Oder: Wie ein Hund mich zum Optimisten macht
Hallo zusammen,
gleich vorab muss ich vielleicht erwähnen, dass ich in meinem Umfeld als Pessimist bzw. so wie ich mich bezeichne als Realist belächelt werde....
Ich beschrieb bereits in anderen Beiträgen die Situation mit meinem Urlaubshund während der Probenächte. Nun ist aus der Probe ernst geworden und ich habe meinen Urlaubshund nun für 3 Wochen zu Besuch....
Heute Morgen 06.07 Uhr: Ich werde von einem Jaulen geweckt...( Anmerkung der Redaktion: ES IST MEIN LETZTER FERIENTAG!!!) Na toll, denke ich mir... hätte dir gestern Abend nicht einfallen können, dass du nochmal raus musst? Dann fällt mir ein, dass ihm wahrscheinlich nur langweilig ist, weil er an die Tür geht wenn er raus muss....
Schlaftrunken möchte ich aus dem Zimmer schleichen, um einen Kauknochen oder ein Spielzeug zu ergattern...Aber: Denkste! Rausschleichen is nicht, weil man nicht den Raum verlassen kann ohne wieder lautstark gerufen zu werden.. Also bleibt nur eins: Hund mit in den Nebenraum nehmen... aber leise is dies auch nicht möglich, weil der Kleine einfach so ungestüm ist, dass er alles abräumt..Also: Mit Hund raus, an den Hundeschrank (nicht ohne meine beiden eigenen Hunde samt meiner Mutter zu wecken, die ein Stockwerk über uns schlafen) Na ja... egal! Also: eine Kauhufe und einen Spielzeugknochen im Gepäck gehe ich wieder in mein Schlafzimmer - natürlich mit Hund und hoffe, wenigstens noch ein bisschen Schlaf zu bekommen.... Pustekuchen! Ausgerechnet das Spielzeug, dass ich ergattert habe, ist mit einem süßen, kleinen GLÖCKCHEN ausgestattet... Es darf doch nicht wahr sein.... Also : Spielzeug schnell gegen die Hufe eingetauscht. Diese wird allerdings nach 20 Minuten langweilig und mein kleiner Pflegling kommt auf die Idee mit einfach mal grinsend in den Arm zu beißen....Toll! Ich stelle fest, dass er weder NEIN, noch AUS oder sonst etwas kennt oder aber einfach an meinen Qualitäten als Rudelführer zweifelt... er will einfach nicht aufhören seine schöne, neue Zweitgarnitur Zähne an meinem Unterarm zu testen. Weil es schon gestern Abend sehr schwer war, ihn zum Schlafen zu bewegen und die Nacht dementsprechend kurz war bin ich zu schwach um mich zu wehren^^ Ich drehe mich um und verstecke mich unter der Bettdecke. Fataler weise fällt mir nicht auf, dass mein Hintern unter der Bettdecke hervorblitzt... dem Vierbeiner aber schon und er stellt fest, dass es sich hier sogar noch viel schöner reinbeißen lässt, als in den knochigen Arm.... TOLL!
Ok.. gewonnen.. Ich stehe auf! Die Begeisterung und das Wort ACTION steht dem Labbi-Mix gerade auf die Stirn geschreiben. Nachdem ich eine viertel Stunde brauchte um dem Hund das Halsband anzulegen starteten wir unseren Morgenspaziergang. Während ich mich hinter dem Hund herziehen lasse und beschließe nachher konsequent zu sein und ihn `Bei Fuß` laufen zu lassen ziehe ich die erste positive Resonanz: erstens hätte er mich auch schon heute Nacht um 3 wecken können und zweitens fällt mir das Aufstehen am Montag nichtmehr so schwer, wenn er mich jetzt am Wochenende so trainiert.
Zu Hause angekommen gibt es Futter.. zu mindest versuche ich es... ich stelle ihm die gefüllte schüssel vor die Nase. Zwei Knopfaugen schauen mich dankend aber auch irgendwie wartend an... `na friss doch` ermuntere ich ihn. ich wundere mich, weil er sonst so verfressen ist und bei Herrchen auch immer sofort ans Futter geht. Er wird doch nicht krank sein? NEIN ist er nicht... ich hab vergessen das Zauberwort zu sagen. Doch leider habe ich vergessen wie das Kommando lautet, dass ihm erlaubt an die Futterschüssel zu gehen ! Och nööö Wie war das nochmal? Ich gebe mein Bestes :`Nimm, friss, hols, geh frei, fressi`und was man sich sonst noch so alles vorstellt.. immernoch sitzt er schwänzelnd und wartend vor der Futterschüssel und ich hoffe, dass der Lebenserhaltungstrieb in den nächsten Tagen stärker ist, als die Gehorsamkeit (dabei ist er doch sonst nicht so folgsam).
Ich drehe ihm verzweifelt den Rücken zu um meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, und schon fängt er an zu fressen. Ich verstehe die Welt nichtmehr...
Danach muss ich in die Stadt, ein paar Sachen einkaufen... Zu Hause lassen kann ich ihn nicht, weil er sonst die 2 cm tiefen Furchen, die er in den 2 Minuten gekratzt hat, in denen ich auf der Toilette war, erweitert.
Also bleibt mir nur übrig ihn mitzunehmen und ich sehe darin kein größeres Problem. Zumindest bis ich aus dem Auto aussteige. Mir wird sofort klar, dass der Hund wohl noch nie in der Stadt war.... Eigentlich will ich jetzt die weiße Fahne schwenken, aber ich beschließe positive Sachen zu suchen.... zuerst fällt mit nichts ein, aber dann beschließe ich froh zu sein, dass der Hund wenigstens während dem Autofahren keine größeren Probleme macht, außer das nagelneue Auto vollzusabbern.
Los geht es in die Fußgängerzone mit einer Geschwindigkeit von ca 2 Metern in 5 Minuten. Ich erinnere mich wie das bei meinen beiden vor 5 Jahren war. Also: loben, wenn er brav ist und ignorieren bzw. NEIN sagen, wenn er versucht die Leute um mich rum zu belästigen oder mich wegzuziehen.
Endlich vor dem Kaufhaus meines Vertrauens angekommen wird mir klar, dass im Moment ncht dran zu denken ist, dass der Hund da jetzt mit rein geht. Also warten wir erst mal kurz vor dem Laden, damit er sich an die Geräusche gewöhen kann.
Tatsächlich wage ich es nach 10 Minuten den Laden zu betreten, nicht ohne den Hund ohne Unterbrechung in höchsten Tönen zu bestärken. Hier erkennt man sofort, wer auch einen Hund hat, denn Hundehalter werfen mir lächelnd verständnisvolle Blicke zu nicht ohne zu sagen: gell, der is noch jung, während mir nicht-hundehalter verärgerte Blicke zuwerfen getreu nach dem Motto:Kann die ihren Hund nicht erziehen. Spontan überfällt mich der Wunsch dem Obdachlosen an der Straßenecke für 10 euro sein Pappschild und seinen Stift abzukaufen auf dem steht: ``Bitte um eine kleine Spende`` um dann auf die Rückseit zu schreiben ''das ist nicht mein Hund ''...
Allerdings scheitert der Plan an der Tatsache, dass der Mann leider keine Schnur bei sich trägt, mit der ich mir das Schild um den Hals hängen könnte...Ok da bleibt mit nur noch ein Gedanke übrig: Ich will nach Hause. Das denkt sich mein Schützling auch und zerrt so stark er kann. Aus der Fußgängerzone heraus, lehnen wir uns beide hecheln gegen die Wand und wieder versuche ich der Sache etwas positives abzugewinnen. Nummer eins: der Hund bellt weder Radfahrer noch Kinderwagen an und hat keinem einen Finger abgebissen. Nummer zwei: Ich schätze den Hund auf ca 25 Kilo und bin einfach froh, dass es nicht mehr sind, denn dann würden mir meine Hände jetzt noch mehr weh tuen.
Zu Hause angekommen versorge ich den Hund mit einem Kauknochem und er legt sich zu meinen Füßen unter den Schreibtisch. Da schmatzt etwas plötzlich sehr seltsam und ich stelle mit Begeisterung fest,dass der Hund grad das Netzkabel von meinem Telefon durchgekaut hat. Anstatt mich zu ärgern beschließe ich froh zu sein, dass der Hund keinen Stomschlag bekommen hat, außerdem hätte es auch das Netzteil vom Laptop sein können und das ist teurer - wenn das mal nicht optimistisch ist.
Trotzdem nehme ich mir einen Kalender und zähle die Tage die mir noch bleiben, bis wir dieses Monster endlich wieder los sind. Ich male 25 Kästchen auf ein Blatt Paper für 25 Tage und male das erste aus- das gilt für gestern Abend. Bleiben also noch 24 Tage... Och nöööö.. Ich stelle fest, dass das sehr stressige Tage werden und ich denke auch, dass Herrchen seinen Hund nichtmehr wieder erkennen wird. Aber genauso sicher weiß ich, dass ich ihn nach 3 Wochen bestimmt nicht mehr so einfach hergeben werde... Wenn das nicht Optimismus ist *g*
Vlg Minimonster