Hallo!
@ wuschelwuschel:
Zitat
Cimberly hat Folgendes geschrieben:
Ich habe meine Diplomarbeit über Diensthunde bei der Polizei geschrieben. Und ich kann nur sagen, dass die meisten Leute gar keine Ahnung haben, was diese Hunde leisten müssen und warum diese Hunde nicht mit einer sanften Methode ausgebildet werden können!
Meinst du es ist dann Überhaupt ok, Hunde zu Schutzhunden auszubilden, wenn es nicht ohne "Unsanfte Methoden" geht?
Ich habe auch gedacht, es ginge ohne Zwang. Aber ich habe einsehen müssen, dass es leider nicht wirklich möglich ist. Wenn ich Zwang schreibe meine ich, hartes Durchgreifen. Wenn ich Starkzwang schreibe, dann meine ich zB Schläge mit allen möglich Hilfsmitteln, Strom, Stachel.
Ich finde Schutzhunde sehr wichtig für die Polizei. Ein Schutzhund kann bei einer Demo mit aggressiver Stimmung locker mal 10 Polizisten "ersetzen". Denn Gegner der Polizei gehen locker auf eine Kette Polizisten zu, aber niemals wagen sie sich an einen dieser Hunde heran. Schutzhunde haben eine extrem präventive Wirkung!
Auch für die Eigensicherung der Polizisten sind Hunde anabdingbar.
Es klingt zwar hart, aber ein Menschenleben zählt mehr als ein Hundeleben.. und lieber wird ein Hund in ein Haus mit wohlmöglich bewaffneten Tätern hineingeschickt, als das Leben eines Beamten zu riskieren.
Zitat
Cimberly hat Folgendes geschrieben:
Mein Ziel dieser Arbeit war, die verschiedenen Ausbildungsmethoden zu erklären und aufzuzeigen, dass auch mit einer sanfteren Ausbildung gute Leistungen erzielt werden können. Ich habe mich gegen Starkzwang wie Stachel oder Strom ausgesprochen. Es gibt sehr viele Hundeführer die ihren Hund ohne diese Hilfsmittel ausbilden.
also geht es auch ohne?
Cimberly hat Folgendes geschrieben:
Aber genauso gut gibt es noch sehr sehr viele andere Diensthundefüher, dessen Hunde anders gar nicht kontrollierbar wären. Das liegt aber an sehr vielen verschiedenen Faktoren.
Sollte man dann nicht erst diese "Faktoren" versuchen zu lösen um den Hund selbstsicherer und/oder Sehlisch stabiler zu machen?
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Es geht ohne Starkzwang! Aber es kommt darauf an, wie der Hund vom Wesen her ist. Diensthunde bei der Polizei, werden zu einem extrem selbstsicheren Verhalten erzogen. Sie werden zB trainiert, Schläge vom "Täter" einzustecken. Deshalb müssen sie auch relativ hart bestraft werden, wenn sie etwas falsch gemacht haben.
Das größte Problem liegt daran, dass viele Diensthunde von der Polizei aufgekauft werden. Meist werden sie vorher sportlich geführt und dann ab dem ersten Lebensjahr aufgekauft. Deshalb haben die Hundeführer oftmals keine starke Bindung zu den Hunden (am Anfang zumindest).
Die Hunde wechseln oftmals mehrmals den HF. Und jeder trainiert anders.
Starkzwang wird meistens angewendet, wenn der Hund nicht anders mehr kontrollierbar ist. Diese Unkrollierbarkeit kommt aber meistens von der mangelnden Bindung, durch Unkonsequenz und leider auch oft durch Faulheit und Unfähigkeit der HF. Würde eine Übung sauber und von Anfang an mit Konsequenz aufgebaut werden, ist Starkzwang meiner Meinung nach nicht nötig.
Mal ein selbsterlebtes Bsp.:
Ein HF hat einen Hund, der sehr hoch im Wehrtrieb steht. Allerdings hat er den Hund so übernommen und durch fehlende Konsequenz der früheren HF, hat der Hund sich teilweise angewöhnt selbst zu entscheiden.
Dieser Hund ist in jeden Scheintäter reingesprungen, ob flüchtig oder nicht und hat sich verbissen ( zur Erklärung: ein Diensthund darf sich nur in angreifende oder flüchtige Täter verbeissen, steht ein Täter nur da, hat er dies durch verbellen anzuzeigen)
Der Hund hat auf kein Aus oder sonstiges reagiert. Also wurde Strom verwendet, was ebenfalls nicht funktionierte (der Hund stand so hoch im Wehrtrieb,dass er das nichtmal gemerkt hat :kopfwand: )
Also wurde mit Stockschlägen auf die Schnauze gearbeitet. Für mich völlig unakzeptabel, aber für die HF erfolgversprechend, denn kurz darauf war der Hund wieder kontrollierbar.
Diese schlimmen Methoden sind leider keine Seltenheit. Zum Bsp wird leider auch immer noch das Zwangsapport mit Stachel gelehrt.
Aber es gibt auch andere HF! Nämlich solche die sich intensiv mit ihrem Hund beschäftigen, eine Bindung aufbauen und sich auch mal etwas länger Zeit für eine Übung nehmen. Meist haben diese HF die Hunde von kleinauf. Und da ist es wirklich ohne Starkzwang möglich!
Ich habe auch geglaubt, etwas mit meiner Diplomarbeit zu erreichen. Was ich geerntet habe ist allerdings eine Auszeichnung für die Arbeit, aber völlige Ablehnung von den führenden Diensthundeführern. Solange in der Führung, solche alten und oft völlig unsinnigen Methoden angewendet werden und gelehrt werden, hab ich da keine Chance etwas zu ändern.
Man muss sich ja als Polizist für eine Stelle bei den Diensthundeführern bewerben. Die wollen gar keine Leute, die soviel über das Wesen des Hundes wissen. Die haben lieber Leute dabei, die sie in einem mehrwöchigem Lehrgang anlehren können. Und diese Leute übernehmen natürlich diese Methoden, weil sie gar nicht wissen, wie sie mit einem, ihnen zugeteilten Hund, umgehen sollen.
Ändern kann sich das nur, wenn erfahrene Diensthundeführer ihren eigenen Weg gehen und versuchen ohne Zwang bzw Starkzwang auszukommen. Und davon gibt es zum Glück einige! Und vielleicht kommt auch einer dieser Leute mal an die Führung und gibt seine Erfahrungen weiter. Dann kann sich alles verbessern. Aber leider werde ich da keine Chance haben, weil sie mich ja gar nicht nehmen würden.
Was ich natürlich immer noch versuchen werde, ist die duale Verwendung abzuschaffen. Dh heute ist es in einigen Bundesländern noch so, dass alle Diensthunde erst Schutzhunde sein müssen, um dann eine Spezialausbilung machen zu können (also zB Sprengstoff, Fährten, oder Rauschgifthund). Denn diese Spezialausbildungen werden nämlich fast ausschließlich über den Beutetrieb trainiert und das geht auch ohne Zwang!
Achso: Ein Diensthund ist im Durchschnitt bis zum Lebensalter von 6-9 im Dienst. Da diese Hunde einer sehr großen körperlichen Belastung ausgesetzt sind, haben die meisten Hunde schon früh gesundheitliche Probleme und werden dann in den wohlverdienten Ruhestand geschickt.