...weitere Optionen sind kaum mehr denkbar
Aber mal von vorne:
Wir haben Sam bekommen als er knapp 6 Monate alt war. Vor uns hatte er bereits 2-3 Besitzer (wurde hin und her geschoben). Als kleiner Welpe war er im Tierschutz. Wo genau er herkommt habe ich nicht rausfinden können. 'Verkauft' wurde er uns als Appenzeller/Collie-Mix. Wahrscheinlicher (Größe, Farbe u. Charakter) ist jedoch ein Hovawart; vielleicht mit Beauceron oder so.
Außer Sitz hat Sam nichts gekonnt. Wir haben ihm innerhalb kürzester Zeit einiges beigebracht und auch in der Hundeschule mit ihm gearbeitet. Die erste Hundeschule war leider ein Fehlgriff; bis wir eine gute gefunden hatten, war er bereits 1 Jahr und 3 Monate alt und gewisse Eigenschaften hatten bereits angefangen, sich zu verfestigen:
- an der Leine brüllen wie verrückt
- fahrenden Gegenständen hinterherrennen
- er wollte immer im Mittelpunkt stehen, hat sich dazwischen gedrängt usw.
- hat fremde Menschen angeknurrt (insbesondere auch im Garten, wenn jmd. vorbei gelaufen ist)
Wir haben immer versucht, dagegen zu arbeiten. Haben an unserer Konsequenz gearbeitet. Aber die Spirale hat sich immer weiter abwärts gedreht.
Wenn wir Besuch bekommen haben, dann wollte er sich auch in den Mittelpunkt drängen, vom Besuch gestreichelt werden, Leckerli erhalten. Allerdings war er dann so hinterhältig, dass er bei einer falschen Bewegung des Besuchs diesen angebellt und angesprungen (ganz und gar nicht freudig) hat. Also haben wir eingeführt, dass er komplett ignoriert werden muss. So lief es eine ganze Weile stabil, wurde aber auch nicht wirklich besser. Wir haben Einzelstunden bei einer Trainerin (von der HuSchu) genommen und parallel aber auch am Basic-Kurs und am THS-/Agility-Kurs der HuSchu teilgenommen.
So, dann kam unsere Tochter. Zunächst wollte er sie ganz gerne fressen; hat sich aber innerhalb einer Woche super an sie gewöhnt. Allerdings hat sich sein Verhalten gegenüber Menschen verschlechtert. Jetzt nicht mehr nur in der Wohnung, sondern auch im näheren Umkreis davon (territoriales Verhalten). Alles und jeder wurde angebrüllt. Und dann kam der erste Vorfall. Wir waren beide krank, hatten Fieber. Hund muss ja trotzdem raus. Dummerweise hat direkt vor unserer Wohnungstür jemand in gebückter Haltung geputzt. Sam hat die Frau in den Arm geschnappt, sie wurde verletzt (hatte von einem Zahn einen Abdruck). Menschliches Versagen unsererseits (Tür hätte nicht aufgemacht werden dürfen, bevor Hund angeleint). Das war im Januar 2009.
Wir sind im April 2009 umgezogen - ländlicher und in ein Einfamilienhaus. Zunächst hatten wir hier leider keine Hundeschule, weil es hier nichts gescheites gibt bzw. wir von nichts wussten. Sam hat also wunderbar sein territoriales Verhalten ausbauen können. Schließlich musste er ja jetzt ein ganzes Haus mit Grundstück bewachen. Uns wurde dann von einer Bekannten jmd. empfohlen, die nach Natural Dogmanship arbeitet. Klang zunächst gut, hat uns aber nicht wirklich weiter gebracht. Da er bis dato nur im engeren Umkreises des Hauses bzw. wenn Besuch zu uns kam Probleme machte, durfte er beim Gassigehen auch noch frei laufen bzw. wir haben ihn angeleint, wenn jmd. kam. Im November 2009 waren wir mit 2 weiteren Hunden auf einem Feldweg Gassi, alle Hunde ohne Leine. Aus weiter Entfernung kam ein Mann entgegen, Sam sieht ihn als erster, rennt auf ihn zu und beißt ihn in den Arm (Mann hatte sich weggedreht und somit ist die Wunde auch aufgerissen), umkreist und bellt ihn an.
Seitdem läuft er nur noch mit Maulkorb und an der kurzen bzw. an der Schleppleine, die wir allerdings in der Hand haben. Von unserer alten Hundetrainerin wurde uns daraufhin Thomas Baumann empfohlen. Leider ist dieser zu weit weg, aber ich habe 45km von uns entfernt eine HuSchu gefunden, deren 2 Trainer 'Baumannsche Lizenzen' besitzen. Bei denen sind wir seit November/Dezember, haben Einzelstunden, aber auch Gruppen-La-Ko-Ko. Ich finde die beiden Trainer wirklich sehr gut und es sind gaaaaaaaaaaaaaaaanz leichte Fortschritte zu sehen gewesen. Wirklich nur minimale, aber immerhin. Dummerweise wurde er jetzt vor kurzem selbst von einem anderen (Schäfer-)Hund in Hinterteil gebisssen und seitdem tobt er wieder wie wild hier in der näheren Umgebung und vor allem vor dem Haus, in dem der Hund wohnt.
Wir sind von dem Mann nicht angezeigt worden, aber er hat seinen Fall nun vor ein paar Wochen der zuständigen Amtstierärztin geschildert und diese war dann auch bei uns. Der Fall wird zunächst nicht weiter verfolgt, weil wir ja entsprechende Maßnahmen ergriffen haben, aber sie hat uns dennoch ans Herz gelegt, uns zu überlegen, ob es nicht besser wäre, Sam einschläfern zu lassen, da er - wie sie es nannte - eine tickende Zeitbombe sei.
Jetzt sitz ich wieder hier und habe Tränen in den Augen. Es ist wirklich furchtbar schwer für mich/uns, da die richtige Entscheidung zu treffen, da wir Sam ja auch ganz anders kennen. Er ist zu den 5 Leuten, die er mag, ein sooooo lieber Hund. Total verschmust, überhaupt nicht aggressiv, verteidigt weder Spielzeug noch Futter. Uns so ist er zu allen, die keine Angst/Schwäche zeigen und die er daraufhin akzeptiert.
Allerdings muss ich auch weiterdenken. Unsere Tochter wird älter/größer, kann irgendwann eigenständig Türen öffnen oder will mal Besuch empfangen. Das geht alles nicht. Es darf uns kein weiterer Fehler mehr unterlaufen. Oder wenn ich daran denke, wenn ein weiteres Kind kommt. Bei E. hatte ich noch alle Hände frei, aber bei einem weiteren Kind wäre das nicht mehr der Fall. Urlaub? Geht nicht, wem sollte ich denn den Hund in dieser Zeit geben? Aber wem könnten wir diesen Hund generell geben? Ich kann ihn unmöglich an jemanden vermitteln, der Kinder hat. Hundeerfahren müsste er obendrein sein...
Eigentlich ist er ein sehr unsicherer Hund, der Angriff als die beste Verteidigung ansieht. Er spricht uns die Führungsposition ab, kann es selbst aber nicht regeln. Ich fühle mich, als hätten wir auf ganzer Linie versagt, als hätte sich ein Fehler nach dem anderen eingeschlichen. Und ich glaube, dass er mit uns aus dieser abwärstgerichteten Spiralen nicht mehr rauskommt. Dafür haben wir ihm wohl schon zu oft gezeigt, dass wir die Führungsposition nicht einnehmen können
Sorry, ist jetzt echt ziemlich lang geworden und ich danke schon mal jedem, der bis hierhin durchgehalten hat
Input erwünscht
P.S. seine ersten 6 Monate sind leider etwas undurchsichtig...