Hallo, liebe Dogforumer!
Ich möchte Euch meinen Leserbrief an die Redaktion von "Der Hund" nicht vorenthalten, denn erscheinen wird er mit ziemlicher Sicherheit nicht...
Liebe Redaktion!
"Ui,!", dachte ich, als ich das "Der Hund"-Heft am Kiosk sah, "ein Artikel über Barf? Bei dieser Zeitschrift ist er dann sicher neutral und objektiv!" Und schon war das Heft gekauft. Und die Enttäuschung umso größer. Eine Tierärztin, Frau Vennebusch schrieb den Artikel und so denkt der geneigte und zugleich naive durchschnittliche Hundehalter, das müsse dann aber Hand und Fuß haben. Und wer sich schon mit dem Gedanken getragen, hat, Trockenfutter den Rücken zuzukehren und auf Barf umzustellen, der wird sich nach Lektüre dieses Artikels sicher nicht mehr trauen! Zitate wie von Stiftung Warentest "Wer ausschließlich rohes Fleisch und Gemüse füttert, riskiert auf lange Sicht Mangelerscheinungen, wenn das Futter nicht richtig zusammengesetzt ist..." machen ja nicht gerade Mut. Und wenn die Ärztin dann auch noch zu dem Schluss kommt, dass man zwar gut zusammensetzen könnte, es aber unbedingt notwendig sei, sich einen Ernährungsplan von Experten zusammenstellen zu lassen und das dann auch noch 70 bis 80 Euro kostet, der läßt doch gleich die Finger davon und greift lieber zum "bewährten, sicheren Trockenfutter". Der Hinweis, dass viele Rationen mangelhaft seien, macht Glauben, kein Barfer sei überhaupt in der Lage ohne fachmännischen Rat seinen Hund vernünftig roh zu ernähren.
Wer sich aber mal die kleine Arbeit macht und auf Frau Vennebuschs Homepage schaut, der sieht, dass sie als PR-Beraterin für Firmen wie BASF, Boehringer und Bayer arbeitet und in den Referenzen Lobschreiben von Masterfoods zu finden sind, der bekanntermaßen Millionenumsätze mit Fertigfuttter macht. Da braucht es keine große Fantasie zu begreifen, dass sich Frau Vennebusch mit einemPlädoyer für Barf um finanzstarke Auftraggeber bringen würde. Welche Fertigfutterfirma würde schon eine PR-Beraterin engagieren, die sich für eine Fütterungsart einsetzt, die Umsatzeinbußen für TroFu-Hersteller und Pharmfirmen verursachen wurde? Die Pharmafirmen verdienen an den Folgen von Trofu ja auch nicht schlecht, denn mal ehrlich - an gesunden Hunden verdienen weder Tierärzte noch Futtermittelhersteller! Wie schön die beiden Sparten Hand in Hand arbeiten läßt sich ja im heftig umstrittenen, für mich aber augenöffnenden Buch "Katzen würden Mäuse kaufen" von Hans-Ulrich Grimm nachlesen.
Und was so richtig merkwürdig ist: Ich kenne so viele Barfer und meine sechs Hunde werden auch seit Jahren gebarft und keiner dieser Hund weist Mangelerscheinungen oder Krankheiten auf, vor denen in dem Artikel so gewarnt wird. Und keiner der Hundehalter hat sich je einen Speiseplan gegen Gebühr erstellen lassen, sondern sich ein Wissen angelesen, erfragt, erprobt und dann eine gute Routine bekommen. Im Gegenteil: gebarft aufgezogene Welpen wachsen langsamer und gleichmäßiger, während ich immer wieder bestürzt bin, in welchem Tempo trocken gefütterte Welpen in die Höhe schießen und wie schnell sie Probleme bekommen. Den Besitzern fällt das nicht gleich auf, denn auf der Packung steht ja "wächst langsam..." und wenn das draufsteht und das Futter nur recht teuer und der Sack recht bunt war, dann wird das Hirn schnell abgeschaltet. Auch die erwachsenen, gebarften Hunde weigern sich strikt, Würmer oder Mängel aufzuweisen, auch wenn sie das Fleisch direkt vom Metzger bekommen und es noch keine drei Stunden vorher "Muh" machte... Wie haben es nur die Wölfe und Wildhunde geschafft, ihr Futter immer erstmal eine Woche einzufrieren, damit sie keine Würmer bekommen...? Und wie machen die das nur, zu überleben, ohne sich einen Futterplan zusammenstellen zu lassen? Wahrlich ein Rätsel der Tierwelt...
Würde ein Kinderarzt einer Mutter, die ihm erklärt, sie möchte ihr Kind mit frischer Kost versorgen, sagen "Verehrte, gnädige Frau, ihr Vorhaben ehrt sie, aber ich kann sie nur warnen! Wenn sie nicht mindestens einmal pro Woche in ein Schnellrestaurant gehen, regelmäßig eingeschweißte, lange haltbare Fertigprodukte anbieten, künstliche Vitamine zusetzen und immer eine Auswahl an Knurr- und Meggi-Fax-Produkten im Haus haben, dann wird ihr Kind sicherlich Mangelerscheinungen aufweisen!", dann wäre schnell die Ärztekammer informiert und der Arzt überprüft, welche Drogen und wieviele davon er einnimmt, um so einen Unsinn zu empfehlen. Sagt aber ein Tierarzt so etwas, gilt er als kompetent...
In Ihrer Zeitschrift sind allein in dieser Ausgabe mindestens acht größere und kleinere Anzeigen von Firmen, die ihr Geld unter anderem mit Fertigfutter verdienen, erschienen. Klar, dass es sich der Verlag auch nicht leisten kann, es sich mit diesen Kunden zu verderben, in dem er einen Artikel bringt, der zum Beispiel auch, nur um der Ausgeglichenheit Genüge zu tragen, mal barf-erfahrene Hundler oder Tierärzte zu Wort kommen läßt. Unterm Strich hält man sich also "pseudoneutral" "Na ja, Barf ist nicht besser oder schlechter als Fertignahrung". Damit scheint die Redaktion auf den ersten Blick neutral, wäscht ihre Hände aber nur in Unschuld und stützt alles miesepetrige auf Aussagen honoriger "Fachleute, die es ja wissen müssen". Und was macht der Leser? Greift lieber doch wieder zum Futtersack, vertraut den studierten Weißkitteln und schaltet den gesunden Menschenverstand ab und übersieht sofort, wieviel in einer durchschnittlichen Tierarztpraxis mit Fertigfutter dazuverdient wird. Klar, es gibt mangelhaft ernährte Barf-Hunde! Und klar, es gibt hunderttausende fertiggefütterte Hunde, die mit Zivilisationskrankheiten in die Praxen kommen, die sie genauso bekommen wie ihre mit Fertigpizza und Dosengemüse ernährten Frauchen und Herrchen... Aber von diesen Hunden ist in dem Artikel nicht mal ansatzweise die Rede. Um wirklich neutral zu sein, müßte die Redaktion nun eigentlich einen Artikel "Fertigfutter unter der Lupe" in Auftrag geben und da dann erfahrene Barfer-Fachleute inkl. Trockenfuttergegner wie Herrn Grimm zu Wort kommen lassen. Aber diesen Mut wird die Redaktion nicht haben. Und hätte ich "Der Hund" nicht schon längst abbestellt, ich würde es jetzt sicher tun.
Na dann, ich freue mich auf Ihre Reaktion (halt ich für wahrscheinlich) und den "Gegen-Artikel" (halte ich für so wahrscheinlich wie die baldige Verheiratung des Papstes)
Freundliche, aber enttäuschte Grüße von
Franziska Feldsieper
Edit: Werbung entfernt.