Beiträge von dusaro

    Hallo Christine,


    Du brauchst doch nicht zu schreiben, dass eine Nachfrage nicht böse gemeint ist. Ich poste das doch hier, um mich der Diskussion zu stellen und es ist doch völlig klar, dass bei einem solchen Thema Nachfragen kommen.


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    Es ist möglich, eine Fehlverknüpfung auszuschließen, aber es ist nicht sicher, diese auszuschließen.


    Ich persönlich befürworte die Anwendung (vorausgesetzt, sie wäre legal möglich) nur ab einem Sachstand, der eine Fehlverknüpfung sicher ausschliessen kann.


    Es gibt im Internet eine nachlesbare Dissertation von Dr med vet Stichnoth, wo die Voraussetzungen für die Anwendung detailliert erklärt sind.


    Ich kann alle Fehlverknüpfungen ausschließen (in etwa wie ein wirklich professioneller Clickerer), aber natürlich sind daran hohe Anforderungen zu stellen. Man braucht nicht darüber zu diskutieren, dass die meisten der Anwender das nicht konnten.


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    Die Frage ist nicht böse gemeint, aber wie viele Situationen braucht es, bis man es beherrscht?


    Bis man es beherrscht, sollte man sich an einen Anwender halten, bei dem man den exakten Zeitpunkt lernt.


    Das Gerät ist verboten, von daher ist das jetzt ohnehin tabu - aber als Beispiel, ich führe jetzt seit 15 Jahren aktiv Jagdhunde und habe über diesen Zeitraum den Gebrauch bis zum Verbot miterlebt, hätte mir aber in den nächsten Jahren nicht selbst zugetraut, das zu versuchen.


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    Das verstehe ich nicht. Ich sehe die Gefahr einer Fehlverknüpfung nicht in der Ortung des Reizes, sondern in einem im Moment des Reizes stattfindenden Ereignis. Ich halte es für absolut unmöglich, alles ausschließen zu können.


    Das ist ja das Schwierige. Das Ereignis muss exakt, einfach exakt getimt sein.
    Der Hund muss in Inbegriff sein, zu hetzen, darf nicht zu weit in der Hetze sein (je nach Hund ist der Endorphingehalt dann so stark, dass er nicht mehr unterbrochen werden kann). Ich muss das Kommando klar geben, es darf nichts dazwischen treten, der Hund darf in diesem Moment eben auch wirklich nichts anderes wahrnehmen außer der Hetze bzw dem jagbaren Objekt.


    Wie gesagt, ich kenne Dutzende von Fällen, wo es bei professioneller Anwendung niemals einen Fehlgriff gab, wo es nie zu einer Fehlverknüpfung kam und wo es nach 2-3maliger Anwendung nie wieder einer Verwendung bedurfte.


    Ich kenne aber auch Hunderte von Fällen, wo stümperhaft gearbeitet wurde, wo der Hund alles Mögliche fehlverknüpft hat und hinterher auf beliebige Umweltreize mit Panik reagiert, aber immer noch nicht im Gehorsam gestanden hat. Aber das rechne ich wie gesagt den Anwendern zu und nicht dem System an sich.


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    Ich bin kein Jäger, aber wie sieht man z.B. in einem Maisfeld, wohin der Hase rennt?


    Nein. Drum würde ich im Maisfeld auch sofort die Hetze abbrechen lassen ;)


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    Ich reite auf den Fehlverknüpfungen herum, denn ich kann ein Lied davon singen, wie es ist, wenn man einen Hund (besser ein Wrack) hat, das eine Fehlverknüpfung erlebt hat.


    Ja - ich kann auch davon singen, weniger wegen eigener belasteter Hunde als wegen vieler Fälle, die wir hier hatten und wieder "hingebogen" haben. Ich kenne die Schattenseiten aller Zwangsmittel - ich kenne sie gut. Deswegen setze ich mich ja dafür ein, dass 1. bei nicht jagdlich geführten Hunden solche Mittel nicht eingesetzt werden und 2. bei jagdlich geführten Hunden (und daran fehlt es eben leider allzu oft) nur Leute so arbeiten, die eben wirklich wissen, was sie tun.


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    Die Schmerzen, oder wie die Befürworter es nennen, das leichte Kribbeln ist die eine Sache.


    Es hätte gar keinen Sinn, hier mit Schmerzen zu arbeiten. Der Hund ist hinter Wild aufgrund der Endorphinausstösse völlig schmerzresistent. Er stört sich am Stacheldrahtzaun in seinem Weg ebenso wenig wie an den im Schilf aufgeschnittenen Beinen (oder, falls unkupiert, am aufgeschlitzten Schwanz).


    Die einzige Chance, wenn die Hetze schon begonnen hat, ist ein Eingriff im Halsvenenbereich, der in die Nervenbahnen vordringt, als beliebiger Reiz, und den Endorphinfluss unterbricht, solange das noch möglich ist.


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    Aber mir wird niemand erzählen können, daß er wirklich eine Fehlverknüpfung ausschließen kann. Alle Fachleute müssen dies erst mal werden. Wie heißt es so schön: Übung macht den Meister.
    Und wenn nur bei 1 Hund aus irgendwelchen Gründen eine Fehlverknüpfung stattfindet, dann ist das 1 Hund zu viel.


    Das ist richtig. Aber deswegen würde ich auch nie an einem Hund "üben" - man kann das Timing anders lernen, wenn man lange genug wartet und oft genug (ich würde sagen, so um die 100mal mindestens) mit geht und sich einweisen lässt.


    Aber auch ich bin, das sei klar gesagt, kein Fanatiker des ERG.


    Es ist mir sehr wichtig, das immer wieder zu betonen - in der Situation, in der ich meine Hunde abrufen können muss, hat bis jetzt noch niemand eine zwangfreie Methode gefunden.


    Es kann gerne jeder die entsprechenden Suchmaschinen bemühen oder die Antijagdexpertinnen wie Pia Gröning fragen...und auch Animal Learn, auf die zu Beginn dieses Threads verwiesen wurde, geben klar an, dass es Hunde gibt, bei denen AJT nicht mehr fruchtet und geben genauso klar an, dass Antijagdtraining (wobei man darauf ja selbst kommen kann) für jagdlich geführte Hunde nicht gedacht ist.


    Es gibt niemanden, der da einen Weg wüsste, wie man diese Situation zwangfrei löst.


    Der Hund ist in diesem Moment vergleichbar einem Junkie (nochmal: die biochemischen Vorgänge sind identisch), der auf der Suche nach dem höchsten hormonellen Glücksgefühl ist, und für den Jagdhund mit Jagderfahrung ist und bleibt das die Jagd in all ihren Formen.


    Wenn jemand hier andere Infos hat, ich suche schon ewig, bitte bitte meldet Euch dann, ich begrüsse Euch mit Schampus und Kaviar.


    Aber wie gesagt, ich habe bisher tolle Trainer kennengelernt, unendlich viel dazu gelernt, viele meiner früheren Meinungen revidiert - aber den Weg zur zwangfreien Jagdhundeausbildung suche ich noch (inzwischen aber unter dem wohltuenden Bewußtsein, dass sehr kompetente Leute mitsuchen).

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    Mein Hund hat definitiv absolute Ähnlichkeit mit einem Setter.
    Bin auch schon oft gefragt worden, ob er ein Setter in schwarz ist
    ...Auch seine Vorsteheigenschaften sind atypisch


    Na, wenn da mal nicht ein Gordon heimlich die Finger im Spiel hatte :D



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    Auch ein Flat hat ein eigenständiges "Jagdverhalten", dass von Jägern nicht gerne gesehen wird.


    Ich sehe es gerne, wenn ein Hund ein eigenständiges Jagdverhalten hat - nur abrufbar muss er dann eben sein.


    Beaglefreund hat es ja völlig korrekt angeführt, viele Jäger mögen gerade eigenständiges Jagdverhalten (und viele Brackenführer leinen ihren Hund auf der Jagd ab - und das ist alles, was sie an "Ausbildung" mit ihm machen ;) ), es gibt ja da für jeden Geschmack den passenden Hund.


    Bracken sollen weit und eigenständig jagen, die mir bekannten sind nach Jagden auch schon mal zwischen 3 Stunden und 3 Tagen unterwegs. Und das ist eher die Regel als die Ausnahme.


    Bracken sind wichtig für die Jagd, keine Frage, aber ich möchte keine, ich käme mit dieser Art, zu jagen, nicht klar.


    Ich bleibe bei den Vorstehern, die auch weit jagen, bei denen es aber Usus ist, dass man sie in den Gehorsam bringt. Ich stehe dann auch gerade dafür, dass ich dazu Zwang benötige (jedenfalls, solange sich niemand findet, der mir einen anderen Weg zeigen kann - bisher wie gesagt habe ich noch nicht mal auch nur ein Buch dazu gefunden und europaweit gesucht, auch die englische und französische Literatur, Letzteres ist mir weiß Gott schwer gefallen). Ja, ich brauche derzeit noch Zwang, weil bisher für die in Deutschland üblichen Jagdeinsätze niemand (!) einen zwanglosen Weg gefunden hat - aber dafür weiß ich, am Ende des Jagdtages nehme ich einen müden, glücklichen und lebendigen Hund mit nach Hause.


    Übrigens, wer da mehr Infos zu möchte - es gibt einige Trainer, die an der zwanglosen jagdlichen Ausbildung arbeiten und teilweise auch schon kurz davor sind, das zu "knacken", da ich aber hier nichts posten will, was wie Schleichwerbung aussieht, gebe ich Infos gerne per Nachfrage via Mail.

    Hallo Britta:


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    Der Flat zum Beispiel, hat ein ziemlich ähnliches Verhalten wie der Setter, schließlich wurde der Setter ja auch mit eingekreuzt.


    hm, also ich kenne jetzt Deinen speziellen Hund nicht, aber grundsätzlich sind die beiden eigentlich schon ziemlich verschieden.
    Das liegt bereits an der Verwendungsweise, die bei Retriever und Vorsteher ja unterschiedlich ist - der Erste soll sich am Führer orientieren, möglichst ruhig bleiben, bis das Wild geschossen wurde (Steadiness) und dann den Fall des Wildes möglichst genau lokalisieren und sich beim Holen einweisen lassen.
    Letzterer soll möglichst selbständig, schnell und weiträumig die Fläche nach dem Wild absuchen, also gerade ohne Führereinwirkung, und es dann eben anzeigen.


    Das wirkt sich auch schon sehr stark in der Jagdpraxis und auch in der erforderlichen Ausbildung aus.


    Der Flat ist, da waren wir uns dieser Tage ja schon einig ;) , mit den anderen Retrievern nicht ganz zu vergleichen, würde ich mir einen Retriever nehmen, dann sicher einen Flat.


    Aber ich denke schon, dass die Ausbildungstechnik für Flat und Vorsteher unterschiedlich sein muss, denn so wie ich es bisher kennengelernt habe, waren die Merkmale in der Verwendung und dem Jagdstil doch sehr unterschiedlich.


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    Der Grund, warum ich ein Tele ablehne und abgelehnt habe, ist die ebenfalls ausgeprägte Sensbilität eines Flats, wahrscheinlich beim Setter ähnlich.


    ...wobei ich auch schon "unsensible" Hunde gesehen habe, die mit dem ERG gebrochen wurden - da hilft dann auch eine angeborene Härte bisweilen wenig, wenn der Anwender nicht weiß oder wahrhaben will, was er da tut.


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    Das ist mir wichtiger als die Urkunde.
    Obwohl ich jetzt schon weiß, dass ich an meine Grenzen stoßen werde, was die Ausbildung bis zur Prüfung betrifft , aber mein Hund ist mir einfach bedeutend wichtiger.


    Das ehrt Dich. Aber so, wie Du Deinen Aufbau beschrieben hast, die Liebe zur Sache und die Entschlossenheit, mit der Du da rangehst...also ich traue Dir zu, dass Du das schaffst.


    Und ich schreibe so was aus Prinzip nicht nur zum Aufmuntern...mich haben Deine Beiträge von Deiner Sachkunde überzeugt.


    edit:


    Beaglefreund:


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    ich glaube, dass die Hunde, die wirklich in diesem Grenzbereich arbeiten, den Du schilderst, extrem gering ist. Es betrifft zum Stöbern und für die Hetze bestimmte Hunde die dann auch noch dort Spezalisten sein müssen.


    nein, das betrifft de facto alle Jagdhunde.
    Es wird in der heutigen Jagdpraxis doch faktisch nicht mehr zwischen reinen "Hetzhunden", Stöberhunden usw unterschieden.


    Die Vorsteher, die heute eingesetzt werden, sind im Fachjargon so genannte "Allrounder", das heißt, sie haben über das Suchen und Vorstehen weit hinausreichende Aufgaben.


    Das hängt damit zusammen, dass die ursprünglichen Aufgabenfelder immer weiter zurückgedrängt werden, da das Niederwild immer weniger wird - man braucht keine Hunde mehr, die rein auf das Absuchen eines Geländes und das Vorstehen spezialisiert sind.


    Man braucht zunehmend Hunde, etwa seit dem vergangenen Jahrhundert, die sich an verschiedene Jagdgegebenheiten anpassen, wie sie in fast allen deutschen Revieren vorherrschen. Man hat ein bisschen Feld, ein bisschen Wasser, ein bisschen Wald...und braucht also keinen Feld-, Wasser- oder Waldspezialisten mehr, sondern einen Hund, der alle Aufgaben bewältigen kann, und das mit vielleicht nicht überragend guter Quote wie ein nur auf eine Aufgabe spezialisierter Hund, sondern eben mit ganz guten gefestigten Leistungen.
    Der Vorsteher wird also genutzt, um zu suchen, vorzustehen, zu stöbern, zu hetzen, zu schwimmen und auch Schweißfährten zu machen; sicher, für alles gibt es Profis, die bei besonders schweren Fällen zum Einsatz kommen, aber im Großen und Ganzen kann der "Allrounder" das sehr gut und ist daher der mit knapp 80 Prozent am meisten geführte, da vielseitigste Jagdhund.


    Spuren machen und hetzen muss dabei jeder "Allrounder" im Einsatz.


    Überdies lässt sich nun die von mir beschriebene biochemische Reaktion aber auch bei Hunden messen, die nicht regelmäßig in der Hetze, sondern nur beim Spurensuchen sind - auch hier ist die Begründung das Premack-Prinzip, der Hund hat die höchste Endorphinausschüttung nicht erst, wenn er den Hasen hochmacht, sondern bereits, wenn er die Spur riecht.


    Und dabei wird diese Ausschüttung von Mal zu Mal höher, mit jeder einzelnen getätigten Spur - kaum meßbar, wenn der Hund mal aus der Hand geht und gelegentlich eine Spur ausarbeitet, aber wesentlich, wenn er als Jagdhund im Einsatz ständig auf Spuren arbeiten muss.


    Will heißen, es kommt gar nicht darauf an, dass der Hund wirklich jedesmal hetzt, dass er Wild hochmacht oder Beute bekommt. Das Ausarbeiten einer Spur - ganz ohne Wildkontakt! - genügt schon vollends, weswegen manche unerwünscht jagenden Hunde die passioniertesten Wilderer sind, auch wenn sie noch nie ein Tier gefangen haben.


    Es ist in der Tat ein wenig vergleichbar mit Drogenkonsum - auch wenige kleine Dosen bringen mit der Zeit die Sucht und genauso (und biochemisch absolut vergleichbar, Stichwort "Opiate") ist es auch mit dem Jagen.


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    Dann muß im Einsatz auch die Situation stimmen, damit man diesen strengen Appell einfordern muß. Wir reden ja hier jetzt über ein Gerät, mit dem man über 200 Meter auf seinen Hund einwirken kann. Im praktischen Jagdeinsatz z.B. in der Stöberjagd liegt der Bereich, in dem ein Hund überhaupt Komandos bekommt, bei max. 50 Metern.


    Wie kommst Du denn auf die Zahl? Triller Down gebe ich im Notfall, solange irgendeine Chance besteht, dass der Hund das Signal hörtl. Und wenn das Kommando eingearbeitet ist, wird es dann auch befolgt.


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    Geht man in Richtung Straße, in der Treiberwehr, werden die Hunde kurz geführt und dann angeleint. Das genau hier in dieser Situation die Hetze beginnt ist sehr gering.


    Ähm, ja, schon, aber vorher ist das Risiko immens. Und auch ohne unmittelbare Hetze ist die Abrufbarkeit fraglich, wenn sie ohne jeden Zwang gefestigt wurde, denn - siehe oben - die Reaktion, die dafür verantwortlich ist, ist ja nicht nur in Zusammenhang mit der Hetze an sich zu beobachten.


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    Bei allen richtigen Argumenten für den im Grenzbereich jagenden Hund. Ist dieser Bereich doch so gering, dass der eingeforderte Appell nicht mal Teil der Gebrauchshundeprüfung für z.B. Bracken ist.


    Ja ;) aber Bracken sind auch Weitjager. Fakt ist, die Anzahl der überfahrenen Bracken ist auch deutkich höher als die anderer Hunde - es sind nun einmal Weitjager und wer eine Bracke hat, muß damit leben, dass er sie während der gesamten Jagd womöglich nur einmal, vielleicht auch keinmal sieht. Deswegen jage ich auch nicht mit Bracken ;)
    Und ich kenne auch viele, die es damit bewenden lassen - "Berufsrisiko" sozusagen, so ähnlich wie beim Terrier die Gefahr, von der Sau geschlagen zu werden. Hätte ich aber eine Bracke, würde ich den Gehorsam absolut einfordern....ich könnte da kein Risiko eingehen.


    Bei sämtlichen Prüfungen der Vorsteher wird dieser Appell geprüft, unmittelbar hinter Wild. Und das aus dem guten Grund, dass ein Hund (wie es bei Bracken und Stöberhunden eben tatsächlich nicht selten ist) hinter Wild eben in aller Regel oft nicht abrufbar ist, wenn es schon hochgeht.


    Habe ich einen Vorsteher, der sich nicht abrufen lässt, bestehe ich nichtmals die "Eingangsprüfung" (Jugendsuche) und meiner ganz persönlichen Ansicht nach auch zu Recht.


    Das ist für mich (ganz persönlich) die essentiellste Voraussetzung zum Jagdeinsatz, dass ich den Hund zurückrufen kann. Und diese Situationen haben wir auf jeder Jagd grob geschätzt 2-3 Dutzend Mal.


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    Es wäre ein leichtes, wie bei der Spurlautprüfung, einen entsprechenden Appell am Hasen auf ähnliche Art zu prüfen.
    Es wird und wurde einfach nicht verlangt.


    Stimmt - aber nur wegen dem Selbstverständnis der Brackenführer ;)
    Dort wird das Weitjagen (korrekterweise, dazu ist die Rasse ja auch gedacht) als ursprünglichstes und wichtigstes Verständnis der Rasse gesehen.


    Das in allen Ehren - für mich wäre es nichts. Wie gesagt, hätte ich eine Bracke, ich würde sie erst jagen lassen, wenn sie abrufbar ist, für alles andere, ehrlich zugegeben, hätte ich keine Nerven.

    Hallo,


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    ERG haben in der Vergangenheit mehr Schaden angerichtet als Nutzen gebracht.


    das kommt drauf an, welche Anwendungsfelder man betrachtet.


    Fakt ist, kaum ein Gerät hat soviel Schaden angerichtet wie das ERG. Das unterschreibe ich sofort.


    Aber das lag weniger an dem Gerät als daran, dass viele Hundebesitzer es ohne die geringsten Hintergrundkenntnissen und ohne auch nur das geringste Wissen um unerwünschte Nebeneffekte als eine Art "unendlich lange Gerte" angewandt haben.


    So kann keine Strafe der Welt funktionieren. Wer die biologischen Hintergründe und die Wirkweise einer Strafe nicht kennt, der kann damit nicht den gewünschten Erfolg erzielen, schon gar nicht dauerhaft.


    Das ERG war in speziellen eng anzusiedelnden Randbereichen eine Möglichkeit, dann, wenn es von einem Kenner der Materie angewandt wurde, schnell und für den Hund vergleichsweise schonend einen Gehorsam herzustellen, der anders so nicht erreicht werden konnte.


    Leider ist es wie überall - es sind nicht nur Kenner der Materie am Werk und letztlich müssen auch die, die eigentlich differenzierte Anwendungen im Sinn hatten und auch hätten umsetzen können, mit dafür gerade stehen, dass die Mehrheit der Anwender es schlicht und ergreifend als brutales Erziehungsmittel mißbraucht hat.


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    Wenn man, egal mit welchem Verfahren, bestrafend auf einen Hund einwirkt, kann man nie genau sagen, in welchem Kontext der Hund das verknüpft.


    Wenn ich das ERG anwende, setze ich voraus, dass ich das kann. Wenn ich genügend Erfahrung habe, den Hund kenne, die Körpersprache kenne, die Anzeichen für Wildkontakt und bevorstehende Hetze und dann eine Anwendung von 2-3mal vornehme, ist es möglich, eine Fehlverknüpfung auszuschließen.


    Ich kenne viele viele Problemfälle, die durch eine Fehlverknüpfung entstanden sind (wir sind u.a. darauf spezialisiert, solche Hunde wieder herzustellen), aber eine Fehlverknüpfung aus professioneller Anwendung habe ich noch nie erlebt.


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    Die ERG sind so "effektiv" das eine Bestrafung für eine Verknüpfung ausreichen kann. Wenn man dem Hund jetzt beibrigen will, das er kommen soll, hat man besonders auf große Distanzen immer das Risiko, dass man nicht beurteilen kann, was der Hund gerade verknüpft. Viellecht sieht er gerade einen anderen Hund, oder ein Kind oder was weiß ich.


    Wenn ich das nicht ausschliessen kann, darf ich kein ERG anwenden.
    Ich muss die Situation, in der ich es anwende, beherrschen, sprich sicher gehen, dass der Hund nur den Moment der Hetze damit verknüpft und sonst nichts.


    Wende ich es für den Hausgebrauch an, also als Durchsetzhilfe für das Komm-Signal, gebe ich Dir recht - dann ist eine Fehlverknüpfung sehr wahrscheinlich, zumal der Hund den Reiz ja nicht orten kann und sicher eine Erklärung dafür sucht.


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    Es ist so einfach. Ein Knopfdruck und man kann ein psychisches Wrack am Band haben. Das ist ein hohes Risiko. So und wo ist, rein sachlich, der Ertrag, der dieses Risiko wettmacht?


    Die Tatsache, dass es bei der Ausbildung jagdlich geführter Vorstehhunde bisher europaweit keinen Ausbilder gibt, der es geschafft hätte, den sicheren Abruf zwanglos zu erreichen und dass das ERG weniger Zwang erfordert hat als die meisten Alternativen.


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    Also die Anzahl der Hunde, wo Leben und Tod von anderen Lebewesen oder Menschen oder dass des Hundes, davon abhängt, dass der Hund aufs Wort und gegen seine Instinkte, hört sind schon mal gering.


    Leben und Tod meines Hundes aber dann doch....er soll jagen und auch ggf verwundetes Wild hetzen - aber eben auch sofort abbrechen, wenn es sein muss. Und das muss sein, wenn der Hase bspwe abdreht und auf die Bundesstraße zurennt.

    Ich mal nochmal an der Stelle ;)


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    So ein unsinniges Argument von wegen ich sei dem Hund langweilig, weil er sich auch in der Ferne aufhält, habe ich noch nie gehört.


    Ich denke auch, dass man da stark differenzieren muss.


    Wenn ich bspwe einen Hund mit Jagdtrieb habe, hält er sich nicht in der Ferne auf, weil ihm langweilig ist und auch nicht, weil das auf ein Bindungsproblem rückführbar wäre.


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    Dann kam der zweite Hund, Mädel aus Spanien von der Strasse, extrem Jagdtriebig. Ich habe sie von Anfang an ohne Gewalt erzogen.


    Das ist ein lobenswerter Ansatz. Und ich gebe zu, ich tendiere auch dazu - hätte ich einen nichtjagdlich geführten Hund, wäre er vermutlich eher lebenslang an der Schleppleine, als dass ich den Einsatz von ERG und Co (so es denn überhaupt noch legal wäre) in Erwägung zöge.


    Aber Fakt ist, es gibt da Grenzfälle.


    Wenn ich einen Hund habe, der entweder jagen soll (also jagdlich geführt ist) oder einen habe, der in der Vergangenheit als Selbstjager routinierte Erfahrungen gemacht hat, können positive Bestärker an ihre Grenzen stoßen.


    Das hängt damit zusammen, dass das Gefühl, das der Hund beim Jagen erlangt und das sich von Jagderfolg zu Jagderfolg vervielfacht, vom Menschen nicht getoppt werden kann.
    Hier spielt das Premack-Prinzip mit rein - für den Hund ist nicht die Beute, das Futter, der Höhepunkt der Jagdhandlung, sondern das Jagen an sich, das Finden der Spur, das Ausarbeiten, das Hetzen, das Töten.
    Alle Spiele, die derartige Sequenzen simulieren, vom Zergelspiel über die Futterfährte bis hin zum Ballwerfen, sind von vielen Hunden gerne angenommene Ersatzhandlungen für diese ursprüngliche Sequenz, die aber ihre Antriebskraft verlieren, wenn der Hund die tatsächliche Handlungsfolge vollziehen kann.


    Biologisch läßt sich das, was sich bei einer solchen Hetze im Hundehirn abspielt, in etwa so umschreiben:


    Ein bestimmter Auslöser setzt Endorphine frei, so genannte Neuropeptide, sprich Botenstoffe im Gehirn. Gebildet und freigesetzt werden sie von Nervenzellen.
    Diese Endorphine fungieren als körpereigene Opiate, sie machen den Hund im Moment der Ausschüttung unempfindlich für Schmerz, Angst, Unsicherheit - und alle positiven Gegenempfindungen. Sie bewirken einen rauschähnlichen Zustand, der Hund nimmt nur noch bestimmten, den endorphinauslösenden Reiz wahr.
    Mit anderen Worten, die Endorphine als Neuromodulatoren hemmen Wirkung von anderen Neurotransmittern.
    Die Endorphine beim Jagdtrieb werden im Gehirn an den vegetativen Synapsen ausgelöst, den Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, die vornehmlich der Erregungsübertragung dienen.


    Aus diesem Grund kann es durchaus sein, dass ich gerade bei dem unglaublich problematischen Feld des Jagdtriebes positiv an Grenzen stoße.


    Zu Zeiten, als der Einsatz des ERG legal möglich war, konnte man dieses Problem mit 2 oder 3 gezielten Einsätzen beheben. Denn das ERG wirkte in den Nervenbahnen, es hemmte die Wirkung der Endorphine und war deswegen ein Mittel, das auch in einer schon begonnnen Hetze bis zum Hund vordringen konnte (ähnlich, wie jemand auf einen Schlag auch aus einem Rauschzustand wieder ernüchtert, wenn irgendein schockauslösendes Ereignis eintritt).


    Heute ist das ERG verboten, wie ich an anderer Stelle schon beschrieben habe, muss man daher andere Wege finden, das Problem zu lösen.


    Aber ich will eben nur darauf hinaus, dass man nicht alle Fälle, in denen jemand über den Einsatz nachdenkt (der Einsatz selbst ist ja nicht mehr möglich) oder Sprühhalsband oder Ähnliches benutzt, gleich bewerten sollte.


    Ich kenne viele professionelle Antijagdtrainer, die meisten mit jahrelanger Erfahrung, sehr gut durchdachten Konzepten, fachlich stets auf dem neusten Stand und trotzdem kenne ich relativ viele Hundebesitzer (gerade bspwe Leute mit Hunden aus dem Süden, die teilweise über Jahre selbständig gejagt haben), die ihre Hunde auch nach Jahren AJT nicht ableinen können.


    Diese Leute haben nicht alle etwas falsch gemacht oder die Bindung zu ihrem Hund vernachlässigt.


    Je nach Hund und Vorgeschichte sind die natürlichen Reaktionsprozesse einfach stärker als alles, wirklich alles, was der Mensch dem Hund bieten kann. Das ist genetisch so verankert und damit muss man als Halter eines solchen Hundes klar kommen - aber das kann man dann in dem Bewußtsein, dass es manchmal einfach keine positiven Wege gibt.


    Ob man den Hund dann an der Leine läßt (das rate ich, wenn man mich konsultiert) oder ob man aversiv arbeitet, muss jeder selbst wissen, aber es ist definitiv nicht so, dass jeder, der seinen Hund positiv nicht unter Kontrolle bekommt, was falsch gemacht hat.

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    Klar geht das nur bei einem Hund, der dann auch versteht, dass ich gerade versuche "hündisch" zu sprechen. Aber nur, weil ich mal eben diese Sprache spreche, bin ich ja noch lange kein Hund und damit hat das alles so gar nichts mit "dominant" zu tun, oder nicht...


    Nein, natürlich nicht. Das habe ich nur genannt, weil das landläufig immer als Beleg dafür aufgeführt (oder zumindest von mir bisher so gedeutet) wurde, dass der Hund hündische Signale, die der Mensch sendet, eben anders interpretiere als solche des Menschen.
    Wobei demnach ja auch CS nicht verstanden werden dürften, wie gesagt.

    ...bliebe eigentlich nur, für das Sitzen ein anderes Kommando einzuführen ("Schweeeeeb" zum Beispiel :lachtot: )


    Ich bin schon gespannt, was ich dann, wenn ich mich an alle aufgezählten Beispiele rangewagt habe, alles fehlkonditioniert habe :roll: Ich fürchte, dann ist es an Dir, den hier :lachtot: zu benutzen ;)