@RafiLe1985 - Du sprichst mir aus der Seele. In meiner Kindheit gab es - dem Geldbeutel gehorchend - ein recht kohlehydratlastiges Essen: Kartoffeln, Nudeln, Griesbrei, Brot, Brötchenauflauf aus den Resten, Arme Ritter, Pfannkuchen.... alles was halt preiswert und sättigend war. Für Papa evtl. ein Stück Wurst, Fleisch als Frikadellen einmal die Woche, am Sonntag einen Braten, freitags fürchterlichen Eintopf (mit Bauchspeck oder sowas)....
Manches davon habe ich geliebt, einiges gehasst. Als ich dann auszog, hatte ich zunächst keine Kochmöglichkeit. Also auswärts essen (auf die Dauer zu teuer) oder Brot mit Wurst oder Käse - oder Kuchen oder sowas. Lieferservice gab es zu der Zeit noch nicht so weit verbreitet.
Ich war nie schlank... aber unmerklich kam Pfund um Pfund dazu.... Dann mal eine Zeitlang Diät - wieder in 42/44 gepasst - und wieder kontinuierlich Pfund für Pfund zurück erobert. Wenn irgend etwas nicht ok war: Ein leckeres Essen war immer ein Trost, eine Belohnung. Und lecker bedeutete bei mir meist: kohlehydratlastig und süss (also Pfannkuchen, Gebäck, Griesbrei mit Obst usw.), später auch kohlehydratlastig und herzhaft (Kässpätzle, Semmelknödel usw.).
Darauf verzichten? Das ging immer nur kurzfristig, weil immer irgend etwas nicht ok war. Mal gab es Stress im Job, mal in der Beziehung, mal in der Familie....
Ich habe mit der Zeit viel Spass am Kochen entwickelt - auch am "vernünftigen" Kochen. Aber das ist ja oft zeitaufwändig - und Zeit war immer knapp. Also gab es wieder Nudeln mit Sosse oder so.... ist ja auch lecker und einfach und schnell. Und wenn ein paar Pfunde gepurzelt waren, hatte man sich ja bewiesen, dass es geht. Also konnte man doch mal wieder....
Ich glaube, bei mir hat es wirklich erst durch den gesundheitlichen Aspekt "klick" gemacht. Ich bin fest entschlossen, nicht mehr in die alten Muster zu fallen - und ich glaube auch, das wird klappen. Denn ich mache ja keine Diät und habe keinen Hunger, sondern lerne neue Dinge kennen, die lecker sind und auch meine Geschmacksnerven nicht beleidigen. Die Portionen sind nicht lächerlich klein, sondern füllen den Teller und den Magen.
Schon jetzt - nach nur wenigen Monaten - stelle ich fest, dass ich manche Dinge inzwischen widerlich süss finde und auch Schokolade mit 85 % Kakaoanteil meine Lust auf Schokolade stillt (ich bringe davon auch nur ein kleines Stück auf einmal herunter - lasse es im Mund zergehen und habe relativ lange den Geschmack.... das zweite Stück schmeckt schon nicht mehr).
Es gibt immer mal zwischendurch auch "normales" Essen - auch mal ein paniertes Schnitzel oder ein paar Pommes frites - aber eben nur ein paar. Die ganze Portion könnte ich schon nicht mehr essen. Auch Kuchen ist nicht tabu - ich lasse halt die frischen, lauwarmen Hefeschnecken oder Kreppel aussen vor und nehme lieber die Quark-Himbeertorte - und nicht jeden Tag....
Das ist für mich nun der richtige Weg - meine Belohnung ist, dass ich keine zusätzlichen Medikamente benötige und meine Zuckerwerte dennoch im Rahmen sind. Und dazu kommt, dass ich inzwischen schon wieder in ein paar meiner alten Hosen passe.... Nächstes Ziel: Ein Tanztrainingsrock, der noch arg in der Taille kneift....
Gruss
Gudrun