (Katarakt, Netzhauttrübung etc), Epilepsie und Allergien.
Solltest Du Dich für eine Sennenhundrasse entscheiden, so würde ich auf jeden Fall mindestens über den SSV (http://www.ssv.de) gehen und mich dort umsehen.
Allerdings... tja, wie sag ich das nu... ... wirst Du dort eher Hunde finden, deren ZüchterInnen... äh... mehr Wert auf die von der (wirklich strengen) Körungsordnung abgefragten Kriterien und die optische Erscheinung legen und die Eignung für die eigentlichen Aufgaben dieser Rasse (z.B. Hof bewachen, Vieh einsammeln) immer weiter in den Hintergrund drängen.
Ich hoffe, ich hab das jetzt diplomatisch genug formuliert, das hören die nämlich gar nicht gern. *hust*
An Deiner Stelle würde ich mich an den Schweizer Sennerverband direkt IN der Schweiz wenden und mir einen dort einen Hund aussuchen.
Der unterliegt auch den FCI Richtlinien, allerdings werden dort die Hunde doch wesentlich häufiger für landwirtschaftliche Aufgaben eingesetzt und auch die Wahl der Zuchtpartner erfolgt (nach Feststellung der einwandfreien Tauglichkeit) nach etwas anderen Kriterien, da die Käuferklientel eine ganz andere ist.
Liebe Grüße,
Sub
PS: Dass ein Hund keine Giftköder frisst, kann man ihm beibringen.