Danke für Eure Antworten!
Dann werd ich mal Eure Fragen beantworten. Ich weiss nicht, wie das mit den Zitaten geht, also mache ich es einfach so...
Also, wie gehen wir spazieren? Das Problem ist, ich habe eine 6 Monate alte Tochter, also zuckle ich täglich 1,5 Stunden über alle Waldwege, die mit Kinderwagen irgendwie befahrbar sind. Ab und zu rufe ich sie ab und sie bekommt ein Leckerli, wenn sie kommt. Ich muss sie sogar recht oft abrufen, denn sie macht mehr und mehr Unsinn, läuft ewig weit vor, in alle Gärten und Bauernhöfe hinein…
Mit Leckerlies verstecken oder Spielzeug mitnehmen habe ich es auch schon versucht, aber das schien ihr nicht interessant genug zu sein, sie liess es liegen und lief weiter im zickzack a la Staubsauger. Sie ist draussen immer ganz verrückt und läuft kreuz und quer hektisch im zickzack, damit sie alle geruchseindrücke mitbekommt. Ok, also ich muss mich interessant machen. Nur wie...
Schleppleine ist vielleicht ne gute Idee. Sofern ich das mit Kinderwagen hinbekomme...
Wir haben den Hund von einem Händler, bzw. einer Frau, die damals behauptete, sie hätte die Welpen von einem Bauernhof. Heute glaube ich, das war eine Lüge und wir sind so einem typischen Händler aufgesessen. Emma sieht auch gar nicht aus wie ein typischer Labrador, sie ist viel graziler, schlanker, agiler...Wie auch immer, wir haben sie geholt, da war sie 8 Wochen alt. Insofern kann ich mir, sofern es nicht im Charakter des Hundes liegt, wegen allen Problemen an die eigene Nase fassen. Ich denke, sie ist vom Charakter schwierig, aufsässig und temperamentvoll, aber auch das muss irgendwie in den Griff zu kriegen sein.
Ich habe mich die ersten 6 Monate sehr viel mit ihr beschäftigt, gekuschelt (na ja, versucht), gespielt, wir waren in der Hundeschule, ich habe Gehorsamsübungen mit ihr gemacht....aber schon da wurde offfensichtlich, dass sie ein kleiner Teufel ist, der häufig seine "5 Minuten" bekam und dann auf nichts mehr hörte und wie eine besengte Sau in der Gegend rumfetzte. Es dauerte eine Weile, bis ich rausbekam, dass alles, was da hilft, absolute Ruhe und Gelassenheit ist. Alles andere oder wenn Frauchen sauer wird macht dem Hund nur umso mehr Spass. Sie "grinst" mich dann an, ich weiss nicht, wie ich es erklären soll, Maul offen, Zähne zeigen, Zunge hängt raus, spezieller Blick. Man sieht ihr einfach an, aha, das macht Spass. Und je böser ich werde, desto mehr Spass hat sie. Und versuche ich es beispielsweise mit Schnauzengriff oder so, das ist ihr völlig egal, im Gegenteil, dann hat sie nur noch mehr Spass und wird noch wilder.
Na ja, zurück zum Thema. Als das Baby kam, konnte ich mich natürlich nicht mehr den ganzen Tag mit ihr beschäftigen. Dass das mit einem Hund und dem Baby nicht die beste Entscheidung war, ist mir heute auch klar, aber habe ich mich an den falschen Stellen erkundigt und die meinten "aaach, alles kein PROBLEM". jetzt versuche ich, beiden gerecht zu werden. Bedeutet, ich spiele mit dem Hund morgens im Garten, Taue und Bälle schmeissen, Bleib, Platz, Fuss üben usw.. Mittags genauso, oder aber Gehorsamsübungen im Haus (so'ne Art Wohnzimmeragility, hab ich im Internet gelesen). Und nachmittags gehen wir eben spazieren. Mehr geht nicht.
Es war tatsächlich bis vor Kurzem so, dass ich mir nen Riesenkopf gemacht habe, dass der Hund unausgelastet ist und sich "langweilt", weil sie trotz der Beschäftigung den ganzen Tag hinter mir her gerannt ist, Unsinn gemacht hat (Sachen vom Tisch klauen, andere Sachen klauen usw.) und mich immer (heraus)fordernd angeschaut hat. Dann meinte aber meine Hundetrainerin, dass sie bei dem Beschäftigungsgrad nicht unausgelastet ist, sondern dass sie nicht wisse, wo ihr Platz ist und mit meiner Rolle als "nicht-Chef" unzufrieden und daher rastlos sei.
Gut, also habe ich geübt, konsequent zu sein und den Hund im Haus auf seinen Platz verwiesen und ihr nichts mehr durchgehen lassen (Befehle nicht befolgen oder so). Klappt super, sie hört auf mich. Aber sobald ich wieder „nett“ zu ihr bin, auf sie zugehe zwischendurch, sie knuddle oder kurz mit ihr raufe, versucht sie hinterher wieder, mir auf der Nase herum zu tanzen. Also läuft alles auf totale Konsequenz, fast Härte hinaus, damit der Hund sich mir fügt. Und das gefällt mir gar nicht, ich wollte sie anders erziehen irgendwie, mehr als „Familienmitglied“.
Wie gesagt, wann immer wir drinnen Gehorsamsübungen machen, ist sie ganz wild darauf. Um sich ein Leckerchen abzuholen, aber na ja, sie ist nunmal ein Hund. Sie WILL irgendwie arbeiten. Aber egal, was wir machen, ich spüre nicht das typische Verhalten eines Hundes (wir hatten immer welche in unserer Familie, die eben „Hund“ waren). Sie befolgt meine Befehle...aber doch fühlt es sich nicht an, als würde sie sich mir unterordnen und mich als Chef anerkennen. Sie „grinst“ mich auch dabei die ganze Zeit an. Schwer zu erklären. Ich merke einfach, sie will das Futter, aber sie nimmt mich nicht ernst.
Na ja, im Haus klappt es jedenfalls mit der Konsequenz, sie meckert und murrt immer noch und schaut mich fordernd an, aber es klappt. Nur draussen wird es dafür immer schlimmer, vielleicht weil sie merkt, aha, da kann ich's machen.
Tja, wieso klappt es mit Leckerli im Haus und Garten, aber mit Lob nicht? Es ist irgendwie so, dass sie draussen sich anfangs zwar ihre Leckerlis "abholt", aber irgendwann ist abhauen eben interessanter, macht mehr Spass. Und dann sind Leckerlis und Frauchen abgemeldet. Und bei Lob...ich kenne es so, dass ein Hund sich im Grunde über Lob "freut", er wendet z.b. seinen Kopf zu dir nach oben, er arbeitet darauf hin. Auch wieder schwer zu erklären. Ob du zu Emma "fein" sagst oder sie sonst wie lobst, egal wie überschwenglich, oder in China fällt ein Sack Reis um...sie reagiert überhaupt nicht darauf, es scheint ihr völlig egal zu sein.
In der Flegelphase ist sie sicher, ja. Aber ich merke ganz stark, dass das in eine Richtung geht, die nicht gut ist. Wie gesagt, ich bin für den Hund nicht der Chef. Das und das Gefühl der fehlenden Bindung, meine Hilflosigkeit und die Tatsache, dass ihr Verhalten immer schlimmer wird - weil sie merkt, dass sie es machen kann. Ich muss was ändern.
Was das streicheln bzw. das auf den Rücken drehen betrifft, sicher ist es eine Aufforderung zum Spiel. Sie kneift dann spielerisch in die Waden. Nur geht man darauf ein, wird es ein sehr wildes und schmerzhaftes Spiel. Ich ignoriere sie dann, was anderes ist gar nicht möglich. Verbieten schon gar nicht. Und jedes Mal, wenn man sich ihr nähert, um sie zu streicheln, sei es nur am Kopf, geht es von vorne los. Sie will eben lieber raufen. Am gestreichelt werden hat sie kein Interesse, nie gehabt.
Tja, und mit „Präriehund“ meine ich, dass diese…hm…Nähe zwischen Hund und Mensch eben nicht da ist. Sie sucht unsere Nähe nicht, nie, sie will nicht gestreichelt werden, Lob prallt an ihr ab. Alles, was wir als Menschen ihr geben können, ausser Futter (und auch das wirkt eben nicht immer),scheint ihr egal zu sein. Sie könnte allein in der Wildnis leben, ich glaube, sie wäre nicht unglücklich….
So, das war’s erstmal. Es ist wirklich nicht einfach zu erklären, wenn man den Hund nicht kennt. Und mich natürlich, denn mein Charakter spielt da sicher auch nicht von ungefähr mit rein.
Viele Grüße & Danke
nezumi