Darum geht es nicht, ich meine hier nicht die Chef-im-Ring-Geschichten (ich glaube auch nicht an die Dominanztheorie, mMn gibt es nur lineare Dominanz).
Ich meinte eher Situationen wie die hier (habe ich im verlinkten Thread schon beschrieben, kopiere ich der Klarheit halber hierher):
wenn der Hund eine Hetze beginnt, beginnen bestimmte biochemische Abläufe in seinem Gehirn. Der Endorphinausstoss verdreieinhalbfacht sich, Adrenalin wird ins Blut gepumpt und der Eustress steigt auf einen maximalen Wert. Aus diesem Grunde ist es bei Hunden, die ein paarmal gejagt haben (nicht unbedingt bei 20 Sekunden, aber das kann schon bei 5 Minuten Jagdsequenz passieren) völlig unabhängig vom Wilderfolg in den meisten Fällen so, dass dann, wenn sie mal hinterm Hasen sind, keine Wurst, kein Spielzeug, aber auch keine Wurfdisc o.ä. mehr helfen. Die Wahrnehmung des Hundehirns ist in diesem Moment für alle Reize ausserhalb des Jagdobjekts stark eingeschränkt.
Ich muss den Hund aber nun mal abrufen können. Und das muss nicht nur gelegentlich, sondern immer sitzen, denn in jedem Jagdrevier sind Strassen und bei jeder Hetze wird der Hund etliche davon überqueren.
Ich kann im Gegensatz zum Nichtjäger kein Antijagdtraining machen und den Hund umkonditionieren, weil er eben genau das tun soll - hinter und mit Wild arbeiten. Aber eben jederzeit kontrollier- und abrufbar.
Aus diesem Grund brauche ich einen gewissen Grad an Zwang in der jagdlichen Ausbildung.
Es gibt die verschiedensten Ansätze, zunehmend jetzt auch Clickerer, zu denen ich ja auch gehöre, aber es gibt noch niemanden (!), der einen hier einsetzbaren Hund ganz zwanglos ausgebildet hätte. Ich meine damit in der Tat alle mir bekannten Ausbilder deutschlandweit, auch hier bin ich (ähnlich wie beim Kupieren) schon seit fast 10 Jahren dabei, mich weiter- und fortzubilden, ich bin natürlich auch irgendwo damit aufgewachsen, bemühe mich aber eben vor allem, neue Ausbildungswege durchzutesten und auszuprobieren. Bisher sind aber gerade auf dem jagdlichen Sektor nur drei Clickerer, die einigermaßen gut vorankommen und auch sie schaffen das nicht ganz zwanglos.
So, und hier muss man nun ansetzen. EINE Art, wie ich den Hund zwingen kann, ist der Einsatz des Stachlers, wenn ich weiss, wie er eingesetzt werden muss.
Daher, als Antwort auf die Frage:
Zitat
Würdest Du es effektiv finden, wenn Dein Chef Dir so ein Ding umlegt, um Dich bei der Arbeit zu korrigieren, wenn Du etwas falsch machst?
das ist die falsche Frage. Ich wende ja keinen Zwang an, um den Lernprozess zu beschleunigen, ich wende Zwang dort an, wo das Gelernte wegen bestimmter Instinkte in bestimmten Situationen von biochemischen Reaktionen im Gehirn überlagert wird.
Ich würde dem Hund auch lieber anders erklären, dass er stehen bleiben muss, weil es Strassen usw gibt, Fakt ist aber, dass das eine ganz spezielle Situation ist, wo die ganz zwangslose Arbeit an Grenzen stösst...und bevor ich riskiere, dass der Hund überfahren, vom Keiler angegangen oder sonst was wird, wende ich lieber Zwang an, so wenig und kurz wie möglich, aber eben doch, wenn und solange ich keinen anderen Weg sehe.
edit:
damit das wirklich ummißverständlich ist: Ich wende Zwang erst an, wenn das Kommando in allen Situationen ausser der beschriebenen beherrscht wird - und niemals, bevor der Hund es nicht gelernt hat.