Interessantes Thema, hab schon einiges erlesen können was auch auf meinen Chad zutrifft, der (oh Wunder trotz Goldi Dasein ) nicht unbedingt jeden Hund mag und eigentlich gar keinen Wert auf Hundekontakt legt.
Aber manchmal finde ich Situationen auch schwer einzuschätzen, weil ich nie weiß wie weit er gehen würde, wenn er mal sehr genervt ist, obwohl er bisher noch keinen Hund ernsthaft verletzt hat. Es gibt nur immer riesiges Getöse. Aber er provoziert auch niemals von sich aus, dazu ist er viel zu unsicher, ach ich beschreib einfach mal von Anfang an, dann wirds übersichtlicher.
Alos Chad ist kein typischer Hallo-wie gehts-dir-heißa-jippi-Retriever (die Sorte kann er selbst nicht ausstehen). Die meisten Hunde ignoriert er. An der Leine ignoriert er alles: die Keifer, die Freudenbeller, er guckt nicht mal hin. Auch im Freilauf, sogar frei am Fahrrad läuft er an angeleinten, sowie freilaufenden Hunden einfach vorbei. Er hat seine Handvoll Hundefreunde die er gut kennt und mit denen es auch in stressigen Situationen auf engem Raum super klappt. Das sind dann meistens die Hunde aus meinem Hundeverein und die Situationen sind Training, Turniere oder andere Veranstaltungen. Er mag die meisten Hündinnen (solange sie nicht zu aufdringlich und wuselig sind) und kleine Hunde ignoriert er. Mit mittelgroßen Hunden spielt er sogar manchmal (so Beagle-Größe- die mag er irgendwie am liebsten).
Sein "Feindbild" sind die schon von weitem prollig staksenden großen und gleich großen Rüden und die aufgedrehten wuseligen Junghunde mit dem "Labrador-Effekt" (ala ich verstehe keine deiner Drohungen und will doch nuur mit dir spielen - nix gegen Labbis, ich mag die Viechies supergerne- nur Chad nicht )
Bei besagten großen dominanten Hunden (seltsamerweise ist er da rassistisch: er mag keine Schäferhunde und Bulldoggenartige und bevor die Frage kommt: ICH mag die sehr gerne und hab auch keine Angst davor) reagiert er sehr unsicher. Es gibt immer drei mögliche Abläufe:
A.) Ist mir der Hund bzw. Besitzer aus irgendeinem Grund nicht koscher oder möchte ich gerade keinen Kontakt lein ich Chad an, bitte den Gegenüber auch anzuleinen (was manchmal ja nur eine fromme Bitte bleibt) oder weiche aus. Chad läuft dann immer sehr dankbar mit Blickkontakt neben mir und blendet den fremden Hund regelrecht aus.
B.) Eigentlich dasselbe wie A, bis auf das ich Chad nicht anleine sondern nur im Freilauf neben mich nehme. Er verhält sich allerdings genauso wie bei A: läuft mit Blickkontakt dicht neben mir am Hund vorbei. Manchmal kommt er von selbst schon in die Position wenn er andere Hunde von weitem erspäht.
So interessant wird es bei C.) da ich ihn da nie so Recht einordnen kann:
Beide Hunde treffen sich im Freilauf und sind einander fremd:
Chad wird dann (wie schon gesagt) immer sehr unsicher, friert ein, fiept und wedelt eindeutig in Erregung/Aufregung (was leider immer als "och der will spielen" gedeutet wird ). Je nach Hund täuscht er entweder Spielverhalten an (wodurch er sich dann nähert), schnüffelt kurz und läuft zügig weiter oder er wartet und lässt den anderen Hund herankommen bis dieser in beschnüffelt hat. Das Prozedere lässt er auch immer relativ ruhig über sich ergehen, er ist dabei nur sehr angespannt, aber knurrt nicht.
Jetzt gibts die Souveränen, die nach dem Beschnüffeln einfach weitertrotten, woraufhin auch Chad sofort weiterzieht
und es gibt die, mit denen wir unsere Probleme haben: Die einfach unglaublich aufdringlich und frech am Popo kleben bleiben, weil Chad als kastrierter Rüde anscheinend nach Hündin riecht. Diese Situationen sind ihm sehr sehr unangenehm, nur leider gibt es so viele von diesen übertrieben aufdringlichen Rüden, das wir da immer wieder hineingeraten.
Chad droht sehr subtil, er knurrt leise, fletscht die Zähne nur. Wird es ihm sehr zuviel verbellt er auf eine komische spielerische Art, wobei ich immer denke er ist zu unsicher seinen Standpunkt mit einem deutlicheren Wuff klar zu machen.
Manche dominante Rüden fühlen sich schon durch dieses subtile Knurren bei Überschreitung von Chads Individualdistanz so provoziert das sie versuchen aufzureiten oder anders zu pöbeln, was dann dazu führt das Chad eben jenes Verbellen zeigt und versucht mir eiligst zu folgen. Geht das nicht weil der andere uns immer noch hinterherlatscht (und es dem Besitzer offensichtlich am A**** vorbei geht was sein Hund macht bzw. mit wem der gerade überläuft) geh ich auch dazwischen und versuche den anderen Hund abzuwehren, wenn der wirklich auf Stunk aus ist. Merkt Chad allerdings das ich mich einmische, geht er eher "nach vorne" (also fängt an zu pöbeln oder raufen, was aber mit dieser Art Hund sehr selten passiert) als wenn ich einfach stur weiterlaufe und bete das der andere endlich endlich abzieht. Dasselbe wenn ich versuche ihn vor großen unfreundlichen Hunden zu schützen bzw. die beiden zu trennen wenn ich sehe das Chad die Situation unangenehm ist: Fass ich an um ihn hinter mich zu ziehen, bzw. zieh ich den anderen Hund weg, eskaliert es eher als ohne Einmischung.
In diesen Situationen würd ich Chad als eindeutig unsicher und unterlegen einordnen, obwohl er die Rute immer sehr hochhält(sodass man gut schnüffeln kann) und sich auch lange beschnüffeln lässt bis es ihm reicht. Ich denke sehr unterlegene Hunde ziehen die Rute ja eher ein damit man sie nicht gut "erschnüffeln" kann, oder?
So und jetzt kommt die gegenteilige Situation: Wuselige Junghunde. Während ich oben beschriebene Begegnungen noch ganz gut einordnen kann, find ich Chad hierbei immer etwas "unberechenbar".
Es gibt zwei Reaktion auf ungestüme Pubertierende:
Entweder er zockelt einfach dran vorbei, ignoriert sie so gut es geht und weicht aus, indem er mal eben ein Stück im Gestrüpp spazieren geht. Das wäre ja eigentlich eine schöne Reaktion, aber die meisten jungen wilden sind so aufdringlich das sie Chad immer wieder und wieder zum Spielen auffordern und auch auf kein Rufen ihres Besitzers mehr hören, während ich zügig weiterlaufe in der Hoffnung der fremde Hund gibt endlich auf. Tut er das nicht (und manche Hunde haben da offensichtlich gar kein problem mit ihren besitzer seeehr weit hinter sich zu lassen) packt Chad sich den anderen Hund sehr (wie ich empfinde) übertrieben heftig und wirft ihn zu Boden mit irrem lauten Geknurre. Das sind immer die Situationen wo ich ihn nicht einschätzen kann: wie gesagt, er beißt nicht zu er hat nur das Maul aufgerissen und versucht den sich windenden Junghund am Boden festzutackern: was ihm irgendwie nie gelingt. Die meisten Junghunde zappeln und schreien Zeter und Mordio und dann zieh ich Chad lieber runter, bevor es doch zu Verletzungen kommt, bzw. die überbesorgten Junghundebesitzer auf einmal doch angerannt kommen können um ihren Hund wegzuziehen und meinen dabei evtl wegtreten (alles schon passiert).
Zwei Situation gabs, da hab ichs "laufen lassen" weil ich nicht schnell genug da war und die Hunde standen sich auf einmal wieder gegenüber und sind auseinander gegangen ohne weiteres Getue. Aber ich hab immer Angst das er doch weiter geht, wenn ich nicht eingreife. Allerdings unterwerfen sich die Hunde auch irgendwie nie ordentlich, also bleiben ruhig liegen. Die meisten zappeln, kreischen und schnappen zurück und versuchen diesselbe Masche danach wieder (also entwischen dem Besitzer und sind wieder aufdringlich, auch schon passiert).
Mein Notfallplan ist immer: Ranrufen, anleinen bzw. ans Bein nehmen, weitermarschieren. Klappt aber fast nie bei Tutnixen und "ihrer ist doch ein Goldi die wollen alle spielen", die rennen uns ungeachtet der Besitzer einfach hinterher. Chad pöbelt auch nie direkt, erst wenns ihm wirklich auf den Geist geht das ihm da einer um die Ohren springt. Nur ich finde diesen Wechsel vom äußerst subtilen Knurren, bzw wuffen bis zum plötzlichen Wutausbruch immer sehr heftig und weiß nie genau wann und wie ich eingreifen soll.
Die meisten Junghunde lassen sich nach meiner Erfahrung nämlich nicht so leicht durch abschirmen oder laute Stimme beeindrucken wenn ich sie versuche endlich auf Abstand zu halten (damit Chad das nicht machen muss). Würd ich Chad indem Moment anleinen und würde der andere weiter frei springen, wäre die Reaktion noch heftiger.
Dann die andere mögliche Reaktion: Er fängt ein kurzes (meist heftiges) Spiel mit dem Hund an und es kippt dann urplötzlich in eine Rauferei um und er hängt brüllend oben drauf wie eben beschrieben.
Meine "Taktik" ist momentan die, das ich ihn eigentlich nicht mehr mit fremden wuseligen jungen Rüden spielen lasse bzw. gar keinen Kontakt mehr zu lasse. Mit Hündinnen je nach Absprache und Sympathie. Er hat seine regelmäßigen bekannten Hundekontakte, mit denen es klappt und das reicht doch eigentlich auch, oder? Das wäre ja auch gar nicht das Schlimme, würden wir nicht immer wieder in solche Situationen gezwungen werden, ducrh Tutnixe die auf einmal um die Ecke oder hinter uns her geschossen kommen und deren uneinsichtigen Besitzern, weil ja alle Goldis lieb sind (und meiner dummerweise auch noch wirklich wie ein braves Schaf aussieht). Ich werd dann entweder dumm angemeckert oder entsetzt angestarrt, dabei ist es ja nicht mein Hund, der meilenweit wem anders hinterdackelt und am Popo klebt und einfach nicht hört. Chad folgt mir, läuft neben mir, ich kann ihn ranrufen, aber es gibt wirklich Hunde die sind schon auf ihn gesprungen während er neben mir saß, nachdem ich ihn zu mir gerufen habe. Und wie schon gesagt, sobald ich mich irgendwie einmisch macht Chad mit. Nur je öfter diese unschönen, leider nicht immer vermeidbaren Situationen (lobwohls eigentlich ganz einfach zu vermeiden wäre: Hund hört nicht-Leine dran) passieren, hab ich das Gefühl dieses Verhalten automatisiert sich irgendwie. Also Hund nervt, hört nicht auf vorherige Warnungen- Weltunter.
Aber eigentlich verhält sich Chad doch gar nicht so falsch, oder? Er warnt vor nach allen Maßstäben der Hundekunst, aber irgendwie versteht das kaum noch ein Hund hab ich das Gefühl und dann reagiert er so vollkommen übertrieben. Und das obwohl er sonst immer der unsichere, unterlegene ist. Ich hab das Gefühl manchmal, er spielt sich bei den nervigen Junghunden so auf um Unsicherheit zu kaschieren, bei ebenbürtigen "Gegnern" traut er sich das halt nicht.
Er ist auch schon in Gr0ßgruppen von 18 Hunden gelaufen und hat brav alle Formen der Hundekommunikation abgespult auch als er provoziert wurde, unterwerfen inklusive, und da ist nada passiert. Also am mangelnden Sozialverhalten liegts nicht.
Vielleicht sollt ich noch dazu sagen, das Chad als Junghund (auch durch unser Unwissen) früher öfters gemobbt und angegriffen wurde. Er hatte mal ein ganz böses Erlebnis mit einem anderen Golden, als er weniger als ein Jahr war: Er hat sich brav unterworfen und wurde weiter angegriffen, seitdem unterwirft er sich nicht mehr (außer bei besagtem Ausflug in der großen Gruppe, das war das erste Mal nach Jahren)
Ich hab das Gefühl, er hat damals gelernt das Unterwerfen nichts bringt, obwohl ers offensichtlich noch kann. Manche Situationen eskalieren dann natürlich wenn sich der andere Hund durch nicht-unterwerfen provoziert fühlt.
Aber muss man von einem sechsjährigen Rüden denn erwarten das er sich immer unterwirft wenn andere pöbeln? Eigentlich muss das doch nicht sei, oder? Er zeigt ja andere Gesten wie Blick abwenden, einfrieren oder ignorieren.
Ach jetzt hab ich so viel geschrieben und bin eigentlich gar nicht wirklich auf den Punkt gekommen...hab ich das Gefühl. Fragt ruhig nach wenn euch nicht klar geworden ist was mein Problem ist. Eigentlich ist es vor allem die allseits bekannte wachsende Unsicherheit bei Hundebegegnungen, weil jeder denkt Goldi möchte spielen und einfach laufen lässt, egal wie böse ich werde wenn man meiner Bitte anzuleinen nicht nachkommt.
Aber manchmal gehts nicht anders und dann muss es doch eine Möglichkeit geben das er nicht von leise Knurren auf "Berserker" umschaltet.Klar muss er nicht alle Hunde mögen, aber er kann doch auch lernen die Aufdringlichen weitesgehend zu ignorieren. Dann denk ich aber wieder, das tut er ja bereits: nur ist es nicht irgendwie sein recht auch mal wütend zu werden wenn er arg belästigt wird?
Ich warne die Leute immer vor, wenn die ihren Junghund nicht abrufen bzw. abholen wollen, das meiner nicht so freundlich ist wie er ausschaut, wenns denen immer noch egal ist wo Hundi rumspringt, was soll ich dann noch tun?
Das hört sich vllt alles verzweifelter an, als es ist. Eigentlich komm ich gut mit der Situation zurecht, ich finde nur halt schwierig das er manchmal unberechenbar reagiert, mit dem einen spielt er, beim andern kippt es. Den einen ignoriert er, beim anderen reißt der Geduldsfaden. Dabei hat er wirklich einen sehr langen Geduldsfaden.
Verwirrte Grüße
Saskia mit Chad