Icvh weiß nicht genau, ob unser Sammy so ein Hund ist, glaube aber schon. Wir sind -- wissen wir erst seit einem Monat -- nicht die zweiten, sondern die dritten Besitzer. Die ersten haben wahrscheinlich viele Anfängerfehler gemacht, ihn nicht erzogen, den Kindern nicht beigebracht, dass der Hund kein Spielzeug ist usw. Fazit: er hat nach dem Kind geschnappt und wurde dann an Bekannte weitervermittelt. Die haben versucht, den 9-Monate alten Proleten mit Gewalt zu disziplinieren, nach seinem Angstverhalten vermutete ich Fußtritte (inzwischen bestätigt) und Schläge auf den Kopf. Als er da die 19-jährige Tochter ins Gesicht gebissen hat, kam er ins Tierheim, von wo wir ihn haben.
Sam legt großen Wert auf Individualdistanz, hasst Kinder, Radfahrer, Berührungen an der Stirn, schnelle Fußbewegungen und beißt -- für Außenstehende -- völlig unvorhersehbar zu. In der ersten Zeit als wir ihn hatten hat er mich zweimal gebissen, einmal die Hand bis auf den Knochen durch und das war beim Füttern. Als ich ihm dagegen eine verfilzte Stelle am Ohr weggeschnitten habe und dabei das Ohr erwischt hab, hat er sich nicht mal bewegt, nur leise gejault. Erst als mir sein Blut über die Hände lief hab ich gemerkt, dass ich da in Ohren schnitt, ich war tagelang fix und fertig.
Inzwischen können wir ihn lesen, womit das Zusammenleben sehr unproblematisch ist. Er ist halt kein Hund, dem man im Vorbeigehen mal über den Kopf streichelt und das erwarte ich auch nicht. Radfahrer toleriert er inzwischen, ohne Theater zu machen, Kinder nicht. In unübersichtlichen Gegenden wird er daher kurz geführt oder auch mal mit Maulkorb.
Starkzwang würde ihn nicht beeindrucken, das pusht ihn nur noch mehr. Zudem ist er absolut schussfest: Seine beiden Highlights im Jahr sind das hiesige Schützenfest und Sylvesterfeuerwerk, das wir beide gemeinsam vom Fenster aus beobachten. Laute Blaskapellen liebt er auch. Im Notfall kann ich ihn trotzdem mit Brüllen stoppen/irritieren, da ich das normalerweise nie mache (er ist ja nicht taub). Seelische Schäden befürchte ich bei einem Hund, neben dem man ein Backblech fallen lassen kann, eher nicht
Ich habe mit ihm von Anfang an sehr viel Impulskontrolle trainiert, einfach damit ich hier auch entspannt andere Menschen (Freunde, Putzfrau, Postbote) empfangen kann. Außerdem habe ich viel an seinem Futterneid gearbeitet, weil ich mir unter den Anfangsbedingungen sonst keinen Zweithund angeschafft hätte. An einen beliebigen Hundehalter könnte man ihn wahrscheinlich nicht vermitteln, da ist viel Management im Alltag angesagt -- hauptsächlich draußen. Während ich bei Snoopy auch mal ein Schwätzchen mit der Nachbarin halten und den Hund vergessen kann, ist das bei Sam nicht drin. Ich kann zwar verhindern, dass er ausflippt, aber dazu muss ich wirklich vorausschauend laufen und rechtzeitig reagieren.
LG Andrea