Bei meinem Roten ist es eine interessante Geschichte, die aber ohne die des Schwarzen nicht funktioniert. Ich wollte einen Cocker -- ich bin mit der Rasse aufgewachsen und liebe sie. Das passte ganz lange nicht, aber endlich waren die Gegebenheiten so, dass wir einen Hund nehmen konnten (Vermieter einverstanden, Lebenspartner selbständig und daher fast immer daheim). Ich wollte bewusst einen Cocker aus dem Tierschutz, weil die da meiner Erfahrung nach besonders leiden -- auch wenn ich dabei nicht die Sorte Cocker bekommen würde, die ich kenne: freundlich, draufgängerisch, lustig und verspielt.
Als wir mit der Suche anfingen, gab es im örtlichen Tierheim gleich zwei Cocker: Samiro und Snoopy. Der erste ein schwarzer angst-aggressiver Beschädigungsbeisser, der zweite einer dem man das Drohen verboten hatte und der angeblich ohne Vorwarnung zubiss, rot und mit roter Nase, sodass mein Freund ihn gleich als erzhässlich deklarierte. Konsequenz: Wir gingen mit dem Schwarzen spazieren und nahmen ihn ohne genauere Überlegung auf. Ja, er biss, und er hatte panische Angst vor plötzlichen Fußbewegungen -- ging aggressiv nach vorne, um sich dann zu trollen. Streicheln am Kopf war ein No-Go, generell wollte er nicht kuscheln und am liebsten wenig mit Menschen zu tun haben. Positiver Nebeneffekt: Er blieb problemlos auch 10 Stunden alleine, war vermutlich froh, dieses unberechenbare Menschenvolk endlich los zu sein. Ihn zurückzubringen kam nie in Frage, wer hätte so einen Hund nehmen sollen? Einmal hat er mir im ersten Jahr die Hand bis auf den Knochen durchgebissen. Dabei ist er wirklich clever, lustig und verspielt, man musste nur gewisse Grenzen beachten -- da haben wir viel lernen müssen.
Tja, und etwas über ein Jahr später bin ich auf der örtlichen Tierheimseite, und wen sehe ich da? Snoopy! Hat angeblich wieder gebissen. Ich zu meinem Freund: "Die Rotnase ist wieder da". Er mittelmäßig geschockt: "Ach, können wir uns ja mal ansehen". Wirklich Lust auf einen weiteren Problemfall hatte er nicht. Den wollte man mir dann im Tierheim nicht mal zum Spazieren gehen mitgeben. Zitat: "Den Hund gebe ich niemandem mit, den hab ich gerade soweit, dass ich ihn problemlos in den Auslauf bringen kann". Außerdem sei er komplett rüdenunverträglich. Ich wusste aber noch von Samiros Vermittlung, dass die beiden sich angeblich gut verstanden hätten und hab nicht locker gelassen. Ende vom Lied: Wir durften die beiden im Auslauf zusammenbringen und sie haben sich nach anfänglichem Beschnüffeln gepflegt ignoriert -- dem Tierpfleger fiel förmlich die Kinnlade runter
Nach weiteren zwei Wochen gemeinsamer Gassi-Gänge haben wir uns entschieden, Snoopy ebenfalls zu uns zu nehmen -- und das war das Beste, was wir machen konnten. Er ist alles, nur kein Beisser. Er hat eher Angst vor fremden Menschen und Hunden, weicht aber aus, statt nach vorne zu gehen. Meinem Freund und mir gegenüber ist er die größte Schmusebacke, lässt alles mit sich machen. Man kann ihn problemlos frei laufen lassen und sogar abrufen, wenn Vögel vor ihm aufflattern, er würde sich nie weiter als 50 Meter entfernen. Und das Beste: Durch seine Dauerkuschelei ist Samiro nun ebenfalls auf den Trichter gekommen. Seit ca. 4 Monaten kommt er bevorzugt zu Herrchen und will schmusen -- etwas, das er vorher nie gemacht hat.
LG Andrea