Hallo Chandrocharly,
ich denke nicht, dass Du versagt hast -- oft sagt einem das eigene Gefühl. wie man richtig handelt.
Ich habe das hier noch nie geschrieben, willl es aber jetzt sagen, um Dir Mut zu machen. Unser Sammy war ein Abgabehund, da er Besitzer und dessen Tochter gebissen hat. Was da vorgefallen ist, war dem Tierheim nicht bekannt, aber wir haben schnell gemerkt, dass Sammy panische Angst vor Füßen hat und sich generell nicht gerne anfassen liess. Das war anfangs unglaublich frustrierend. Ich hatte ih lieb, wollte ihn streicheln und er fing an zu knurren, wenn man ihm nahe kam. Streicheln ging nur, wenn er denn mal selbst kam (anfangs höchstens einmal pro Woche). Dazu kamen dann noch Dinge wie extremer Futterneid (inwischen fast im Griff) und Aggressivität gegen fremde Menschen (ohne die Möglichkeit ein Muster auszumachen).
Ich und auch mein Mann haben einiges an Hundeerfahrunrung (ich mit Cockern und Pointern, mein Mann mit Doggen, Samoyeden, Huskies und Neufis), aber keiner von uns hatte so was wie Sammy je erlebt. Mein Mann ist eher der rustikale Typ und hat als Sammy ihn in einer Futterneid-Situation bedrohte dagegen gehalten so nach dem Motto, man darf es ihm nicht durchgehen lassen. Sammy hat ihm daraufhin die Hand bis auf den Knochen durchgebissen, da er als eher mutiger Charakter nach vorne geht, wenn er sich bedrängt fühlt. Ich habe eine Woche lang praktisch nur geheult und war soweit, Sammy wieder ins Tierheim zu geben, weil ich Angst hatte, dass mein Mann ihm das nie verzeiht. Als ich es dann ausgesprochen habe, hat mein Mann wunderbar reagiert. Er hat gesagt, dass könne er weder dem Hund noch mir antun. Obwohl ich es war, die Sammy unbedingt wollte, war es immer mein Mann, der für ihn die absolue Nummer 1 war, aber es gibt Situationen, da ist er für niemanden ansprechbar.
Ich war so froh. dass mein Mann seinen Groll überwunden hat und bereit war, weiter mit Sammy zu arbeiten. Der Vorfall hat mich bestätigt, dass man es nicht mit einem Hund auf eine körperliche Machtprobe ankommen lassen darf. Mich hat Sammy einmal im Spiel, völlig unvorbereitet wie ein wilder in die Hände gebissen. Ich habe wie Du völlig still gehalten und danach nur -- sein Grundgehorsam ist glücklicherweise inzwiischen perfekt -- gesagt: "Schaff dich ab in Deinen Sessel und lass Dich nicht mehr blicken" Er ist ins Schlafzimmer zu seinem Sessel getrottet und da geblieben bis ich ihn zum nächsten Gassi-Gang gerufen habe.
Ein schneller Schlag in so einer Situation kann sicher wirksam sein, das hängt aber extrem vom Charakter des Hundes ab. Wenn Du nur die vage Vermutung hast, dass Du bei so einer Auseinandersetzung den kürzeren ziehen könntest, lass es! Hunde, die mit Beißen einmal Erfolg haben, manifestieren das Verhalten und wenn die Gefahr besteht, dass ein Hund bei einer körperlichen Auseinandersetzung die Oberhand behält, hat man verloren.
Wenn Dir Dein Gefühl gesagt hat, still zu halten und ein wenig weiterzubürsten, war das vermutlich richtig. Ich kenne Charly nicht und kann deshalb natürlich nichts wirklich hilfreiches beitragen, aber nachdem ich gesehen habe, dass sogar mein Mann von immerhin 120 Kilo vor unserem wütenden Cocker zurückgeschreckt ist -- Zähne tun weh -- denke ich, Du hast Dich richtig verhalten und dazu beigetragen, dass die Situation nicht eskaliert.
Ich habe mit Sammy gelernt, ebenfalls situationsbezogen zu reagieren, Wenn er auf der Straße irgendwelchen Dreck wie benutzte Tempo-Taschentücher aufklaubt, kann ich ihm die auch mit sanfter Gewalt aus dem Maul zerren, würde ich das mit "ihm zustehenden" Futter, wie Ochsenziemern und getrockneter Lunge versuchen, könnte ich schon mal meinen Hausarzt fragen, ob er Tetanus-Impfstoff da hat. In den Situationen kann ich Sam nur abrufen und die Beute gegen etwas anderes tauschen -- ich kannte das vorher nicht und es macht mich manchmal traurig, aber ich bin auch bereit, einem "Hund mit Vergangenheit" gerecht zu werden. Wenn Sammy sieht, dass man die Füße schnell bewegt, haut er ab, fühlt er sich in so einer Situation in die Enge getrieben, etwa, weil er in einer Ecke liegt, schnappt er zu. Ich betrachte es da schon als Erfolg. dass er nicht mehr beisst, sondern nur knurrend auf die Füße zustürmt und dann in den Beschwichtigungsmodus wechselt. Allein, dass er Füße als Bedrohung empfindet, sagt genug darüber aus, was er bei seinem Vorbesitzer erleben musste.
Lass Dich nicht von Postern beeindrucken, die sagen, man dürfe sich nicht von seinem Hund anknurren lassen. Wie ich schon mal geschrieben habe, sind das interessanterweise immer die Leute, die nie mit einem (angst)aggressiven Hund zu tun hatten. Wie ich einen Hund mit intakter Beißhemming körperlich diszipliniere weiß ich selbst, obwohl ich es nie getan habe, aber die Antwort, wie man mit einem Hund umzugehen hat, der gelernt hat, seine Zähne zu benutzen, bleiben die Alphawurf- und Schnauzengrff-Vertreter ja leider immer schuldig. Zumindest darkshadow gibt ja zumindest zu, dass er sich eben aus diesen Gründen keinen älteren großen Hund aus dem Tierschutz holen würde
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Liebe Grüße und verlier nicht den Mut
Andrea