Vorab:
Tierheimhunde haben Traumata, egal ob Rudel- und/oder Zwingerhaltung oder nicht. Dann ist es ein Podenco, diese spanischen Jagdhunde haben einen durchaus difizielen (nicht abwertend gemeint) Charakter. Wenn ein Tierheimhund ca. 3 Monate an einem neuen Platz ist, kommt sein richtiger Charakter zum Vorschein, dann naemlich, wenn er sich langsam an die neue Umgebung gewoehnt hat und anfaengt, Bezug aufzubauen. Eine "Charakteraenderung" einige Wochen nachdem ihr den Hund aus dem Tierheim geholt habt, ist voellig normal.
Was euer Hund nun zeigt ist hoechstwahrscheinlich eine Mischung aus Verlassensaengsten, Beschuetzerinstinkt und falsch verstandener Tierliebe.
Letzteres deshalb, weil viele Leute dazu neigen, auf besonders "suesse" Junghunde zuzugehen und sie mit beiden Haenden anzupacken etc. das ist der "Oma-kneift-den-Enkel-in-die-Backe-Effekt". Vielen Hunden ist das gar nicht recht, es ist ihnen unangenehm und sie entwickeln Aengste. Die Schutzreaktion ist dann das Anbellen von Menschen, die auf sie zugehen oder auch einfach nur auf der gleichen Strassenseite gehen.
Erziehung im eigentlichen Sinne ist hier Fehl am Platz, da man ASengste nicht "wegerziehen" kann. Ihr koennt hier aber "Desensibilisierung" betreiben, d.h. sich mit ihm in die Stadt begeben, wo ihr durch fremde Leute durchlaufen koennt, die sich nicht fuer ihn interessieren. Er wird sich dann irgendwann auch nicht mehr fuer die fremden Leute interessieren, warum denn auch.
Die zweite Sache die ihr verstehen muesst ist folgendes: Arme Tiere aus dem Tierheim, aus Spanien etc. werden besonders bemitleidet. Als neuer Besitzer dieser Hunde will man in kurzer zeit alles wieder gut machen, was dem armen Kerl wiederfahren ist. Das ist sehr loeblich, die viele Aufmerksamkeit ueberfordert ihn aber total, denn er ist schliesslich alles andere gewohnt als das. Er kann damit schlichtweg nicht umgehen und legt deshalb Verhaltensweisen an den Tag, die wir Menschen nicht verstehen und als komisch empfinden.
Der Hund ist einfach voellig mit der Situation ueberfordert, daraus entsteht Unsicherheit, aus Unsicherheit wird Angst und damit manifestieren sich genau die Verhaltensmechanismen, die euch nun aufgefallen sind.
Die Loesung: Den Hund nicht zu sehr mit Aufmerksamkeit ueberschuetten (ich weiss das ist schwer aber genau das ist es was im hilft), Desensibilisierung betreiben, viel da Laufen gehen, wo andere Menschen kein Interesse fuer ihn zeigen und ihn viel mit anderen Hunden laufen lassen, die ihn nicht besonders beachten, gut sind hier souveraene, selbstsichere Hunde.
Das der Hund auf dem Hundeplatz souveraener reagiert ist normal, denn hier hat er eine positive Verknuepfung. Das der Hund auf andere zurennt und dann zurueckweicht ist Zeichen seines inneren Konfliktes, der wie eingangs dargelegt entstanden ist.
Viel Erfolg. drratio