Wenn ich das alles hier so lese, überkommt mich wirklich das ungute Gefühl, dass so manches Mal immer noch recht sorglos mit dem Thema ‚wilde Zucht’ umgegangen wird – und das lässt ehrlich gesagt meinen Magen ein wenig krampfen.
Sicherlich hat jeder das Recht seine persönliche Meinung zu vertreten; gerade in einem Forum kann es da auch mal zu ‚Reibungspunkten’ kommen. Aber vielleicht sollte man wenigstens versuchen, den anderen auch mal zuzuhören respektive reflektieren, was da eigentlich geschrieben wurde.
Im Prinzip läuft dieser Thread auf eine Endlosdiskussion hinaus und verfehlt auch langsam das Thema in meinen Augen. Aber gut: Ein paar Anmerkungen würde ich dann auch gerne dazu machen.
Leila ist ca. 13 Monate alt und augenscheinlich eine kerngesunde Hundedame. (Schwere) HD kann man zumindest augenscheinlich bei ihr ausschließen, augenscheinlich sind ihre Augen absolut ok und augenscheinlich macht sie den Eindruck als wenn sie Bäume ausreißen könnte. Augenscheinlich sieht sie in meinen Augen wunderschön aus und macht mit ihrem geraden Rücken, ihrer schlanken Figur, dem unheimlich grazilem Gang, dem glänzendem Fell und dem unheimlich weißem Gebiss mit dem schön gewachsenen Zähnen den Eindruck als gäbe es auf dieser Welt keinen gesunderen Hund. Aber weiß ich’s wirklich? Leila kommt aus dem Tierheim und ich habe nicht die geringste Ahnung ob sie nun eine reinrassige Schäferhündin ist oder ein tibetanischer Echsenjagd-Vorstehhund (will sagen Mix). Selbst wenn sie nicht kastriert wäre (sie wurde nur kastriert vom Tierheim vermittelt) würde ich mir nicht im Traum anmaßen sie in 1-2 Jahren zum Decken ‚freizugeben’ aufgrund einer augenscheinlichen Beurteilung von Äußerlichkeiten.
Als Laie kann ich doch gar nicht sehen oder gar ahnen, was da alles an Erbkrankheiten schlummern könnten – nicht müssen. Auch habe ich als Nicht-Züchter überhaupt nicht den blassesten Schimmer von Genetik und wüsste selbst wenn ich alles an Leila testen lassen würde, nicht einmal welcher Rüde die beste Wahl wäre um eine Verbesserung der….ach halt…ja welche Verbesserung von was eigentlich? Wenn sie ein Mix ist, dann wäre ein gezieltes ‚Züchten’ wohl eine Sache von einer Generation und fertig. Denn wer würde sich schon die Mühe machen mit ein paar Mixen weiterzüchten zu wollen und auf all diese Dinge zu achten, die mir dann wichtig gewesen sind bei Leila? Wohl die wenigsten.
Ich glaube auch nicht, dass es hier darum geht eine Behauptung aufzustellen, dass nur die sog. Rassehunde es wert wären, dass man mit ihnen züchtet; hier geht es doch gar nicht um Wertigkeiten.
Für mich hat züchten nicht nur etwas damit zu tun rein optisch ansprechende Welpen hervorzubringen…wenn ich mich in meinem Leben dazu entschließen sollte Hunde oder überhaupt Tiere zu züchten, dann würde ich dies mit einem bestimmten Ziel vor Augen tun und nicht ‚wild’. Es ist leider schon viel zu viel passiert was dem Tier an sich eher geschadet als genutzt hat. Wer kennt nicht den körperlich degenerierten und kranken DSH, der tumbe dreinblickend ein wahres Nervenwrack ist? Woher kann ich wissen, dass Leila (rein optisch betrachtet eine DSH) nicht irgendwo in ihrer Ahnengeschichte eben diesen Archetyp des kranken DSH aufweist und sie somit zu einer Trägerin diverser Erbkrankheiten macht, die sie selbst vielleicht gar nicht ‚aktiv’ hat? Ich kann es nicht! Folglich würde ich auch nicht die Verantwortung tragen wollen, das Risiko bewusst einzugehen kranke Welpen in die Welt setzen zu lassen. Davon gibt es auf der Welt schon genug.
Es wäre wirklich wünschenswert, wenn man einfach mal anfangen würde sich mehr Gedanken um Tierzucht zu machen als dem Wunsch nach den süßen Kleinen aus einer Laune heraus zu folgen. Süß sind alle Welpen, aber sind sie auch gesund?
Nachdenkliche Grüße,
Nandi