Hallo,
also wir haben zwei Dalmatiner, Rüde (2,5 jahre) und Hündin (2 Jahre).
Von daher denke ich mal, kann ich auch etwas zu der Rasse und ihren Eigenheiten sagen.
Der Dalmatiner ist ursprünglich ein Kutschenbegleithund, also ein Laufhund, wie z.B. Windhunde. Dies bedeutet, der Dalmi schafft ausgewachsen 10-15 Km pro Tag, z.B. neben dem Pferd her.
Wir gehen mit ihnen jeden Tag ca. drei Stunden raus in die Natur. Diese ca. drei Stunden sind reine Hundezeit.
Der Dalmi braucht das freie Rennen, um glücklich zu sein. Er ist ein sehr unabhängiger Hund, der zwar auf seine Besitzer achtet, aber nicht an ihm klebt. Der praktische Will-to-Please, den z.B. Border Collies und auch Labradore haben, fehlt ihm völlig.
Er gilt als schwer erziehbar, da er auf Grund seiner Selbstständigkeit und auch seiner hohen Intelligenz alles in Frage stellt, was er machen soll. Kadavergehorsam kann man also vergessen. Dieser Hund muss mit liebevoller Konsequenz aber niemals mit Gewalt und Druck erzogen werden, da er überdies auch sehr sensibel und unglaublich nachtragend ist.
Der Dalmatiner ist trotzdem ein sehr menschenbezogener Hund, der sein Rudel, insbesondere seine Hauptbezugsperson absolut in seiner Nähe braucht. Unsere beiden Hunde sind total auf mich fixiert, mein Mann rangiert hinter mir. Beide Hunde sind superverschmust und brauchen viel Nähe und Körperkontakt.
Könnte ich nicht von Zuhause aus arbeiten, würden wir uns diese Rasse nicht halten können, denn die Hunde leiden, wenn ihre Leute nicht da sind.
Außerdem gehört der Dalmatiner in der Gruppe der Jagdhunde zu den Bracken.
Mit einem Jagdtrieb muss man also rechnen, aber da die Hunde seit Jahrhunderten nicht mehr für die Jagd gezüchtet werden, ist dies nicht mehr so ausgeprägt, dass man das nicht mit einer vernünftigen Erziehung in den Griff bekommen könntet.
Ein Dalmatiner muss darüber auch unbedingt geistig ausgelastet sein. Sei es durch Denkspiele, z.B. solche aus Holz, spiele ich häufig mit ihnen, Nasenarbeit, Tricks, Unterordnung, Agility etc...zusätzlich zu den Renneinheiten täglich. Nach einer Stunde Agi schlafen unsere beiden ca. zwei Stunden, dann sind sie wieder total fit.
Nicht zu vergessen ist, dass der Dalmatiner einer speziellen Ernährung bedarf, da er häufig Enzymmangel hat, wodurch die Purine nicht abgebaut werden können, und der Hund Blasensteine bekommen kann.
Dalmatiner leiden häufig an Taubheit, Blindheit, Allergien und auch Hautproblemen, die durch falsche Ernährung hervorgerufen werden. Hier benötigt man also stets ein sehr hochwertiges Futter, am Besten für Allergiker, denn man sieht jeden Ernährungsfehler im Fell als gelbe Flecken... Daher werden die meisten Dalmis, die ich kenne, gebarft.
Dalmatiner sind keine nervösen Hunde, wenn sie richtig ausgelastet werden.
Sie sind zwar lebendig, aber wer will schon einen Phlegmatiker als Hund?
Auch sind sie keine aggressiven Kläffer, außer man trainiert sie darauf, bzw. lastet sie nicht rassespezifisch aus. Sie sind sehr wachsam, da in ihnen auch ein Schutzhund steckt, der die Kutsche und das Gepäck bewachen sollte. Sie sind von ihrem Wesen her prinzipiell sehr menschenfreundlich und neugierig.
Sollte der Dalmi nicht genug gefördert werden, kann sich dieser Schutztrieb krankhaft steigern, sodass z.B. niemand mehr das Grundstück betreten darf. (Alles schon vorgekommen.)
Dalmatiner finde ich schwer kombinierbar mit anderen Rassen, da wenige Rassen ein ähnliches Temperament haben, bzw. mit dem Temperament des Dalmis umgehen können. Unsere beiden harmonieren gut mit Retrievern, da diese sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen. Oder auch mit Terriern klappt es gut, da sie ein ähnliches Feuer haben.
Typische Kleinhunderassen nehmen unsere Dalmis nicht ernst als Hund, und auch nicht als Spielpartner, da sie wissen, dass ihnen diese körperlich extrem unterlegenen Hunde nicht den Spielspass bieten können, wie eben ein Dalmi oder zumindest ein grösserer Hund. Sie ignorieren diese Hunde quasi...
Man muss auch bedenken, dass Dalmatiner sehr körperbetont spielen: sie steigen hoch, wie zum Boxen, sie rennen sich aus dem Rennen heraus mit voller Wucht um, dem ist so ein kleiner Hund, wie ein Chi nicht gewachsen. Ich kenne auch einige Fälle, wo Dalmatiner aus Frust über ihren unpassend ausgesuchten Rudelpartner, z.B. Cavalier King Charles oder auch Zwergpudel, aggressiv diesen gegenüber wurden.
Wenn man noch keine Erfahrung in der Erziehung eines Dalmatiners hat, finde ich es auch bedenklich, sich einen Dalmi zu noch so kleinen Kindern dazuzuholen. Nicht, dass die Dalmis ihre Familie nicht lieben, aber wenn man dann Erziehungsfehler macht, und evtl. eine Rangordnungsproblemtik bekommt, wäre es nicht geschickt, da noch so kleine Zwerge dazwischen zu haben, die den Dickkopf noch überhaupt nicht in seine Schranken weisen können... :/
Da fällt mir noch ein: Dalmatiner haaren ganz furchtbar, also tägliches Saugen ist angesagt.
Das Klischee, dass Disney aufgebaut hat mit diesen hirnlosen Kinderfilmen, stimmt also überhaupt nicht.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass Dalmatiner für mich nicht in die VDH-Gruppe Begleithund gehören, sondern echte Arbeitshunde sind. Unser Hobby sind unsere Hunde, unsere freie Zeit gehört ganz ihnen, einfache Mitläufer zum Familienleben sind das niemals!
Mein Rat:
wenn Zweithund, dann aus derselben Liga, wie der Ersthund, sprich in eurem Fall noch ein Chi oder eine ähnliche Kleinhundrasse, ohne den Zwang sie arbeiten zu müssen, damit sie ausgelastet sind, also z.B. kein JRT etc..
Viel Glück bei der weiteren Entscheidungsfindung und der Suche!