Hallo Christine,
Du brauchst doch nicht zu schreiben, dass eine Nachfrage nicht böse gemeint ist. Ich poste das doch hier, um mich der Diskussion zu stellen und es ist doch völlig klar, dass bei einem solchen Thema Nachfragen kommen.
ZitatEs ist möglich, eine Fehlverknüpfung auszuschließen, aber es ist nicht sicher, diese auszuschließen.
Ich persönlich befürworte die Anwendung (vorausgesetzt, sie wäre legal möglich) nur ab einem Sachstand, der eine Fehlverknüpfung sicher ausschliessen kann.
Es gibt im Internet eine nachlesbare Dissertation von Dr med vet Stichnoth, wo die Voraussetzungen für die Anwendung detailliert erklärt sind.
Ich kann alle Fehlverknüpfungen ausschließen (in etwa wie ein wirklich professioneller Clickerer), aber natürlich sind daran hohe Anforderungen zu stellen. Man braucht nicht darüber zu diskutieren, dass die meisten der Anwender das nicht konnten.
ZitatDie Frage ist nicht böse gemeint, aber wie viele Situationen braucht es, bis man es beherrscht?
Bis man es beherrscht, sollte man sich an einen Anwender halten, bei dem man den exakten Zeitpunkt lernt.
Das Gerät ist verboten, von daher ist das jetzt ohnehin tabu - aber als Beispiel, ich führe jetzt seit 15 Jahren aktiv Jagdhunde und habe über diesen Zeitraum den Gebrauch bis zum Verbot miterlebt, hätte mir aber in den nächsten Jahren nicht selbst zugetraut, das zu versuchen.
ZitatDas verstehe ich nicht. Ich sehe die Gefahr einer Fehlverknüpfung nicht in der Ortung des Reizes, sondern in einem im Moment des Reizes stattfindenden Ereignis. Ich halte es für absolut unmöglich, alles ausschließen zu können.
Das ist ja das Schwierige. Das Ereignis muss exakt, einfach exakt getimt sein.
Der Hund muss in Inbegriff sein, zu hetzen, darf nicht zu weit in der Hetze sein (je nach Hund ist der Endorphingehalt dann so stark, dass er nicht mehr unterbrochen werden kann). Ich muss das Kommando klar geben, es darf nichts dazwischen treten, der Hund darf in diesem Moment eben auch wirklich nichts anderes wahrnehmen außer der Hetze bzw dem jagbaren Objekt.
Wie gesagt, ich kenne Dutzende von Fällen, wo es bei professioneller Anwendung niemals einen Fehlgriff gab, wo es nie zu einer Fehlverknüpfung kam und wo es nach 2-3maliger Anwendung nie wieder einer Verwendung bedurfte.
Ich kenne aber auch Hunderte von Fällen, wo stümperhaft gearbeitet wurde, wo der Hund alles Mögliche fehlverknüpft hat und hinterher auf beliebige Umweltreize mit Panik reagiert, aber immer noch nicht im Gehorsam gestanden hat. Aber das rechne ich wie gesagt den Anwendern zu und nicht dem System an sich.
ZitatIch bin kein Jäger, aber wie sieht man z.B. in einem Maisfeld, wohin der Hase rennt?
Nein. Drum würde ich im Maisfeld auch sofort die Hetze abbrechen lassen
ZitatIch reite auf den Fehlverknüpfungen herum, denn ich kann ein Lied davon singen, wie es ist, wenn man einen Hund (besser ein Wrack) hat, das eine Fehlverknüpfung erlebt hat.
Ja - ich kann auch davon singen, weniger wegen eigener belasteter Hunde als wegen vieler Fälle, die wir hier hatten und wieder "hingebogen" haben. Ich kenne die Schattenseiten aller Zwangsmittel - ich kenne sie gut. Deswegen setze ich mich ja dafür ein, dass 1. bei nicht jagdlich geführten Hunden solche Mittel nicht eingesetzt werden und 2. bei jagdlich geführten Hunden (und daran fehlt es eben leider allzu oft) nur Leute so arbeiten, die eben wirklich wissen, was sie tun.
ZitatDie Schmerzen, oder wie die Befürworter es nennen, das leichte Kribbeln ist die eine Sache.
Es hätte gar keinen Sinn, hier mit Schmerzen zu arbeiten. Der Hund ist hinter Wild aufgrund der Endorphinausstösse völlig schmerzresistent. Er stört sich am Stacheldrahtzaun in seinem Weg ebenso wenig wie an den im Schilf aufgeschnittenen Beinen (oder, falls unkupiert, am aufgeschlitzten Schwanz).
Die einzige Chance, wenn die Hetze schon begonnen hat, ist ein Eingriff im Halsvenenbereich, der in die Nervenbahnen vordringt, als beliebiger Reiz, und den Endorphinfluss unterbricht, solange das noch möglich ist.
ZitatAber mir wird niemand erzählen können, daß er wirklich eine Fehlverknüpfung ausschließen kann. Alle Fachleute müssen dies erst mal werden. Wie heißt es so schön: Übung macht den Meister.
Und wenn nur bei 1 Hund aus irgendwelchen Gründen eine Fehlverknüpfung stattfindet, dann ist das 1 Hund zu viel.
Das ist richtig. Aber deswegen würde ich auch nie an einem Hund "üben" - man kann das Timing anders lernen, wenn man lange genug wartet und oft genug (ich würde sagen, so um die 100mal mindestens) mit geht und sich einweisen lässt.
Aber auch ich bin, das sei klar gesagt, kein Fanatiker des ERG.
Es ist mir sehr wichtig, das immer wieder zu betonen - in der Situation, in der ich meine Hunde abrufen können muss, hat bis jetzt noch niemand eine zwangfreie Methode gefunden.
Es kann gerne jeder die entsprechenden Suchmaschinen bemühen oder die Antijagdexpertinnen wie Pia Gröning fragen...und auch Animal Learn, auf die zu Beginn dieses Threads verwiesen wurde, geben klar an, dass es Hunde gibt, bei denen AJT nicht mehr fruchtet und geben genauso klar an, dass Antijagdtraining (wobei man darauf ja selbst kommen kann) für jagdlich geführte Hunde nicht gedacht ist.
Es gibt niemanden, der da einen Weg wüsste, wie man diese Situation zwangfrei löst.
Der Hund ist in diesem Moment vergleichbar einem Junkie (nochmal: die biochemischen Vorgänge sind identisch), der auf der Suche nach dem höchsten hormonellen Glücksgefühl ist, und für den Jagdhund mit Jagderfahrung ist und bleibt das die Jagd in all ihren Formen.
Wenn jemand hier andere Infos hat, ich suche schon ewig, bitte bitte meldet Euch dann, ich begrüsse Euch mit Schampus und Kaviar.
Aber wie gesagt, ich habe bisher tolle Trainer kennengelernt, unendlich viel dazu gelernt, viele meiner früheren Meinungen revidiert - aber den Weg zur zwangfreien Jagdhundeausbildung suche ich noch (inzwischen aber unter dem wohltuenden Bewußtsein, dass sehr kompetente Leute mitsuchen).