Der Mensch und der Hund sind Lebewesen die in einem komplexen Sozialgefüge lebt. Das beinhaltet, dass Entscheidungen, so sehr sie sich auch wie die eigenen anfühlen, immer nur im Rahmen von Regeln und Grenzen getroffen werden können. Trifft man Entscheidungen, die sich nicht innerhalb dieser Regeln befinden, wird man es zu spüren bekommen. Andersrum sind Lebewesen, die in einem sozialen Gefüge leben, von diesen Regeln und Grenzen auch abhängig um sich sicher und wohl zu fühlen (Ausnahmen mag es geben. Nur ob die sich wirklich wohl fühlen?).
Meine Rosie trifft im normalen Alltag eigentlich alle Entscheidungen selbst, da ihre Entscheidungen in der Regel in den von mir gesetzten Rahmen bleiben. Sie tobt nicht durch die Bude, liegt die meiste Zeit (weil sie es möchte, nicht weil ich es verlange). Sie muss nicht dazu befehligt werden. Draußen kann sie einfach nicht ihre eigenen Entschedungen treffen, weil es einfach in die hiesige Umgebung und Umwelt nicht passt. Wäre das der Fall, würde sie sicher mindestens einmal am Tag eine Runde durch wildreiche Gebiete drehen und schauen, ob sie sich nicht ein zweites Abendessen organisieren kann. Dass ich das verbiete und sie es nicht darf, weil sie halt auch zu Hause genug Nahrung bekommt, sehe ich nicht als Gewalt.
Auf der anderen Seite habe ich hier den Gustav. Gustav hat sehr viel mehr Grenzen und Regeln zu befolgen im Haus wie Rosie. Ginge es nach ihm, würde er über Bänke und Stühle gehen, die Einrichtung neu dekorieren, alles als seins markieren und die Mädels piesacken und besteigen. Und natürlich alles melden was sich im Umkreis von 100 Metern um die Wohnung rum bewegt. Darauf habe ich und meine Nachbarn sicher auch, keine Lust. Also darf Gustav nur entscheiden, wo er gerade sein Schläfchen halten will, wann er trinkt und wann er ein wenig in der Wohnung umher geht. Draußen ist es bei dem kleinen Großmaul übrigens nichts anders.
Je mehr Grenzen er hat und damit halt anfangs auch Verbote, umso entspannter ist er, weil er weiß wie er sich innerhalb der Regeln zu verhalten hat und wie nicht.
Ich sehe das nicht als Gewalt, sondern ein ermöglichen einer stressfreien und entspannten Atmosphäre. In wie weit der Hund dazu eingeschränkt und daran erinnert werden muss, liegt am Hund.
Und nein. Ich frage meine Hunde nichts was die Grunderziehung angeht. Wenn ich will das er sitzt, dann frage ich ihn nicht, ich sage ihm er hat zu sitzen. Das ist ein Kommando, dass bitte auch umgesetzt wird. Wenn ich den Hund etwas frage, dann nur Dinge, die mit der Grunderziehung nichts zu tun habe. Willst du essen? Willst du schlafen gehen? sowas. Aber Sitz! bedeutet genau das. In welcher Tonlage ich es frage, ist auch situations und hundabhängig. Ich weiß auch, wann das Kommando für den jeweiligen Hund einfach nicht machbar ist. Rosie kann draußen in bestimmten Situationen nicht sitzen. Einfach nicht machbar. Da wird es auch nicht abgerufen. In anderen Situationen aber schon und da wird eine Umsetzung voraus gesetzt.
Bei mir gibt es nicht mehr viele Kommandos. Sitz und Steh und Komm her sind die, auf die ich bestehe. Alles andere ist Beiwerk das mir unwichtig ist.
Ich kenne Hunde, die mit Kommandos zubombadiert werden und sich nicht frei bewegen dürfen und noch nicht einmal irgendwie einen Millimeter am Hundehalter vorbei gucken dürfen. Da frage ich mich natürlich nach dem Sinn und denke dann, dass es wohl seinen Grund haben dürfte.
Aber Kommandos und das einhalten von vorbestimmten Grenzen (die der Hund kennt) sehe ich nicht als Gewalt am Hund.