Das Thema ist ja nun schon eine Weile beendet, ich bin aber beim Lesen zufällig drauf gestossen...ich ziehs mal wieder hoch und hoffe, niemand hat was dagegen. Eigentlich bin ich wegen Ausbildungsfragen hier, vornehmlich wegen dem Clickern, aber dieses Thema ist eines, das mich seit vielen Jahren beschäftigt und wo ich was zu schreiben will - sorry für die Länge des Textes vorab, man merkt vielleicht, dass ich da ziemlich oft drüber grübele
Anlass ist die Frage, ob und wenn ja, warum Jagdhunde kupiert werden müssen und die Tatsache, dass die meisten Menschen sich eher nicht vorstellen können, dass das wirklich nötig sein soll...und da habe ich einen kleinen Erfahrungsbericht beizutragen.
Ich bin mir bewusst, dass die Frage, ob man Jagdhunde kupieren soll, eine der umstrittensten überhaupt ist – und das zu Recht, denn wo sonst, wenn nicht bei einem so schwer wiegenden Eingriff, muss man wirklich absolut sicher prüfen, ob das sein muss, warum man das macht, ob es wirklich einen Grund gibt, der es rechtfertigt, einen Hund um ein Teil seines Körpers zu berauben.
Es gibt da nichts zu beschönigen, das ist ein blutiger Eingriff und natürlich empfinden die Welpen dabei Schmerzen.
Und dennoch tue ich etwas, was man vor diesem Hintergrund bei erster Betrachtung eigentlich nicht tun kann – ich stehe dazu, dass ich das Kupieren bei jagdlich geführten Hunden als notwenig erachte, und das tue ich in dem Bewusstsein, dass die meisten Leute dann erst mal davon ausgehen, dass ich mindestens Tierquäler, wenn nicht gar Sadist sein muss.
Ich bin allerdings weder das eine noch das andere, nein, ich habe durchaus Gründe, warum ich das Kupieren befürworte, und nicht nur das, ich habe diese Gründe 1000mal hinterfragt, immer wieder geprüft, jedes Mal, wenn das Kupieren bei uns anstand, und egal, wie und wo ich überprüft habe, ich habe keine Alternative gefunden – und das, obwohl ich alles in Erwägung gezogen habe, was ich gefunden, gelesen, gehört, gesehen habe.
Ich will hier darum mal Einblick geben, welche Gründe meiner Meinung nach zwingend für das Kupieren sprechen – und ja, wenn es denn jemanden gibt, der das widerlegt und mir aufzeigt, wie man es vermeiden kann, dann wäre ich ziemlich glücklich, denn ich gehöre zu denen, die das Kupieren für unvermeidbar halten, aber es nicht gerne tun.
Der Hauptgrund, aus dem früher kupiert wurde – nämlich Gewohnheit und Vorstellung von Ästhetik, den kann ich für mich klar ablehnen. Ich finde ganz klar einen unkupierten Hund wesentlich schöner, aussagekräftiger, eleganter. Ich habe darüber hinaus auch immer schon gefunden, dass die Tatsache, dass ein Dobermann mit kupiertem Schwanz und Ohren gefährlicher aussieht, keine Rechtfertigung ist, zu kupieren – es gibt genug Auswahl an Rassen und Hundetypen, da kann jeder in irgendeiner Form fündig werden, ein Mastino sieht vielleicht auch so gefährlich aus und wem das alles nicht reicht, der soll sich aus Rassen seiner Wahl einen Mischling kaufen, aber nicht ein bereits geborenes genetisch geformtes Lebewesen im Nachhinein wie eine Knetpuppe gestalten.
Aber bei den Jagdhunden sieht die Sache etwas anders aus. Unbestritten ist es ein Vorurteil, das zu Recht besteht – die meisten Jäger wollen keine unkupierten Hunde, Gewohnheit ist ein starkes Kriterium und man stellt sich die Jagdhunde so vor, wie man sie immer schon kennt. Und das alleine ist für mich ganz sicher kein Grund, eine Lanze fürs Kupieren zu brechen.
Aber dann ist da eben ein Aspekt, den man nur bei Jagdhunden findet und auch da nur bei den 6 Rassen, bei denen das Kupieren noch erlaubt ist, namentlich Deutsch Kurzhaar, Deutsch Drahthaar, Deutsch Stichelhaar, Pudelpointer, Griffon und Kurzhaar-Weimaraner. Es ist die Gefahr einer Schwanzverletzung, die bei diesen Hunden gravierend ist und Folgen haben kann, die dem Hund jahrelang Leiden bereiten.
Wenn man dieses Argument hört, kommt meistens nicht zu Unrecht der Einwand, dass die wenigsten Hundehalter diese Erfahrung mit ihrem Hund machen müssen, wenn nicht der Schwanz durch einen Unfall verletzt wird (in der Tür eingeklemmt, Kind tritt drauf usw).
Das ist eher selten und lässt den Einwand der Verletzungsgefahr als Grund für das Kupieren paradox erscheinen.
Allerdings wird dabei ein wesentlicher Faktor außer acht gelassen – nämlich, dass die meisten Hunde in ihrem Leben niemals auch nur annähernd in die Situation kommen, in der sich die jagdlich geführten Hunde der genannten Rassen häufig verletzen (so sie denn nicht wildern).
Die Verletzungsgefahr für Jagdhunde tritt in erster Linie auf der Jagd auf und dort im Unterholz. Wenn ich einen Jagdhund habe, der überwiegend in einem Feldrevier oder einem Waldrevier mit viel Baumbewuchs und wenig Brombeeren geführt wird, werde ich vermutlich ähnliche Erfahrungen machen wie die meisten durchschnittlichen Hundebesitzer -. Ich habe einen langschwänzigen gesunden Hund.
Allerdings werden die reinen Feldreviere, die eine solche Jagdweise hergeben, immer seltener in Deutschland und gehen tendenziell eher ganz zurück. Das Niederwild verschwindet und die meisten Jagdreviere haben ihren Hauptanteil genau in dieser kritischen Zone, in Bewuchsbeständen, in die ein Spaziergänger mit Hund nie kommt, dort, wo sich Rehe und Schwarzwild hin zurückziehen, weil fast kein Licht hin dringt, weil dort abgesehen von eben Jägern niemand hinkommt, wo der Bewuchs so dicht ist, dass man als Mensch teilweise ohne Machete gar nicht oder nur krabbelnd voran kommt.
Genau dort liegt dann auch die Entstehung des Problemes begraben – und auch der vielen eher unverständliche Grund, warum manche Jagdhunderassen kupiert werden (Vorsteher) und andere nicht (Bracken).
Die Vorsteher, die wir hier in Deutschland führen, stammen allesamt vom Englischen Pointer ab, einem reinen Feldhund, der die für die Jagd so nützliche Fähigkeit des Suchens und Vorstehens beherrscht wie kein anderer Hund. Er ist, wenn man so will, der „Vater aller Vorsteher“. Allerdings hat sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts abgezeichnet, dass ein reiner Feldhund, der nur Feldsuche und Vorstehen anbietet, auf Dauer den Revieranforderungen nicht gerecht wird. Man suchte einen Hund, der nicht nur für die Jagd auf reinem flachem Feld einsetzbar war, sondern der auch im Wasser und im Wald arbeiten konnte, man suchte einen Hund, der nicht nur das Wild vor dem Schuss anzeigte, sondern auch danach gegebenenfalls seine Spur verfolgen, es fangen und bringen konnte. Also begannen die ersten Zuchtversuche, alle auf Grundlage des Pointers, um statt des ursprünglichen reinen Feldhundes einen vielseitig einsetzbaren Jagdhund, der dennoch auch noch vorstehen konnte, zu erzüchten, und so entstanden unsere heutigen Vorsteher.
Diese Hunde haben, wie vor über 100 Jahren geplant, viele Eigenschaften, die über die des Urvaters, des Pointers, hinausgehen, doch sie haben immer noch sein Such- und Vorstehverhalten - und seinen Körperbau, die langen Beine, den eher schlanken Bau, die hohe Aufrichtung, den eleganten Kopf und die sehr lange, dünne, nach hinten spitz zulaufende Rute, die typische Pointerrute, mit der der Pointer, der Wildwitterung hat, erregt pendelt und so dem Jäger schon anzeigt, dass er jetzt bald vorstehen wird.
Im Gegensatz dazu sind Bracken etwa seit annähernd 2000 Jahren rein für die Jagd in Dornen, für das Aufspüren und Hetzen des Wildes gezüchtet worden. Schon die Römer haben mit Vorfahren der Bracken gejagt, ebenso mit den Vorfahren der Terrier und Laufhunde, und so kommt es, dass diese Hunde annähernd perfektioniert sind im Körperbau für genau die Jagd in Waldteilen, die normalerweise nur das durch seine Schwarte geschützte Wildschwein unversehrt betritt. Sie sind kleiner als Vorstehhunde, wodurch sie flexibler sind und unter großen Hecken besser durchkommen. Sie sind gedrungener und kräftiger, muskulöser gebaut, gegen Widerstände auch fest verästelter Hecken. Und sie haben, was in der Geschichte der Bracken schon immer nachzuverfolgen ist, einen verglichen mit dem Schwanz des Vorstehers eher kurzen, viel dickeren Schwanz, der eben nicht so spitz zuläuft und bei Erregung dadurch nicht so ausgreifend peitscht.
Aus diesem Grunde sind auch kurzhaarige Jagdhunde, die eben keinen Pointer als Vorfahren haben, für die Jagd im Wald bestens ausgerüstet, während die eigentlich genetisch auf Feldjagd eingestellten Vorsteher in der genetisch kurzen Spanne von 100 Jahren nicht annähernd diesen Jagdbedingungen angepasst werden konnten.
Einige Züchter nun haben reagiert und durch Einkreuzung anderer Rassen versucht, das Defizit über das Haarkleid wieder auszugleichen. Erreicht wurden die langhaarigen Vorsteher, die durch die gerade zum Schwanzende hin besonders lange Schwanzbehaarung, die Fahne, in der Tat einen einigermaßen (wenn auch nur begrenzt) wirkungsvollen Schutz haben – sie reißen sich nicht selten ganze Haarbüschel ab, was natürlich auch zu blutenden Wunden führen kann, aber sie reißen sich nicht (oder vergleichsweise selten) Haut und Fleisch vom Schwanzknochen.
Allerdings haben diese Hunde durch die Einkreuzung der anderen Rassen eben auch Eigenschaften gewonnen oder verloren, die die kurz- bzw drahthaarigen Rassen noch haben. Damit ist das Dilemma der Jäger, die mit diesen für ihre Jagd optimalen Hunden jagen wollen, also nicht gelöst.
Wenn nun ein Hund, der einen nicht von einer „Fellfahne“ geschützten Schwanz hat, jagt, kann das sehr unterschiedlich verlaufen. Es stimmt wohl, dass es je nach Revier und Jagdart unkupierte Hunde gibt, denen lebenslang gar nichts passiert. Und es stimmt auch, dass es Hunde gibt, die im dichtesten Unterholz jagen und denen nichts passiert – es wird ja auch nicht jeder Hund, der eine Strasse überquert, überfahren. Im Gegenteil, wenn es nicht gerade eine Schnellstrasse oder Autobahn ist, passiert sehr häufig nichts.
Aber die meisten Hunde, die im Unterholz jagen, tun das eben nicht so, dass sie vorsichtig und geduckt durchklettern und dann, wenn sie irgendwo hängen bleiben, vorsichtig und bedächtig reagieren, wie das die menschlichen Jäger tun, wenn dieser Fall eintritt (denn auch als Mensch bleibt man hängen, mit Haaren, Händen, Füßen, ich kann ein Lied von singen).
Ein Hund, der weiß, dass in dem Untergehölz, in das er läuft, Wild oder wenigstens eine Wildfährte zu finden ist, der ist in Ekstase, er jagt ja und er bricht durch das Gehölz wie eine Dampflok, ohne Rücksicht auf Äste, Dornen, Zweige. Das ist nicht weiter tragisch, wenn es eine normale Hecke ist, wenn es dann aber Schwarzdorn ist, den man als Mensch ohne Hilfsmittel kaum durchdringen kann, dann ist die Verletzungsrate normalerweise recht hoch.
Der Hund verletzt sich dabei natürlich nicht nur am Schwanz, er reisst sich im Gesicht auf, an den Augenrändern, an den Ohren und Pfoten, an den Flanken. Meistens sind das, da die Dornen ja nicht unendlich lange sind, keine tiefen, aber öfters durch die Geschwindigkeit und Wucht, mit der der Hund durch die Hecke bricht, eben größerflächige und lange Kratzer oder Wunden und an besonders anfälligen Stellen wie den Ohrenrändern und dem Schwanz, wo die Widerstandsfläche klein ist und die Dornen nicht abprallen, und daher die Möglichkeit, sich zu verfangen, groß ist, sind die Verletzungen auch häufiger tief.
Nun ist das alles normalerweise nicht tragisch, Verletzungen im Behang bluten oft stark, sind aber, sofern gut desinfiziert, nach wenigen Tagen wieder abgeheilt.
Anders sieht das beim Schwanz aus. Auch kleine Wunden an der Schwanzspitze verheilen oft über Monate nicht, wer jemals eine solche Verletzung bei seinem Hund mitgemacht hat, weiß vielleicht, wovon ich rede. Der Hund kann ohne weiteres daran lecken und knabbern, aber viel schlimmer ist, dass der Schwanz als Hauptkommunikationsträger immer in Bewegung ist und aufgrund seiner langen spitz zulaufenden Beschaffenheit irgendwo in der Wohnung oder Umgebung immer wieder anschlägt, so dass Schwanzwunden oft über Monate jedes Mal, wenn knapp geschlossen, wieder aufgeschlagen werden. Man kann (muß) die Schwanzwunde natürlich verbinden, den Hund mit einem Schutz um den Hals daran hindern, daran zu knabbern, dennoch wird jeder heftigere Anstoß mit dem Schwanz wieder neue Blutungen und letztlich womöglich, je nach Grösse der Wunde wahrscheinlich, Entzündungen verursachen können, und wenn der Schwanz erst mal entzündet ist, ist die Wahrscheinlichkeit eines notwendigen operativen Eingriffs recht hoch.
Ich habe selbst nun schon einige Male solche Schwanzverletzungen mit erlebt und bisher nur bei langhaarigen Hunden, die durch ihr Fell einigermaßen geschützt waren. Im Normalfall ist das ein für die Hunde, die am Schwanz typischerweise sehr empfindlich sind, sehr schmerzhafter stark blutender Vorgang, in den mir bekannten Fällen war es nach einigen Wochen ausgestanden, weil das Fell jeweils verhindert hatte, dass Dornen oder Äste bis auf den Knochen vorgedrungen sind. Aber in meinem Bekanntenkreis mussten inzwischen schon 7 Hunde nachkupiert werden, weil die Schwanzentzündungen bis ins Rückenmark vorgedrungen waren, und den jeweiligen Entscheidungen gingen für die Hunde qualvolle Monate voraus. Ein Hund, ein Weimaranerrüde, hat die Entzündung im Rückenmark nicht überlebt.
Ich kann mir vorstellen, dass man diese meine Schilderungen möglicherweise für übertrieben hält und nicht glaubt, bis man es selbst gesehen hat. Wie schnell so eine Schwanzverletzung zustande kommt und wie gravierend das sein kann, wie lange das dauert, bis es wieder heilt und wie sehr ein Hund unter so einer anfangs eher kleinen Verletzung später leiden kann – all das hätte ich womöglich auch nicht geglaubt, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.
Aber ich habe es erlebt, ich habe die Hunde mit meinen eigenen Augen gesehen und seither weiß ich, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun will, um meinen Hunden so etwas zu ersparen. Ich jage mit ihnen, denn es sind Jagdhunde, wir züchten sie dafür, bilden sie aus und jagen ein Leben lang gemeinsam mit ihnen. Aber vor allem, wovor ich sie schützen kann, will ich das tun, und vor dieser Art der Schwanzverletzung sehe ich nur das Kupieren als Schutz.
Ich habe sehr lange nach Alternativen gesucht und nur 2 Ideen gefunden.
Die erste ist ein Schwanzschutz. Klingt lächerlich, wäre mir aber egal, wenn’s hilft. Ich dachte an irgendeine Schutzbefestigung, die man für die Dauer der Jagd am Hund befestigen könnte. Scheitert leider an der Umsetzung – ich weiß nicht, wo und wie man das befestigen sollte, so dass der Hund nicht behindert wird und nicht seinerseits mit dem Schwanzschutz hängen bleiben und nicht mehr weiterkommen kann, und ich weiß auch nicht, aus welchem Material das sein sollte, so dass es einerseits gegen Dornen schützt, die auch durch dickes Leder durchkommen und andererseits nicht so schwer ist, dass der Hund es nicht packt, und, wichtigstes Argument, ich habe keine Ahnung, wie man einem Hund plausibel machen soll, dass er den in jeder Hinsicht hinderlichen Schwanzschutz nicht nach spätenstens 4 Sekunden abmontieren will, wo er damit doch nur stark eingeschränkt laufen und sich nicht angemessen verständigen kann.
Sollte wer eine Idee eines Schwanzschutzes haben, die diese Probleme löst, ich würde – ernst gemeint – sofort für jeden meiner Hunde einen kaufen und fortan nie wieder ans Kupieren denken.
Die 2. Idee würde das Problem anders angehen, nämlich genetisch und die Hunde so züchten, dass die langen spitzen Pointerschwänze ähnlich der brackenartigen Ruten dicker und kürzer würden.
Das Problem gestaltet sich auf zweierlei Art, nämlich zum Einen die Dauer einer solchen Selektion. Es wird seit annähernd 100 Jahren nicht mehr auf die pointertypische Rute zurückgezüchtet und doch ist sie noch unverändert vorhanden. Die Entwicklung einer solchen einschneidenden Entwicklung, eines völlig neuen Rutentyps, braucht Dutzende von Generationen, wobei fraglich ist, ob man als Züchter, so man sich dieses Ziel setzt, nicht wie sooft in der Geschichte der Zucht letztlich etwas völlig anderes selektiert als das ursprünglich geplante.
Das zweite Problem liegt darin, dass ich mit den Hunden ja jagen will, sonst hätte ich das Problem mit der empfindlichen Rute ja gar nicht, und da ist eine solche rein auf die Rute bezogene Selektion über so viele Generationen hin schlicht kontraproduktiv – denn bis ich einen Hundetyp gewonnen habe, der die von mir gewünschte Rute hat, habe ich womöglich (sehr wahrscheinlich) die jagdlich erforderlichen Eigenschaften, wegen derer überhaupt Jagdhunde gezüchtet werden und die ich für die Jagd mit Hunden mit dieser Rute brauche, ebenfalls mit der ursprünglichen Rute verselektiert. Es ist ohnehin nicht einfach, diese Eigenschaften in der benötigten Weise zu erhalten, man züchtet ja nicht mit dem Reagenzglas – und wenn dann nun nur noch oder wenigstens primär unter Hunden ausgewählt werden soll, die eine bestimmte Rutenform haben und andere sinnvollerweise nach und nach ausselektiert werden, ist das Spektrum aus jagdlicher Sicht zur Zucht geeigneter Hunde stark eingeschränkt. Gerade in den ersten 10 Jahren einer solche Einschränkung, wenn die Mehrheit der Hunde noch die ursprünglichen Schwänze hat, wäre eine solche Einschränkung besonders gravierend für die Leistungszucht, da es dann Zufall ist, welche der wenigen kürzerschwänzigen Hunde in die Zucht kommen und ob die nun jagdlich brauchbar sind oder nicht.
Das Problem wird inzwischen europaweit diskutiert, nachdem sich in Skandinavien herausgestellt hat, dass über ein Drittel der jagdlich geführten Hunde der vorher kupierten Hunderassen nun im Erwachsenenalter nachkupiert werden müssen und eine entsprechende Untersuchungskommission den Regierungen die Wiedereinführung des Kupierens dringend empfohlen hat.
Ich habe bis heute keinen Weg gefunden, wie man das Kupieren vermeiden kann. Und ich würde es gerne vermeiden. Aber ich bin nicht bereit, den Preis dafür zu zahlen, dass bei jedem dritten Einsatz die Möglichkeit besteht, dass mein Hund sich so verletzt, dass er amputiert werden muss. Ich respektiere, dass jeder das Kupieren anders bewerten kann , aber wer sich in meine Position denkt, kann das vielleicht verstehen.
Ich kann damit leben, dass man mich in Foren oder Diskussionen als Tierquäler beschimpft. Aber wenn mein Hund über Monate Schmerzen leiden und eventuell sterben würde und ich hätte es verhindern können, damit könnte ich nicht gut leben.
Wer mir eine Alternative nennen kann, die den Hund schützt, der kann sicher sein, dass ich jede Alternative wählen würde. Aber solange ich keine sehe, werde ich weiter für das Kupieren bei jagdlich geführten Hunden der kurz- oder drahthaarigen Vorstehrassen bleiben, ganz egal, was irgendwo im Internet dann über mich gesagt wird. Ich habe mich lange und gründlich kundig gemacht, ich habe miterlebt, was passieren kann und das nicht nur einmal. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber ich habe einfach zu viele schlimme Fälle erlebt und kenne die Hintergründe und Statistiken, die belegen, dass das nicht nur Zufall war, und darum vertrete ich dann auch unpopuläre Meinungen und lasse mich abstempeln, wenn es sein muss – ich will meinen Hund schützen und tue dazu das, was ich für richtig halte, und bis mir jemand sagen kann, wie das anders geht, ist das das Kupieren.
Ich kann am Ende nur sagen, dass ich gerne darüber diskutiere und dass es mir ernst ist, ich will einen anderen Weg finden - ich wäre also wirklich froh, wenn sich hier jemand fände, der trotz oder wegen meiner Haltung auf eine Diskussion mit mir eingehen will, auch, wenn ich eigentlich zu der Gruppe gehöre, die eigentlich in solchen Diskussionen eher ungerne gesehen ist…ich würde trotzdem gerne darüber reden und habe immer noch Hoffnung, dass irgendwo in einer solchen Diskussion an irgendeiner Stelle vielleicht die zündende Idee für eine Alternative fällt.
Ich hoffe, ich habe mir nun nicht schon gleich zu Anfang mit Monsterbeiträgen und umstrittenen Meinungen meinen Ruf hier versaut...aber mir ist das Thema sehr wichtig, deshalb nochmal, sorry, die nächsten Beiträge werden kompakter, Ehrenwort.