Aber wenn ein Arbeitshund seine Arbeit kaum mehr verrichten und dabei gesund bleiben kann, weil er das Minimum an den Reizen in der heutigen Gesellschaft auffallend oft nicht packt (was sicher nicht weniger wird) dann finde ich das auch nicht zielführend.
Das ist jetzt aber auch etwas hoch gegriffen.
Ich halte meine Border Collies ja nun als, ich nenne es mal, mitarbeitende Familienmitglieder.
Das heißt, sie sind in erster Linie für die Arbeit am Vieh angeschafft, leben aber auch als Familienhunde drinnen, mit zwei kleinen Kindern (aktuell 4 und 1 1/2), kommen mit zu jeglichen Familienausflügen, wenn sie Hundetauglich sind und begleiten mich auch zu Fotoshootings (auch schon mitten in Hamburg planten un bloomen, Volkspark).
Der Border Collie ist nun mal ein Hund, der sehr empfänglich für Reize ist, logisch bei der Arbeit, die er verrichtet und ja, es stimmt auch, dass er in Sekunden aus einer Handlung eine Stereotype bilden kann (hätte ich so vor meinem Rüden auch nicht für möglich gehalten), trotz allem kann man ihn schon auch Alltagstauglich bekommen.
Man muss da in der Welpen- und Junghundezeit schon drauf achten und auch aktiv beibringen, Reize auch einfach mal auszuschalten.
Das man diese Hunde nicht jeden Tag mit Reizen zu ballern sollte und sie dann, gerade als Welpen, auch mal die Nerven verlieren können, wenn man es doch tut, darauf sollte man sich vllt. vorbereiten und deswegen sind gewisse Lebenssituationen (wie z.B. die der Threaderstellerin) einfach nicht passend für diese Hunde.
Aber auch hier sehe ich das Problem nicht nur beim Border Collie sondern bei vielen anderen Rassen in unpassenden Lebensumständen.
Man bedenke nur die ganzen ängstlichen Auslandshunde, die in Vielzahl in wirklich unpassenden zu Hausen landen.
Manchmal aus Unwissenheit der Besitzer, manchmal mit dem Gedanken „WIR kriegen das schon hin…“
Einen Border Collie deswegen als Qualzuchten zu betiteln oder das sie gar nichts an Reizen aushalten können, ist einfach maßlos übertrieben.
Viele der arbeitenden Border Collies sind heute doch in Hobbyviehhalter Händen, wo sie auch ein Leben als Familienmitglieder führen und mehr sind als nur ein Arbeitshund der nur zum arbeiten raus geholt wird.
Die Border Collies, die mit gar nichts mehr zurecht kommen, haben häufig eine bescheidene Aufzucht genossen oder sind die bekannten Kleinanzeigen Käufe.
Das Problem sehe ich aber auch hier nicht nur beim Border Collie sondern auch bei anderen Gebrauchs- und Arbeitsrassen.
Zum Thema Glücklich mit Vieh oder nicht.
Meine persönliche Faszination liegt darin, diese Hunde am Vieh zu führen.
Diese Hunde in der alltäglichen Arbeit dabei zu haben, was sie einem an Arbeit ab nehmen, diese schnelle Auffassungsgabe, das blitzschnelle reagieren auf die Aktionen vom Vieh…wer es nicht selbst erlebt hat, wird es kaum verstehen können.
Ja, dafür braucht man diese reinen Arbeitslinien, die Show-Border, die noch ganz passabel arbeiten, welche ich kennen gelernt habe, kommen trotzdem nicht an das ran, was meine Hunde leisten (deswegen sind sie für ihre Besitzer nicht schlechter und machen da einen tollen Job)
Meine Hündin ist keen bis über beide Ohren, sie lebt fürs arbeiten, trotzdem würde ich nicht so weit gehen und sie einschläfern, sollte sie aus was für Gründen auch immer, ihren Job nicht mehr ausüben können.
Ich würde versuchen, sie zufrieden zu stellen, glücklich ist sie aber nur mit ihrer Arbeit.
Anders wäre es, wenn ich, aus was für Gründen auch immer, meinen Hunden die Arbeit am Vieh nicht mehr ermöglichen könnte.
Ich würde ihnen ein zu Hause suchen, wo sie das wieder leben könnten, die Gesuche nach gut ausgebildeten Hunden sind da und sie würden mit Sicherheit schnell ein zu Hause mit Arbeit am Vieh finden.
Natürlich hoffe ich, das dieser Fall nie eintreten wird.
Ich persönlich bin nicht über den Border Collie zum Vieh gekommen sondern durch das Vieh zum Border Collie.
Für mich gibt es diese Rasse nur mit Vieh ohne würde es definitiv eine andere Rasse oder gar ein Hund aus dem Tierschutz werden.